Formans Film "Der Feuerwehrball" auf der Theaterbühne
Dass auf der Basis literarischer Vorlagen bzw. Theaterstücke Filme gemacht werden, ist eine übliche Sache. Der Weg kann jedoch manchmal auch in die umgekehrte Richtung führen: Nach einem Film entsteht eine Theatervorstellung. Über einen solchen Fall berichtet aus Potsdamm unsere freie Mitarbeiterin Brigitte Silna.
Der dritte Film des tschechischen Oskar-Regisseurs Milos Forman "Horí, má panenko!", übersetzt "Der Feuerwehrball", der über 20 Jahre in dessen Land verboten war, hatte den Theatermann Herbert Olschok schon früh beeindruckt. Als gestandener Regisseur für große Ensemble-Inszenierungen reizte es ihn, diese Realsatire auf einer Bühne umzusetzen. So begab er sich gemeinsam mit der Dramaturgie des Hans-Otto-Theaters Potsdam auf den steinigen Weg, erst mal die Rechte für Bühnenfassung und Uraufführung des "Feuerwehrballs" zu erwerben. Das war eine rechte Odyssee und sie dauerte viele Monate! Schließlich gelang es, Premieren-Termin sollte der 10. Oktober 2003 sein. Milos Forman wurde natürlich eingeladen. Angesichts geplanter Dreharbeiten zu seinem neuen Film "Embers" im Oktober in Prag käme er gerne nach Potsdam, doch wohl erst zu einer späteren Aufführung.
Film sowie Stück des "Feuerwehrballs" bilden eine Metapher und persiflieren die Überforderung und Ohnmacht einer politischen Klasse gegenüber dem normalen Leben. Sie zeigen also das aufgedrückte Bild der Wirklichkeit, wie es zu sein hat, doch aber nicht ist - was sich auch durch Formans gesamtes Filmschaffen zieht.
Regisseur Herbert Olschok bezeichnet diese zeitlos-aktuelle Geschichte als Klassiker, als unglaublich witzig, aber auch sehr poetisch, theatralisch und deshalb als ein attraktives, für die Bühne sehr geeignetes Unternehmen.
Die übersetzte Dialogfassung des kürzeren Films diente als Vorlage zur Bühnenfassung. Die Geschichte wurde original übernommen, nur die Namen assoziativ verändert und Dialogtexte angeglichen. Zwischen dem tschechischen und seinem erzgebirgischen Humor existiert eine Artverwandtschaft, meint Herbert Olschok, - und zum Glück gab es während der Proben nicht nur Schweißperlen, sondern eine Menge zu lachen.
Was passiert eigentlich beim Ball der Freiwilligen Feuerwehr im Gasthaus "Paradies"? - Die Wahl der "Miss Feuerwehr" endet im Chaos, die Tombolapreise werden geklaut und ein Haus im Ort brennt ab - alles mit einem DDR-Lokalkolorit versehen und im Kostüm der 60er Jahre. Diese absurden Situationen meistern 31 Schauspieler in 100%er Teamarbeit mit größter Konzentration und Akribie gleichzeitig auf der Bühne! Ein wahrer Kraftakt bei 2 ¼ Stunden reiner Spielzeit!
Der Regisseur wünscht sich von den Zuschauern am Ende ein befreites Lachen mit der Frage: Was hat sich seitdem geändert? Und die Antwort: eigentlich gar nichts, es ist nur komplizierter geworden!
Die Premiere am 10. Oktober wurde bejubelt und zum überdurchschnittlichen Erfolg für alle Beteiligten.