Droht der Untergang der tschechischen Wissenschaft?

Obwohl die Förderung der menschlichen Ressourcen, der Bildung und der Wissenschaft als Prioritäten der Programmerklärung der Regierung gelten, werden die geplanten Sparmaßnahmen im Staatshaushalt u.a. auch die tschechische Wissenschaft schwer betreffen. Markéta Maurová berichtet.

Die Wissenschaft ist einer der Bereiche, die sich mit wesentlich weniger Finanzen zufrieden geben müssen, als sie beantragt haben. Sie erhält zwar nicht weniger als in diesem Jahr, aber auch nicht viel mehr. Der für die Wissenschaft zuständige Vizepremier Petr Mares dazu:

"Unsere Forscher und Wissenschaftler werden sich nicht bescheiden müssen. Sie bekommen keinesfalls weniger Geld als in diesem Jahr. Wie hoch jedoch die Summe sein wird, die der Staat in Wissenschaft und Forschung aus öffentlichen Mitteln investiert, darüber herrscht bisher keine Klarheit. Ich bin mir ganz sicher, dass man dort mehr bekommt. Die Regierung hat zwar Limits für einzelne Haushaltskapitel gebilligt, gleichzeitig aber gesagt, dass ihre Prioritäten für das nächste Budget die vollwertige EU-Integration der Tschechischen Republik und an zweiter Stelle die Bildungsökonomie sind. Und deren Bestandteil stellen unbestritten auch Forschung und Entwicklung dar."

Das Monatsgehalt eines Hochschulabsolventen und Mitarbeiters der Akademie der Wissenschaften erreicht nicht einmal den Durchschnittslohn im Lande. Ein Stagnieren des jetzigen Standes sehen die Wissenschaftler u.a. auch deswegen als ausgeschlossen an. Dass die Wissenschaftler nicht demonstrierten und mit keinen Streiks drohten, bedeute nicht, dass sie nicht beunruhigt seien. Viele würden auf die Stagnation mit einem Abgang reagieren - ins Ausland oder weg aus der Wissenschaft, warnt die Präsidentin der Tschechischen Akademie der Wissenschaften Helena Illnerova in der Mittwochsausgabe der Tageszeitung Mlada fronta Dnes.

Während in der Europäischen Union um die 1, 9 % des Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Entwicklung verwendet werden und 0,8 % davon aus den einzelnen Staatshaushalten strömen, sind es in Tschechien in diesem Jahr nur 1,3 bzw. 0,57 %. Im Sparplan sieht man auch für die nächsten Jahre keine wesentliche Erhöhung vor, doch Vizepremier Petr Mares zeigt sich in Bezug auf weitere Haushaltsverhandlungen trotzdem optimistisch:

"Ich habe ein eindeutiges Limit: die Quote unserer Ausgaben muss sich eindeutig aufwärts bewegen. Ich möchte daran erinnern, dass nachdem wir im kommenden Jahr der EU beitreten, die Parameter des sog. Lissabon-Prozesses für uns verbindlich sein werden. Darin ist festgelegt, dass alle Länder der Europäischen Union im Jahre 2010 1 % aus ihren öffentlichen Haushalten für Forschung und Entwicklung verwenden müssen."