15 Jahre nach der Wende: Jeder fünfte Tscheche wünscht sich den Sozialismus zurück

Eine heute veröffentlichte Umfrage zeigt, dass sich eineinhalb Jahrzehnte nach der Revolution gut 20 Prozent der Tschechen wieder in die Zeit des Sozialismus zurücksehnen. Thomas Kirschner fasst die Ergebnisse zusammen.

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Prag 1989

Klänge aus der sozialistischen Tschechoslowakei. Mit der Wende vor 15 Jahren verschwanden sie aus dem Leben der Menschen. Inzwischen aber wünscht sich jeder fünfte Tscheche wieder in die Zeit vor der Revolution zurück. Das geht aus einer Umfrage hervor, die die Tageszeitung Mlada Fronta Dnes in ihrer heutigen Ausgabe veröffentlicht. Als Vorteile des totalitären Systems werden vor allem die Sicherheit des Arbeitsplatzes und des Lebens im Allgemeinen sowie die niedrige Kriminalität genannt. Dem schließt sich auch der ehemalige kommunistische Landwirtschaftsfunktionär Antonin Kutek an. Obwohl er als Unternehmer heute finanziell gut gestellt ist, fühlt er sich auch weiterhin als Kommunist, wie die Mlada fronta zitiert:

"Ich meine, damals hat eine größere Ordnung geherrscht. Und ich meine damit die Wirtschaftskriminalität genau wie alles andere. Die Leute hatten viel mehr Respekt vor Polizisten, Staatsanwälten und Richtern, und auch Korruption gab es bei weitem nicht in einem so hohen Maß wie heute."

Leere Regale, staatliche Überwachung und Drangsalierung, fehlende Reise- und Meinungsfreiheit - einem bedeutenden Teil der Tschechen scheint dies 15 Jahre nach der Wende ein besseres Leben, als sie heute haben. Generell ist es die ältere Generation sowie Menschen mit niedriger Ausbildung und geringem Verdienst, die sich eine Rückkehr in die Zeit vor 1989 wünschen. In der Altersklasse der 60-69jährigen haben sie sogar die Mehrheit: 56 Prozent wünschen sich hier die alten Zeiten zurück. Von den 20-29jährigen sind es demgegenüber nur drei Prozent.

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Immerhin: Nach der Selbstinszenierung der Kommunisten scheint sich kaum jemand zurückzusehnen. Nur etwas mehr als ein Prozent der Befragten gaben an, dass sie die Spartakiaden und die kommandierten Winkparaden zum ersten Mai vermissen würden.