Zu billig und bedenklich: Streit um Eier aus Polen

Foto: Sanja Gjenero, Free Images

Der freie Binnenmarkt in der Europäischen Union bringt nicht immer nur Vorteile. Vor allem Landwirte haben oft das Gefühl, von billigen Waren aus dem EU-Ausland überflutet zu werden. Landwirtschaftsminister Marian Jurečka (Christdemokraten) hat sich jetzt hinter die Geflügelbauern gestellt. Und das mit einem ungewöhnlich scharfen Apell.

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Normalerweise ist man diese Art von Klage von den Milchbauern gewohnt: die Preise seien zu niedrig und schuld daran vor allem die Billigimporte aus dem europäischen Ausland. Jetzt reihen sich die Geflügelbauern in diesen Reigen ein und beschweren sich ebenfalls über die Konkurrenz: Die Preise für Eier seien im Keller und das allein durch die ausländischen Importwaren.

Die neuen Zahlen aus dem tschechischen Landwirtschaftsministerium geben den Bauern nun sogar Recht. Hierzulande liegen die Produktionskosten für ein Ei bei rund 1,5 bis 1,7 Kronen (5 bis 6 Euro-Cent). Verkauft werden sie auf den Großmärkten jedoch zu 1,2 Kronen (4 Euro-Cent). Landwirtschaftsminister Marian Jurečka (Christdemokraten) sah sich deswegen zu ungewohnt scharfen Tönen veranlasst: Er rief die tschechischen Verbraucher auf, in den Supermärkten ausländische Eier liegenzulassen und dafür tschechische zu kaufen:

Marian Jurečka  (Foto: ČTK)
„Vor allem zwei Supermarkt-Ketten hierzulande verkaufen hauptsächlich Eier, die nicht von tschechischen Legehennen stammen. Bei einer davon können sich die Verbraucher fast sicher sein, dass sie ausländische Eier kaufen.“

Die betroffenen Ketten haben sich in Pressemeldungen bereits gegen die Aussagen des Ministers gewehrt. Mindestens 50 bis 80 Prozent der Eier in ihren Regalen seien von tschechischen Höfen, so die Märkte.



Zbyněk Semerád  (Foto: Archiv des tschechischen Veterinäramtes)
An einem anderen Aspekt stößt sich das Landwirtschaftsministerium aber noch mehr, und dieser hat nicht direkt etwas mit den Preisen zu tun: Tschechien hat seit Anfang des Jahres aufgrund skandalöser Zustände bei einigen Lebensmitteleinfuhren die Kontrollen verschärft. Jede Lieferung muss einen Tag vor dem Grenzübertritt nach Tschechien dem Veterinäramt gemeldet werden. Viele Supermärkte würden sich an diese Regelung jedoch nicht halten, so Zbyňek Semerád, Leiter des tschechischen Veterinäramtes. Manche würden die Herkunft der Eier dann sogar überhaupt nicht kennzeichnen.

Diesen Verdacht machte Landwirtschaftsminister Jurečka auch auf einer Pressekonferenz deutlich:

Foto: ČT24
„Hier vor mir habe ich zwei vollkommen identische Eierschachteln. In einer kauft der Verbraucher Eier aus Polen. In der anderen aber dann doch die Eier von einem tschechischen Bauernhof.“

Doch nur bei Eiern, die wirklich aus Tschechien stammten, könne man zu einhundert Prozent die Sicherheit für den Konsumenten garantieren, fügt der Minister noch hinzu.



Gabriela Dlouhá  (Foto: ČT24)
Besonders Polen gerät hierbei in das Visier des Landwirtschaftsministeriums. Lebensmittel von dort haben in Tschechien ohnehin schon einen schlechten Ruf wegen zahlreicher Skandale aus der Vergangenheit. Nun sollen die massenhaften Importe aus dem nördlichen Nachbarland auch noch einen desaströsen Effekt auf den Eiermarkt haben. Eigentlich sei aber ganz logisch, dass es derzeit so viele polnische Eier in den tschechischen Supermarktregalen gäbe, so Gabriela Dlouhá. Sie ist Vorsitzende des Böhmisch-Mährischen Verbandes der Geflügelzüchter und hatte bei ihrer Aussage ebenfalls eine Eierschachtel vor sich liegen:

„In dieser Packung sind die Eier von einer polnischen Geflügelfarm, die erst neulich ihre Produktion hochgefahren hat. Polen insgesamt produziert zurzeit 170 Prozent mehr Eier, als das Land eigentlich verbrauchen kann.“