Schwimmsport: Wasserspringer Navrátil beendet die lange Erfolglosigkeit
Schwimmen und Schießen, das sind zwei ziemlich unterschiedliche Sportarten. In Tschechien kommt noch hinzu, dass man in der einen kaum Erfolge vorweisen kann, in der anderen aber doch. 14 Jahre lang sind tschechische Schwimmsportler nämlich ohne Medaille von den Weltmeisterschaften heimgekehrt. Diesen Bann hat nun Wasserspringer Michal Navrátil durch seine Silbermedaille gebrochen.
Der Wasserspringer-Karriere von Navrátil liegt allerdings ein eher bitteres Ereignis zugrunde. In jungen Jahren probierte er sich gleich in mehreren Sportarten aus. Er begann als Schwimmer und schien recht talentiert im Schmetterlingsstil. Zugleich war er Turner. Doch eines Tages brach er sich beim Rollschuhlaufen das Handgelenk. Die Diagnose lautete: Einen Monat Pause. Für einen Sportler gibt es kaum Schlimmeres, und auch Navrátil machte sich darüber so seine Gedanken:
„Einen Monat lang war ich nicht im Wasser. In solch einer langen Zeit verliert man sehr viel an Muskelkraft. Daher überlegte ich, wie man das Turnen mit dem Schwimmen im Bassin verknüpfen könnte. Das Wasserspringen schien mir dafür ideal zu sein. Meinen ersten Sprung vollführte ich im Schwimmstadion des Prager Stadtteils Podolí. Es war das Becken, in dem ich schon als Schwimmer trainiert hatte.“In Podolí gab es aber weder einen 27 Meter hohen Turm, noch ist das eine Höhe, mit der man gleich beginnt. Als Wasserspringer sucht man sich vielmehr eine Ausgangshöhe, von der man glaubt, sie ganz gut im Griff zu haben. Auch beim Ex-Schwimmer und -turner Navrátil war das nicht anders:
„Ich begann mit zwölf Metern beim tschechischen Wettbewerb High Jump. In den darauffolgenden Jahren steigerte ich die Höhe, zunächst auf 15 Meter. Ich suchte mir Wettkämpfe im Ausland aus, bei denen von 15 und von 20 Metern gesprungen wurde. Jedes Jahr gab ich ein paar Meter an Höhe hinzu, zudem kehrte ich aber ebenso zum Turmspringen zurück. Das habe ich fortan emsig vom Zehn-Meter-Turm in Podolí trainiert.“
„Ich begann mit zwölf Metern beim tschechischen Wettbewerb High Jump. Jedes Jahr gab ich ein paar Meter an Höhe hinzu, zudem kehrte ich ebenso zum Turmspringen zurück.
Das war dann auch eine gute Voraussetzung, um beim Extrem-Turmspringen in Budapest zu bestehen. Denn bei einer Weltmeisterschaft wird keine Klippe in dieser Höhe aufgesucht, sondern ein entsprechend hohes Podium installiert. Und in der Donaustadt wurde das Springen zu einem echten Spektakel gemacht, denn es wurde mitten im Stadtzentrum, direkt vor dem berühmten ungarischen Parlamentsgebäude ausgetragen. Ein Schauplatz, der auch Navrátil nicht kalt ließ:
„Als ich das erste Mal von der Plattform abgesprungen bin, wusste ich in der Rotationsphase zunächst nicht, wo ich bin. Ich sah nur die orangeroten Dächer der Stadt und den Himmel, und als ich die Schraube öffnete, war auch schon das Bassin unter mir. In der Luft habe ich mich überhaupt nicht wohl gefühlt, denn es ging alles sehr schnell. Von daher brauchte ich einige Trainingstage, um mich mit dem WM-Schauplatz anzufreunden.“
Das aber ist dem 32-jährigen Prager offensichtlich sehr gut gelungen, denn in Budapest legte er einen Wettkampf hin, an dem man wirklich nicht mäkeln konnte.„Ich denke, dass ich alle meine Sprünge ziemlich sauber zu Wasser gebracht habe. Die gesamte Weltmeisterschaft über war ich in bestechender Form. Im Training habe ich keinen einzigen Fehler gemacht. Beim Wettkampf dann habe ich vielleicht hier und da etwas gewackelt, denn der Stress war ungleich höher. Die Sprünge sahen nicht ganz so gut aus wie im Training, doch ich bin sehr konstant geblieben.“
Mit dieser Konstanz habe er sich zugleich den Respekt der Konkurrenz erworben, und unter seinen Rivalen habe es nicht wenige gegeben, die ihm den Sieg und damit den WM-Titel gegönnt hätten, versicherte Navrátil. Der US-Amerikaner Steve LeBue wurde jedoch noch etwas besser bewertet als er.
