Spidla bietet Professor Sokol Präsidentschaftskandidatur an

Jan Sokol, Foto: CTK

Die Suche der Regierungskoalition nach einem geeigneten gemeinsamen Präsidentschaftskandidaten für die dritte Wahlrunde, die am 28. Februar stattfinden wird, ging in den vergangenen Tagen weiter. Seit Freitag wird ein altneuer Kandidat der Regierungsparteien diskutiert - Professor Jan Sokol. Obwohl ihm die Kandidatur von Parteichef Spidla selbst angeboten wurde, ließen inzwischen einige sozialdemokratische Parlamentarier verlauten, Sokol sei nicht ihr Kandidat. Martina Schneibergova fasst die jüngste Entwicklung in puncto Präsidentschaftskandidaten zusammen.

Jan Sokol,  Foto: CTK
Beim Ex-Schulminister Jan Sokol als eventuellem Präsidentschaftskandidaten handelt es sich eher um einen altneuen Namen, denn er gehörte zu den Kandidaten, die von einer der beiden kleineren Regierungsparteien - den liberalen Unionisten - bereits vor der zweiten Wahlrunde erwähnt wurden. Nun wurde Sokol die Präsidentschaftskandidatur von CSSD-Chef Vladimir Spidla angeboten. Sokol lehnte das Angebot nicht ab und wartet jetzt auf die Reaktionen der anderen Parteien. Die uneinheitliche Haltung der Regierungsparteien war der Hauptgrund dafür, warum die früher angesprochenen und aus akademischen Kreisen stammenden eventuellen Präsidentschaftskandidaten auf ihre Kandidatur verzichteten. Aus den jüngsten Erklärungen von Politikern verschiedener Parteien geht hervor, dass Sokol offensichtlich mit den Stimmen der Christdemokraten, der Unionisten, eines Teils der Sozialdemokraten, bzw. mit den Stimmen einiger unabhängiger Senatoren rechnen könnte. Die Frage lautet, ob dies für Sokols Wahl zum Staatsoberhaupt genügen würde. Der bislang einzig offizielle Präsidentschaftskandidat ist Vaclav Klaus.

Die Spaltung innerhalb der sozialdemokratischen Partei könnte Sokols Chancen bedeutend schwächen. Eher unannehmbar ist er für die Anhänger von Ex-Premier Milos Zeman in den sozialdemokratischen Parlamentarierreihen.

Der Vizepremier und Senator Pavel Rychetsky brachte in einer am Sonntag vom privaten TV-Sender Prima gesendeten Debatte die Meinung zum Ausdruck, Jan Sokol habe die Chance, gewählt zu werden. Er erinnerte an die Verhandlungsfähigkeiten Sokols in der Zeit, als er in den Jahren 1990-92 Vizevorsitzender der sog. Völkerkammer des föderalen Parlaments war.

Professor Sokol ist zur Zeit Dekan der Fakultät für humanitäre Studien der Karlsuniversität. Er studierte Mathematik und Philosophie, unterzeichnete die Charta 77. Neben dem bereits erwähnten führenden Posten im Parlament hat er auch Erfahrungen mit der Arbeit in der Exekutive. 1998 war er Schulminister in der Regierung von Josef Tosovsky. Er übersetzt aus dem Französischen, Englischen und Deutschen und beteiligte sich auch an der neuen ökumenischen Bibelübersetzung (1963-1979). Jan Sokol ist kein Unbekannter im Bereich der tschechisch-deutschen Beziehungen. Er nahm z. B. mehrmals an den sogenannten "Marienbader Gesprächen" teil.