Verteiltes virtuelles Forschungsmilieu - Digitalisierung wertvoller Schriftstücke

Kralitzer Bibel (Foto: Jana Šustová)

Verteiltes virtuelles Forschungsmilieu. Wissen Sie, was dies bedeutet? Wenn nicht, hören Sie dem folgenden Beitrag von Markéta Maurová zu.

Kralitzer Bibel  (Foto: Jana Šustová)
Eine nötige Bedingung für effektive Forschungsarbeit ist ein einfacher und schneller Zugang zu Informationen. Diese Informationen direkt an die Wissenschaftler zu bringen, dies ist das Ziel eines Konzepts, das man verteiltes virtuelles Forschungsmilieu nennt. Was man sich darunter vorstellen kann, danach fragte ich Tomas Kosnar, der sich an der Bildung eines Internetnetzes im Bereich der Wissenschaft und Forschung - kurz: CESNET - beteiligt:

"Ich stelle mir darunter vor, dass ich fähig bin, meine fachliche Arbeit an meinem Arbeitsort zu realisieren, wobei dieser Arbeitsort etwa bei mir zu Hause sein kann: Das Homeworking, ein Begriff, der in den letzten Jahren aufgetaucht ist, ist das, wohin die Menschheit wohl künftig gelangt, und zwar in den Berufen, die intellektuell arbeiten."

Im Prinzip beruht das Projekt auf einer Digitalisierung, d.h. Übertragung von schriftlichen Dokumenten in Computergestalt. Die Nationalbibliothek in Prag beschäftigt sich mit der Digitalisierung ihrer Bestände seit etwa zehn Jahren. Sie macht sie nicht nur zugänglicher, sondern trägt auch dazu bei, dass man die wertvollen Originale nicht mehr in die Hand nehmen muss, denn dadurch können sie erheblich beschädigt werden. Die Nationalbibliothek hat gegenwärtig zwei große Projekte laufen, bei denen wertvolle und bedrohte Schriften digitalisiert und im Internet veröffentlicht werden: "Memoria" und "Kramerius" heißen sie. Mehr dazu sagt uns ein Mitarbeiter der Bibliothek Adolf Knoll:

"Ich beginne mit dem Projekt Kramerius. Das sind Zeitungen ab der Zeit, als Ende des 18. Jahrhunderts Kramerius Zeitungen herausgegeben hatte, daher der Name. Des weiteren Zeitungen des 19. Jahrhunderts, sowohl tschechische als auch deutsche, die hier in Prag erschienen, bis hin zu Zeitungen aus den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Wir konzentrieren uns auf das, was es in unseren Bibliotheken nur in wenigen Exemplaren gibt."

Das andere Projekt, "Memoria", bezieht sich auf alte Manuskripte. Bisher wurden etwa eine halbe Million Seiten Handschriften und alte Druckschriften digitalisiert, einige Hundert historische Karten sowie etwa 1,2 Millionen Zeitungen. In diesen Tagen werden sie für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Und was strebt man als Ideal an? Adolf Knoll:

"Wir haben eine langfristigere Zielstellung, die wir etwa innerhalb von sechs Jahren realisieren wollen. Dies bedeutet, nicht nur eine möglichst hohe Zahl an gefragten und interessanten Sachen anzubieten, sondern auch mit ähnlichen Projekten in Europa eingebunden zu sein und gleichzeitig die Dokumente mit weiteren Daten auszustatten und einen Komplex an zusätzlichen Informationen dazu zu schaffen."