Doppelte Staatsbürgerschaft für Tschechen immer noch attraktiv

Hlučín im Jahre 1921

Auch kurz vor dem EU-Beitritt gibt es noch Tschechen, die um andere Staatsbürgerschaften ersuchen. Welche es sind und welche Gründe sie dazu haben, sagt ihnen jetzt Dagmar Keberlova.

Hlučín im Jahre 1921
Die im Osten Tschechiens gelegene Region Hlucinsko/Hultschiner Ländchen ist eine besondere im Rahmen der Tschechischen Republik. Einst zum Deutschen Reich gehörend, wurde sie im Jahre 1920 an die damalige Tschechoslowakei angeschlossen. Der Hultischern Bevölkerung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg flächendeckend die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft erteilt und die deutsche abgenommen. Heute können diese Menschen die deutsche Staatsbürgerschaft wieder beantragen. Und viele haben es in der schlesischen Region bereits getan. Mehr dazu vom Historiker Erich Sefcik vom Schlossmuseum Kravare/Krawarn:

"Die Bevölkerung in Hultschin ist heute ein fixer Bestandteil des tschechischen Staates. Sie nutzen nur die Möglichkeit, die ihnen historisch gegeben wird, und zwar, dass sie nach den Gesetzten der Bundesrepublik Deutschland um die deutsche Staatsbürgerschaft ansuchen können, um sich das Leben einfacher zu machen. Die Menschen von Hultschin nutzen dies in großem Maße. Ein Grossteil von ihnen hat die deutsche Staatsbürgerschaft, die es ihnen ermöglicht, im Ausland zu arbeiten. Und sie arbeiten nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA oder in den Niederlanden."

Der Grund ist ausschließlich ein wirtschaftlicher, bestätigt Historiker Sefcik. Es gebe keine Schwierigkeiten im Zusammenleben von verschiedenen Nationalitäten in der Region, die Menschen wollen einfach nur besser bezahlte Arbeit und einfacher reisen können. Bisher trauen die Menschen nämlich der Europäischen Union nicht allzu viel zu, viele Länder haben den Zugang zum Arbeitsmarkt für die Bürger aus den neuen Ländern für zumindest zwei Jahre versperrt, und so stellen die Bewohner vom Hultschiner Ländchen nach wie vor Anträge auf die deutsche Staatsbürgerschaft. Denn, sie wollen keine zweitklassigen Bürger im Rahmen der Europäischen Union sein, meint der Soziologe aus der Region, Jiri Siostrzonek.