Zwei Gutachten sollen Ursache für Halleneinsturz in Ostböhmen feststellen
Am Sonntag stand in der ostböhmischen Stadt Česká Třebová / Böhmisch Trübau eigentlich ein freudiges Ereignis ins Haus – am Nachmittag sollte die neue Sporthalle im Areal zweier Fachschulen feierlich eingeweiht werden. Doch es kam ganz anders: Am Vorabend war das Dach des Neubaus eingestürzt. In dem Gebäude wurde gerade ein Floorball-Turnier ausgetragen, etwa 80 Menschen befanden sich darin. Alle konnten rechtzeitig fliehen, zwei Personen wurden leicht verletzt. Seitdem wird nach den Ursachen des Einsturzes gesucht.
Eine Videoaufzeichnung des tschechischen Floorball-Verbandes, die im Netz kursiert, zeigt das ganze Drama: Mitten in einem Spiel beginnt sich die Dachkonstruktion zu lösen. Während Spieler, Organisatoren und Zuschauer aus der Halle laufen, sinkt sie tiefer und stürzt ein. Der Grund für den Einsturz ist noch unklar, doch das vorhandene Video dürfte bei den Ermittlungen sehr hilfreich sein, sagt der Hauptmann des Kreises Pardubice, Martin Netolický:
„Darauf ist deutlich zu sehen, wie die hölzerne Dachkonstruktion allmählich zusammenbricht. Die 40 Sekunden, in denen das passiert ist, können Experten daher mittels Zeitlupen detailliert auswerten. Daraus sollten sie klar erkennen können, was wann genau mit der Konstruktion geschehen ist.“Der Kreis Pardubice ist der Investor der Halle, gekostet hat sie ihn 58 Millionen Kronen (2,15 Millionen Euro). Und nun dieser Schlag ins Kontor. Netolický hast deshalb schon am Sonntag angekündigt, dass der Kreis ein unabhängiges Gutachten zur Ursache des Dacheinsturzes erstellen lassen wird. Darin soll das gesamte Projekt von der Studie bis zur Bauabnahme untersucht werden. Eine solche Expertise erstellt auch die Polizei. Sie ist dazu verpflichtet, denn sie muss die Frage beantworten: Wer trägt die Schuld an dem Desaster? Laut Netolický begrüße es die Polizei, dass es zwei voneinander unabhängige Überprüfungen zur Einsturzursache geben wird. Oppositionelle Regionalpolitiker werfen dem Sozialdemokraten indes vor, einfach nur Geld aus dem Fenster zu werfen. Der Kreishauptmann hält dem entgegen:
„Wir wollen begreiflicherweise einen Ausweg aus der misslichen Lage finden. Das Gutachten soll uns sagen, ob wir den gesamten Bau abreißen müssen oder ob es genügt, einige Korrekturen an dem Projekt vorzunehmen. Also Korrekturen, die die Konstruktion sicherer machen.“Bis beide Gutachten vorliegen, wird einige Zeit vergehen. Derweil werden von den Medien Experten zum Einsturz befragt. Am Unglückstag lagen bis zu 25 Zentimeter Schnee in Česká Třebová und es herrschte Tauwetter. Waren der Druck von Schnee und Wasser zu stark für das Dach? Dazu äußerte der Statiker und Projektant für Trägerkonstruktionen, Václav Jandáček, im tschechischen Fernsehen:
„Maßgebend ist nicht der tauende Schnee, sondern das Wasser, das so entsteht. Wenn es über die ganze Dachfläche verteilt 15 bis 20 Zentimeter hochgestanden ist, könnte das schon eine entscheidende Rolle gespielt haben. Doch das war hier vermutlich nicht der Fall.“Im Übrigen würden Dachkonstruktionen in der Region so gebaut, dass sie dem Druck von mindestens 40 Zentimeter Schnee standhalten können. Und auch die Holzkonstruktion, die bei diesem Bau verwendet wurde, habe sich bewährt.
„Die Holzbinder werden hier schon seit Jahren hergestellt, und sie funktionieren“, ergänzt Jandáček.Folglich muss abgewartet werden, was die Untersuchungen zu Tage bringen. Bis dahin darf man sich damit trösten, dass Menschen zum Glück so gut wie nicht zu Schaden kamen. Von den beiden Leichtverletzten war einer gestürzt und der andere gegen eine Tür gestoßen.