Kurioser Diebstahl: 25 Waggons sollten nach Deutschland verkauft werden
In Tschechien ist diese Woche ein kurioser Diebstahl bekannt geworden. Im mährisch-schlesischen Ostrava / Ostrau verschwanden 25 Güterwaggons vom Hauptbahnhof. Nach abenteuerlichen Ermittlungen konnte die bestohlene Firma ihre Waggons in Polen ausfindig machen. Dort waren diese bereits umlackiert worden – angeblich sollten sie nach Deutschland verkauft werden.
„Ich war total geschockt, dass es in Tschechien möglich ist, einen Zug mit einer Länge von etwa 300 Metern zu stehlen.“
Es begann mit einem in der Branche üblichen Leihgeschäft: TSS Cargo verlieh an eine andere Firma 25 Spezialwaggons zum Transport von Schüttgut. Als jedoch eine Versicherung nicht bezahlt wurde und sich von der Firma niemand mehr meldete, begann sich TSS Cargo Sorgen um seine Waggons zu machen. Die Wagen sollten sich auf den Gleisen eines polnischen Bergwerks befinden, etwa 60 Kilometer hinter der Grenze:
„Die Buchhalterin meines Klienten spricht sehr gut Polnisch, sie hat einen Pförtner in der Bergwerkfirma angerufen. Der bestätigte, dass die Waggons dort waren und in einer anderen Farbe lackiert wurden. Allerdings sagte er auf Nachfrage, dass die Wagen nun nicht mehr bei ihnen stünden. Daraufhin bin ich sehr nervös geworden, denn der einzige Grund für das Umlackieren der Waggons ist selbstverständlich ihr Diebstahl.“Und das wäre das Unternehmen teuer zu stehen gekommen: Die 25 Wagen haben einen Wert von 80 Millionen Kronen (3,2 Millionen Euro). Und die Versicherungsgesellschaften böten keine Policen gegen den Diebstahl von Waggons an, so der Wirtschaftsanwalt.
Durch bekannte Eisenbahner konnte TSS Cargo die Wagen dann in einem Reparaturwerk der Polnischen Bahnen orten. Karel Ležatka und der Vorstandsvorsitzende der TSS Cargo setzten sich kurz entschlossen ins Auto und fuhren zu dem Reparaturwerk nach Polen. Dort standen ihre 25 Waggons – jedoch mit anderer Farbe und geänderten Identifikationsschildern. Allerdings hatten die Diebe nicht sorgfältig gearbeitet:„An einigen versteckten Stellen waren noch Identifikationszeichen. Das hat uns geholfen, die Waggons zu erkennen. Diese Kennzeichen sollten in dem Reparaturwerk in Polen entfernt werden, was dann aber nicht mehr gelungen ist.“
Die beiden selbsternannten Detektive haben die Polizei eingeschaltet. Diese hat mittlerweile gehandelt: Drei Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft. Einer von ihnen ist Gemeindevertreter, Handelskammermitglied und Geschäftsführer einer Firma für Eisenbahnwaggons aus dem tschechischen Krnov / Jägerndorf. Die Polizei wollte wegen laufender Ermittlungen keine weiteren Informationen herausgeben. Ležatka ist sich jedoch sicher, dass die Waggons seines Klienten weiterverkauft werden sollten. Er habe Informationen, dass die begehrten Wagen für den deutschen Markt bestimmt waren, so der Anwalt.