Schweizer Darlehen hilft den überfluteten Bauern Nordböhmens
Herzlich willkommen, verehrte Damen und Herren, zu einer weiteren Ausgabe des Regionaljournals. Bestimmt werden Sie sich noch an die verheerenden Überschwemmungen erinnern, von denen die Tschechische Republik im August vergangenen Jahres in Mitleidenschaft gezogen wurde. Tschechien und seine betroffenen Regionen bekamen danach Hilfe aus dem In- und Ausland. Unter den ausländischen war die Unterstützung, die aus der Schweiz stammte, eine der größten überhaupt. Insgesamt hat die Schweiz damals 10 Millionen Schweizer Franken an tschechische Kleinunternehmer gespendet. Wie diese Hilfe nun genutzt wurde, das hat im folgenden Regionaljournal Dagmar Keberlova unter die Lupe genommen.
Unser Begleiter, oder besser gesagt: unsere Begleiterin auf der heutigen Reise ist Carole Gürtler, die von der schweizerischen Botschaft aus die Hilfeverteilung und Verwaltung, die durch die DEZA - Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit - organisiert wurde, hier in Tschechien geleitet hat. Sie fragte ich einleitend, seit wann die DEZA in Tschechien tätig ist und was das Hauptziel der geleisteten Hilfe war:
Und wie waren die Bauern selbst mit der von der Schweiz geleisteten Hilfe zufrieden? Sehr zufrieden, sagen diejenigen, die wir besuchen. Die DEZA hat jetzt an die 80 Bauern und Kleinunternehmer ausgesucht, um einen repräsentativen Durchschnitt zu haben. Als ersten haben wir Herrn Miloslav Skoda in Libotenice besucht. Dieses Dorf liegt direkt an der Elbe und ein Teil von der Gemeinde wurde vom Hochwasser betroffen. Zu 100 Prozent verdient Herr Skoda seinen Unterhalt in der Landwirtschaft, und zwar mit Hopfen. Sein Feld verschwand im vergangenen August unter den Wasserfluten, Herr Skoda blieb ohne Ernte und die Anbaukonstruktionen sind teilweise zerstört.
"Die erste Hilfe kam vom Landwirtschaftsministerium, die wir gleich am Beginn bekommen haben, um überhaupt zu überleben. Teilweise haben wir Hilfe von der Gemeinde bekommen, um die Hopfenkonstruktionen zu sichern, den dort spielen auch Kinder, für die die zusammenbrechenden Pfeiler gefährlich waren. Ein Teil bekamen wir auch vom Hopfenanbauverband. Die letzte Hilfe war das Darlehen der Agentur DEZA, die für uns eine sehr angenehme Überraschung war, vor allem deshalb, weil die Hilfsleistung ohne jegliche Bürokratie gelaufen ist. Wir hatten ein einfaches Formular ausgefüllt und danach keine Sorgen mehr damit gehabt. Auch hatten wir schon mit keiner weiteren Hilfe mehr gerechnet, auch von daher war es eine angenehme Überraschung. Es hat mir an die 50 Prozent der Schäden gedeckt."
Aber auch heute noch könne er nicht genau die gesamte Höhe der Schäden abschätzen, weil sich diese erst noch zeigen wird, im Laufe des Frühlings und des Sommers.
Ein zweiter Bauer, den wir besucht haben, ist Herr Vaclav Bukowsky in Ceské Kopisty, einer Gemeide, bei der zwei Flüsse zusammenfließen, und zwar die Oder und die Elbe. Seine Familie lebt seit 250 Jahren auf dem Grund. Herr Bukowski zeigte uns, bis wohin das Wasser heuer gestiegen ist. Dieses Hochwasser war bereits das fünfte, was sein Gut betroffen hat, seit seine Familie dort angesiedelt ist. Herr Bukowski baut vor allem Gemüse an, weil die Erde durch ihre Feuchtigkeit dafür wie geschaffen ist. Die Ernte hat er zu 100 Prozent verloren und sein Haus stand auch unter Wasser. Auch er hat mit dem Schweizer Darlehen nicht mehr gerechnet. Wozu er es genutzt hat?
"Das schweizerische Darlehen habe ich dafür genutzt, um diesen Betrieb neu zu starten. Um die Anbauprodukte einzukaufen, brauche ich so an eine halbe Million Kronen. Auch muss ich einen meiner fixen Angestellten bezahlen. Wir kaufen z.B. Düngemittel zu Weltpreisen, aber Gemüse verkaufen wir zu tschechischen Preisen."
Als ihn Frau Gürtler fragte, wie er insgesamt zufrieden war, hat auch er sich sehr positiv geäußert. Auf ihre Frage, ob er beim nächsten Mal bevorzugen würde, dass dieses Geld über eine tschechische Institution, wie das Landwirtschaftsministerium beispielsweise, vermittelt wird, sagte er erschrocken um Gottes Willen nein, dann würde er es nie bekommen, man wisse doch, wie die Vetternwirtschaft in Tschechien funktioniere.
Abschließend fragte ich Carole Gürtler, ob sie auch im Laufe der kommenden zehn Jahre, für die das Darlehen gegeben wurde, den Verlauf der Rückzahlung weiter verfolgen werden, sowie die endgültige Anwendung für gemeinnützige Zwecke in den jeweiligen Gemeinden:
Soweit die heutige Ausgabe des Regionaljournals, in dem wir nordböhmische Bauern, die vom Hochwasser im August betroffen waren, besucht haben. Auf ein Wiederhören in zwei Wochen freut sich und Dagmar Keberlova.