Kleines Feuilleton über schlechte Behandlung und ungehöriges Verhalten
Früher war alles so einfach: Fühlten sich die Vertreter eines Staates von einem anderen schlecht behandelt, dann waren ein paar bunte Soldaten schnell bei der Hand und nach einigen Scharmützeln, ein paar Toten und maßvollen Verwüstungen waren Ordnung und Ehre wiederhergestellt, oder jedenfalls das, was man dafür hielt. Thomas Kirschner mit einem Beispiel, wie solche Fälle heute geregelt werden.
Die Zeiten haben sich geändert, vorbei ist es mit den bunten Soldaten. Geblieben ist allerdings die Feinfühligkeit auf internationalem Parkett. Wie aber heutzutage gegen erlittene Unverschämtheiten vorgehen? Die deutsche SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast hat einen Weg gefunden. Bei einem privaten Besuch in Prag Anfang Oktober wäre sie beinahe ein Opfer der nur allzu bekannten örtlichen Taxi-Mafia geworden. Wohlgemerkt nur beinahe, denn als gut vorbereitete Touristin kannte sie die einschlägigen Warnungen und hat so doch noch ein Taxi gefunden, dass sie für reguläre vier Euro statt der ursprünglich geforderten 20 Euro ins nahe gelegene Hotel brachte. Also alles in Ordnung? Nein, denn wohin mit
der - durchaus berechtigen - Empörung, zumal auf so zwischenstaatlicher Ebene? "Eine Anzeige bei der Polizei!", möchte man Frau Sonntag-Wolgast da raten. Doch so niedrig hängt die Satisfaktion eines Parlamentariers nicht: Die SPD-Abgeordnete entschloss sich zu einer offiziellen Beschwerde bei der Tschechischen Botschaft in Berlin und verlangte dort eine Untersuchung des Falles. Nun sind die schwarzen Schafe unter den Prager Taxifahrer in der Tat ein notorisches Problem. Aber gehört das ernsthaft auf die diplomatische Ebene? "Tschechien ist ein Mitglied der Europäischen Union und so ein Verhalten gehört sich einfach nicht", sagt Frau Wolgast-Sonntag dazu. Seltsam, diesen Satz hätte man auch ihr sagen können.