Tschechien hat eine neue Regierung – Premier Sobotka will zügig handeln
Am frühen Mittwochnachmittag war es endlich soweit: Präsident Miloš Zeman hat 16 Personen einer Dreierkoalition zu neuen Ministern ernannt. Damit hat der zwölf Tage zuvor zum Premier ernannte Sozialdemokrat Bohuslav Sobotka nun auch sein Kabinett. Acht der neuen Minister werden aus den Reihen der Sozialdemokraten (ČSSD), sechs von der Ano-Partei und drei von den Christdemokraten (KDU- ČSL) gestellt. Die Regierung Sobotka löst das Übergangskabinett von Premier Rusnok ab.
Innerhalb von 30 Tagen muss die neue Regierung im Abgeordnetenhaus die Vertrauensfrage stellen. Doch auch diesen Schritt will Sobotka möglichst schnell vollziehen:
„Es würde mich sehr freuen, wenn wir nicht die komplette Frist von 30 Tagen benötigen, bis wir das Vertrauensvotum im Parlament durchführen. Und es ist mir wichtig, dass jeder Abgeordnete am Vorabend der Abstimmung die Regierungserklärung in schriftlicher Form in seinen Händen hält.“
Im Kabinett von Premier Sobotka sind auch die Parteichefs der beiden anderen Koalitionsparteien vertreten: Andrej Babiš, der Vorsitzende der Partei Ano, ist neuer Finanzminister und Vizepremier für Ökonomie, Christdemokraten-Chef Pavel Bělobrádek Minister ohne Portefeuille und Vizepremier. Großes Augenmerk wird sich bestimmt auch auf drei weitere Sozialdemokraten richten: auf Jan Mládek als neuem Minister für Industrie und Handel, auf Jiří Dienstbier als Minister für Menschenrechte, und auf Lubomír Zaorálek, Tschechiens neuem Außenminister. Gerade Zaorálek wird nachgesagt, ein Kritiker von Präsident Zeman zu sein. Wird das distanzierte Verhältnis von Zaorálek und Zeman also ein möglicher Grund dafür sein, dass in der tschechischen Außenpolitik künftig mit zwei Stimmen gesprochen wird? Der Politologe und Experte für internationale Fragen, Vít Dostál, ist da ganz anderer Meinung:„Lubomír Zaorálek und Miloš Zeman haben bei einer ganzen Reihe von außenpolitischen Fragen eine ähnliche Sichtweise. Beide unterstützen die Annäherung Tschechiens an die Eurozone, und beide sind der Meinung, dass ein Eckpfeiler der tschechischen Außenpolitik die Wahrnehmung der ökonomischen Interessen sein muss. Zudem glaube ich, dass sich beide auch für eine besonders gute Nachbarschaftspolitik unseres Landes einsetzen. Bei den Prioritäten wird Tschechien also, wie schon lange nicht mehr, eine zwischen Außenminister und Präsident sehr eng beieinander liegende Außenpolitik haben.“ Doch es gibt auch Themen, zu denen Zaorálek und Zeman eine differenzierte Meinung haben, betont Dostál:„Miloš Zeman ist bekannt dafür, dass er eine ziemlich radikale Pro-Israel-Position einnimmt und Palästina wenig gewogen ist. Lubomír Zaorálek indes hat schon in früheren Äußerungen verlauten lassen, dass er auf die israelisch-palästinensischen Beziehungen mit einer etwas neutraleren Sicht schaue.“