„Es ist nicht damit getan, nur ins Wasser zu springen. Noch schwerer ist es, bis auf 27 Meter emporzusteigen. In Budapest fiel es einem immer schwerer nach oben zu kommen, je höher die Etagen und die Treppen waren, die man gerade unter sich hatte.“
„Entscheidend war die Schwierigkeit der Sprünge, die LeBue zeigte. Er hat nicht alle sauber ins Wasser bekommen, doch der Schwierigkeitsgrad seiner Sprünge war deutlich höher.“
Mit etwas mehr Risiko wäre also womöglich auch die Goldmedaille drin gewesen für den Tschechen, doch auch so war sein Auftritt in Budapest eine echte Überraschung. Vor ihm hatte der tschechische Schwimmsport das letzte Mal im Jahr 2003 eine WM-Medaille geholt. In Barcelona hatten Jana Pechanová im Langstreckenschwimmen und Rückenschwimmerin Ilona Hlaváčková jeweils Silber erkämpft. Und im Wasserspringen lagen die letzten dekorierten Erfolge sogar noch länger zurück: Die einzigen Tschechen, die vor Navrátil ein Siegerpodest bestiegen hatten, waren Milena Duchková 1973 und Heidemarie Bártová-Grecká im Jahr 1991. Und für seine Medaille im Wasserbecken von Budapest musste Navrátil zudem noch mehr auf sich nehmen, als „nur“ von einer hohen Plattform zu springen:
„Es ist nicht damit getan, nur ins Wasser zu springen. Noch schwerer ist es, bis auf 27 Meter emporzusteigen. In Budapest fiel es einem immer schwerer nach oben zu kommen, je höher die Etagen und die Treppen waren, die man gerade unter sich hatte. Darauf musste sich jeder Springer mental einstellen. Es ist physisch sehr anstrengend, mehrere Male am Tag aus 27 Metern Höhe zu springen. Hinzu kommt der ständige Aufstieg in diese Höhe, und dann muss man auch noch psychisch stark sein, um jedes Mal den Sturz ins Wasser zu wagen.“Michal Navrátil hat dieses Wagnis auf sich genommen, es gut gemeistert und ist dafür reich belohnt worden. Seine Medaille ist nicht nur ein großer Erfolg für ihn, sondern auch ein echter Silberstreif am Horizont des tschechischen Schwimmsports.
Sportschütze Kostelecký auch mit 42 Jahren noch ein Ass
Angesichts der Übermacht solcher Schwimmnationen wie den USA oder Australien hängen die Trauben für tschechische Schwimmsportler also stets sehr hoch. Völlig anders sieht es im Sportschießen aus, hier können Tschechiens Asse ziemlich regelmäßig auf Erfolge verweisen. Auch in jüngerer Vergangenheit. Erinnert sei nur an die Kateřina Emmons, geborene Kůrková, die von 2002 bis 2012 zur absoluten Weltspitze im Gewehrschießen gehörte, sowohl mit dem Kleinkaliber und erst recht mit dem Luftgewehr. Neben einem WM- und zwei EM-Titeln gewann Emmons bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking auch die Goldmedaille im Luftgewehrschießen.Der aus Plzeň / Pilsen stammenden Kateřina gleich machte es David Kostelecký. Der gebürtige Brünner wurde 2008 Olympiasieger im Wurftaubenschießen in der Disziplin Trap. Und darin ist der 42-Jährige bis heute ein absoluter Champion geblieben. Bei der Europameisterschaft der Sportschützen, die unlängst in Baku ausgetragen wurde, errang Kostelecký sein zweites Gold nach dem EM-Titel im Jahr 2002. Dazu gewann der Oldie noch vor 19 und vor neun Jahren je eine Silbermedaille bei den kontinentalen Titelkämpfen. Nach Baku äußerte er sich dann auch sehr zufrieden:
„Ich bin glücklich darüber, dass ich mich schon lange in der Weltspitze behaupte. Ab und an drückt sich das auch in einem sehr guten Ergebnis aus, von daher bin ich froh, dass mir das hier wieder gelungen ist.“Bei der Europameisterschaft eroberte die tschechische Mannschaft insgesamt zehn Medaillen, darunter zwei goldene. Der zweite EM-Titel geht auf das Konto von Miloš Slavíček. Der 23-Jährige gewann ebenfalls ein Tontaubenschießen, und zwar jenes in der Disziplin Skeet.