Neujahrssendung 2012: Radio Prag erfüllt musikalische Hörerwünsche

Mig 21

„Ich fahre durch die Nacht“, mit diesem Titel – gespielt vom „Originální Pražský Synkopický Orchestr“ – haben wir Sie bereits vor drei Jahren musikalisch begleitet von der Silvesternacht des alten Jahres hinüber in die Morgenröte des Neujahrstages. Jetzt aber sind wir schon im Jahr 2012 angelangt, durch das Sie Radio Prag auch gern begleiten würde.

Foto: Ems van Goth / Stock.xchng
In unserem Hörerforum vom 13. Dezember vergangenen Jahres hatten wir Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, ja gebeten, uns Ihre Lieblings- oder Wunschlieder mitzuteilen, um damit eben unsere bereits laufende Neujahrssendung auch wunschgerecht zu füllen. Nun, vielleicht kam unser Aufruf zu spät, oder wir haben ihn nicht oft genug wiederholt – hier verlangte allerdings die aktuelle Berichterstattung über den Tod, die Reaktionen und das Begräbnis des ehemaligen tschechischen Präsidenten Václav Havel auch eine ganz andere Priorität; es bleibt jedenfalls festzuhalten, dass die Zahl der Musikwünsche, die bei uns eingegangen sind, nicht ausgereicht hätte, um damit die ganze Sendung zu füllen. Also haben auch wir – vier Mitglieder der Redaktion – noch eine Brise unseres Musikgeschmacks hinzugegeben, und herausgekommen ist jener Cocktail, den wir Ihnen nun in den verbleibenden gut 25 Minuten kredenzen wollen.

Beginnen wir sofort mit dem ersten Musikwunsch – und das ist ein Wunsch, der gleich doppelt ausgesprochen wurde, denn die tschechische Pop-Diva Helena Vondráčková wünschten sich sowohl Bernd Seiser aus Ottenau als auch Werner Hoffmann aus Güstrow. Für beide spielen wir jetzt ihren Song „Unter der Asche meiner Liebe ist noch Glut“.

Für so manchen von Ihnen war die letzte Nacht womöglich ein richtige Dance-und Partynacht, bei der auch kräftig das Tanzbein geschwungen wurde. Und vielleicht ist das Tanzen, also mehr Bewegung für Körper und Seele, auch für einige von Ihnen ein guter Vorsatz für das neue Jahr. Wenn dem so ist, dann haben wir gleich noch einen Partykracher für Sie. Er wird intoniert von der Gruppe Mig 21, die mein Kollege Marco Zimmermann für Sie ausgesucht hat. Die Gruppe Mig 21, benannt nach einem russischen Abfangjäger, hat mit dem Titel „Tančím“ eine großartige Parodie auf das Tanzen abgeliefert, denn (klassisch) tanzen zu können ist in Tschechien noch immer ein Muss. Mig 21 ist berühmt dafür, das tschechische Kleinbürgertum auf die Schippe zu nehmen und mit diesem Titel lassen sich die gesellschaftlichen Zwänge ganz entspannt wegtanzen – genau das Richtige zu Silvester und zum neuen Jahr.

Foto: Julia Freeman-Woolpert / Stock.XCHNG
Musik zu Silvester und zu Neujahr ist in der Regel sehr schwung- und stimmungsvoll. Aber nicht Jedermanns Geschmack. Es gibt auch Hörer, die gern noch etwas länger andächtige und seelisch entspannende Weihnachtslieder hören würden. Zu Ihnen gehört vermutlich auch unsere Userin Theresa aus München, die sich für die heutige Sendung ein tschechisches Weihnachtslied gewünscht hat. Sie fragte uns: Können Sie vielleicht „Čas radosti, veselosti“, also die „Zeit der Freude und Fröhlichkeit“ spielen.



Vladimír Mišík
Wir haben also bereits Pop- und Tanzmusik sowie ein Weihnachtslied gehört, doch damit ist unser Cocktail noch lange nicht gut abgeschmeckt. Ich denke, eine gute Portion Blues können wir auch vertragen. Den Tipp für dieses Genre hat mir meine Kollegin Martina Schneibergová gegeben. Vladimír Mišík ist eine tschechische Blues- und Rocklegende. Den Durchbruch schaffte er 1972 mit der Gruppe Flamengo. 1974 gründete er die Band Etc, die ihn praktisch bis heute begleitet. Der Sänger, der in den 1980er Jahren eine längere Zeit nicht auftreten durfte, stand auf dem Podium zuletzt vorige Woche im Lucerna-Saal, wo er an der Hommage für den verstorbenen Ex-Präsidenten Václav Havel teilnahm. Für diejenigen, denen es nicht gelang, Karten zu bekommen, wurde das Konzert via Bildschirm auf dem Wenzelsplatz live übertragen. Und mindestens zwei Generationen von Pragern haben dort mit Mišík mitgesungen, darunter seine Interpretation von „Láska je jako večernice“ (Die Liebe ist wie der Abendstern).

Wie bereits erwähnt, gilt Mišík hierzulande schon jetzt als Blues- und Rocklegende. Noch keine Legende, doch spätestens seit gut drei Jahren sehr bekannt ist die tschechische Musikerin, Sängerin und Schauspielerin Markéta Irglová. Für den Filmsong „Falling Slowly“ erhielten sie und ihr Duettpartner Glen Hansard nämlich 2008 den Oscar für den besten Song. Und unser Hörer und User Jörg Schwarz ist der Meinung, dass es eine Oscarpreisträgerin bestimmt verdient hätte, im Radio gespielt zu werden. Der Meinung sind wir auch, daher jetzt vom Album „The Swell Season“ der Erfolgstitel „Falling Slowly“.

Band Stromboli
Der Gewinn des Oscar-Preises für Markéta Irglová hat hierzulande vor gut drei Jahren eingeschlagen wie eine Bombe – obwohl der Titel eher melancholisch rüberkommt und kein Straßenfeger ist. Deshalb will mein Kollege Till Janzer jetzt noch mal so richtig die Fetzen fliegen sehen. Dazu hat er mir die Band Stromboli empfohlen. In dieser Band haben sich in der zweiten Hälfte der 80er Jahre einige der bis heute besten tschechischen Rockmusiker getroffen wie Gitarrist Michal Pavlíček, Schlagzeuger Klaudius Kryšpín und Sängerin Bára Basiková. Das ist Tills Meinung nach gut im Song „Třesky, blesky“ (Funken und Blitze) zu hören – einer der typischen Instrumentalsongs in Anführungszeichen, bei der die Band eben doch mit Basikovás Stimme arbeitet.

So langsam, aber sicher neigt sich unsere Neujahrssendung schon wieder ihrem Ende zu, doch einen Titel haben wir noch für Sie. Und zwar eine ganz heiße Nummer meiner beliebten Jazzband Steamboat Stompers, die den internationalen Hit „Tiger Rag“ stets auf ihre ganz spezielle Weise interpretiert hat. Allerdings noch mit ihrem unvergesslichen Sänger und Entertainer Antonín „Tony“ Brych, der leider schon vor fünf Jahren verstorben ist. Welch Vollblutmusiker er einst war, das hören sicher auch Sie beim „Tiger Rag“ heraus.

Autor: Lothar Martin
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