Zuwanderungsraum Europa: Billigarbeiter vor neuen Hürden?
Europa wächst zusammen. Und das Zusammenwachsen hat ein Datum: Am 1. Mai 2004 treten zehn neue Staaten zu den 15 alteingesessenen Mitgliedern der Europäischen Union hinzu. Die Mehrzahl der Neuzugänge liegt im Osten. Und dort liegt für viele auch das Problem. Osteuropäische Billigarbeiter, so das Schreckenszenario vor allem aus deutscher und österreichischer Sicht, überschwemmen nach Öffnung der heutigen Schengen-Außengrenzen den dortigen Arbeitsmarkt.
Lange haben auch die Beitrittskandidaten im Osten weggeschaut, wenn es um die Zuwanderungsfrage ging. Beispiel Tschechische Republik: Gesetze zur Zuwanderung wurden verschleppt, ausländische Arbeitskräfte in den Medien als "Illegale" stigmatisiert, die Prozedur eine Arbeitserlaubnis zu erhalten bürokratisch erschwert. Und dennoch kamen jährlich mehr auf der Suche nach Arbeit. Meist aus Osteuropa, mit Abstand die meisten aus der Ukraine. Viele von ihnen regulär, viele ohne Erlaubnis - Hauptsache das Geld stimmt. Und das Geld stimmt immer, wenn es zu Hause keine Arbeit gibt und der eigene Garten nicht ausreicht, um Miete, Lebensmittel, Medikamente oder das Schulgeld für die Kinder zu bezahlen. An der Notlage in dem 50-Millionen-Staat Ukraine werden auch die neuen EU-Außengrenzen nichts ändern, eher werden sie diese noch verschärfen. Nicht Mauern ist am Vorabend der europäischen Erweiterung gefragt.
Alte und neue Europäer müssen sich öffnen. Öffnen für eine Diskussion über die schon bald neuen Grenzen der EU. Öffnen auch für die Probleme und Belange der neuen Nachbarn im Osten. Erst wenn Europa seine Nachbarn kennen lernt, erst dann wird es auch eine vernünftige europäische Zuwanderungspolitik geben können.