Tschechiens Einzelhandel erzwingt Ende von Käfighaltung
In tschechischen Supermärkten findet man hauptsächlich Eier von Hühnern in Käfighaltung. Die großen Einzelhandelsketten denken jedoch um und ändern ihr Sortiment. Die Zuchtbetriebe sehen hingegen Schwarz für ihre Zukunft. Und auch die Preise dürften steigen.
Wem die Herkunft nicht egal ist, das sind die Einzelhändler. Bis 2025 sollen Käfig-Eier komplett aus dem Sortiment verschwinden, so sieht es zumindest eine freiwillige Selbstverpflichtung vor. Schon jetzt fahren die Einkäufer den Anteil massiv zurück. Dazu Václav Koukuliček, er ist Sprecher der Einzelhandelskette Tesco:
„Der Preis spielt nach wie vor eine Schlüsselrolle. Seit 2017 kaufen wir vermehrt Eier aus Hallenhaltung, und ihr Anteil am Angebot erhöht sich stetig. Im Jahr 2013 machten Käfig-Eier bei uns einen Anteil von 97 Prozent aus. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 88 Prozent.“
Dieses Konzept überzeugt mittlerweile immer mehr Kunden. Unter anderem merkt das der deutsch-tschechische Cash-and-carry-Gigant Makro.
„Seit dem vergangenen Jahr kaufen wir vermehrt Eier aus Kleingruppen- und Freilandhaltung. Ein Anstieg des Verkaufs ist bereits zu sehen. Wir konnten feststellen, dass vor allem kleinere Einzelhändler bei uns Eier aus tierfreundlicher Haltung kaufen. Hier gab es zuletzt einen Anstieg von 27 Prozent“, so Makro-Sprecherin Romana Niederle.Für Lidl geht es aber nicht weit genug, nur bei den Eiern umzudenken. Der deutsche Discount-Riese krempelt jetzt schon sein komplettes Sortiment um, wie Sprecherin Iveta Barabášová betont:
„Wir wollen unsere freiwillige Verpflichtung erfüllen und sortieren Käfig-Eier seit vergangenem Jahr sukzessive aus unserem Angebot aus. Außerdem achten wir darauf, dass solche Eier auch nicht mehr bei unseren Eigenmarken verwendet werden. Bisher klappt das bei den Waffeln und den Schokoschnitten.“
Wer bereits ganz umgestellt hat, sind die Online-Lebensmittelhändler in Tschechien. Bei den Essensversand-Unternehmen rohlik.cz und kosik.cz bekommt man schon seit Monaten nur noch Eier von glücklichen oder zumindest glücklicheren Hennen.
Wer dem Ende der Käfighaltung mit Sorgen entgegensieht, das sind die Züchter. Denn Tschechien ist europäische Spitze bei dieser Form der Hühnerhaltung. Im vergangenen Jahr kamen satte 83,4 Prozent aller verkauften Eier aus den engen Boxen. Eine Umstellung ist meist teuer und platzintensiv, weshalb ab 2025 rund 20 Prozent der Betriebe dicht machen dürften. Das meint Gabriela Dlouhá von der Geflügelzüchter-Union:„Die meisten Landwirte haben diesen Platz einfach nicht. Zudem dauert es einige Jahre, bis sie eine Baugenehmigung für die neuen Ställe bekommen. Bei der Freilandhaltung braucht ein Huhn vier Quadratmeter, wobei man mehrere Gehege anlegen muss, um rentabel zu sein.“
Zum Vergleich: In einem Käfig hat ein Huhn den Platz eines Din-A4-Blattes. Zudem werden auch die Verbraucher in Zukunft tiefer in die Tasche greifen müssen, bemerkt Dlouhá:
„Die Eier-Preise in Tschechien sind seit 20 Jahren unverändert und liegen weit unter dem europäischen Durchschnitt. Bei den alternativen Zuchtmethoden sind aber die Kosten für den Betrieb um rund 20 Prozent höher, auch der Futterverbrauch steigt sowie die Sterberate der Tiere. Dahingegen ist der Ertrag niedriger. Die Eier werden also sicher teurer.“