Wie invasive Fischarten die Teichwirtschaft in Südböhmen bedrohen
Die Gegend um Třeboň / Wittingau in Südböhmen ist die größte Teichlandschaft in Tschechien. Von dort kommen unter anderem die meisten der Karpfen, die an Heiligabend hierzulande auf den Tellern landen. Doch invasive Fischarten bedrohen immer mehr die Biotope und damit auch die wirtschaftliche Grundlage der Fischerei.
Josef Malecha steht auf dem Deich an einem der ältesten Teiche im sogenannten Wittingauer Becken. Hier am Opatovický rybník schildert der Vorstandsvorsitzende des Fischereibetriebs Třeboň, wie einige invasive Fischarten wohl eingewandert sein müssen. Und zwar durch den 45 Kilometer langen Goldenen Kanal. Dieser führt Wasser aus dem Fluss Lužnice / Lainsitz in die Teiche. Aber Malecha nennt auch ein weiteres offenes Tor, durch das sich ursprünglich fremde Fischarten in den Teichen angesiedelt haben:
„Die größten wirtschaftlichen und ökologischen Schäden verursachen Giebel und Blaubandbärblinge. Sie gelangen meist zu uns, weil sie sich in dem Fischsatz befinden, den wir gezielt kaufen. Gerade die genannten beiden Fischarten sind über Rumänien und Ungarn zu uns gekommen. Solche Neozoen vermehren sich besonders in Teichen, in denen aus unterschiedlichen Gründen die Besetzung geändert wird – beispielsweise wegen des Naturschutzes. Dadurch öffnet sich die Nahrungskette für ursprünglich nicht beheimatete Fischarten.“
Die Zuwanderung richte bei den Fischereibetrieben Třeboň mittlerweile auch wirtschaftliche Schäden an, schildert der Firmenchef.
„Wir holen zum Beispiel aus unseren Zuchtteichen, in denen sich der Blaubandbärbling vermehrt hat, fast nur noch diesen Fisch heraus. Der Bärbling ist aber praktisch nicht zu gebrauchen. Giebel lassen sich wenigstens zum Teil verkaufen. Aber auch durch sie sinkt die Produktion in den Teichen deutlich, etwa um 50 Prozent“, so Malecha.
Dabei gibt es noch weitere eingewanderte Fischarten, und die führen in den Teichen vor allem zu biologischen Schäden. Jiří Neudert ist Zoologe und arbeitet in der Verwaltung des Landschaftsschutzgebietes Třeboňsko. Er nennt den Katzenwels, den Schwarzen Zwergwels und den Gemeinen Sonnenbarsch. Sie sind alle ursprünglich in Nordamerika beheimatet, aber teils schon im 19. Jahrhundert nach Mitteleuropa gekommen.
„Wenn diese Fische sich vermehren, nimmt das Zooplankton ab. In der Folge entwickelt sich Phytoplankton, und das Wasser trübt sich. Das schadet seltenen Amphibienarten und wirbellosen Tieren“, schildert Neudert.
Unter Druck geraten beispielsweise Molche. Aber auch bestimmte Libellenarten sind auf diese Weise in ihrer Existenz bedroht. Neudert kennt zudem ein weiteres Beispiel aus einem besonders wertvollen Teil des Landschaftsschutzgebietes, in dem sich Moore und Teiche befinden:
„Im Nationalen Naturdenkmal Vizír gibt es den sehr seltenen Breitflügel-Tauchkäfer. In den vergangenen Jahren haben sich dort aber der Katzenwels und der Gemeine Sonnenbarsch massiv vermehrt, was den Tauchkäfer stark bedroht.“
Der Kampf gegen die Neozoen gestaltet sich jedoch äußerst schwierig. Denn diese hätten Überlebensstrategien, die ihnen Vorteile bieten würden gegenüber den ursprünglichen Fischarten in Tschechien, betont der Zoologe:
„Der Blaubandbärbling kann während einer Saison gleich mehrfach laichen, und der Giebel bildet eine Population ausschließlich aus Milchnern, so dass er andere karpfenartige Fische verdrängen kann.“
Die invasiven Fischarten haben sich im Wittingauer Becken schon derart stark vermehrt, dass sie sich laut Naturschützern und Fischern dort nicht mehr komplett ausrotten lassen.