Pilsen jubelt: 2015 wird man Gäste als europäische Kulturhauptstadt empfangen

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Am Mittwoch standen zwei tschechische Städte auf dem Prüfstand und erlebten den Tag in gespannter Erwartung: Ostrava / Ostrau und Plzeň / Pilsen. Beide Städte hatten sich für den Titel europäische Kulturhauptstadt 2015 beworben, doch nur eine von beiden ist es geworden: die westböhmische Bierstadt Pilsen.

Kulturminister Jiří Besser und Robert Scott  (Foto: ČTK)
Riesenjubel gab es am Mittwoch kurz nach 16 Uhr bei den Vertretern aus Pilsen, als der Vorsitzende der Jury, Robert Scott, im Kulturministerium in Prag den Namen ihrer Stadt ausrief. Scott hat die Empfehlung ausgesprochen, die westböhmische Stadt neben der belgischen Stadt Mons zur europäischen Kulturhauptstadt des Jahres 2015 zu machen. Die nordmährisch-schlesische Industriestadt Ostrau war bei der Wahl nur denkbar knapp gescheitert. Trotzdem saß die Enttäuschung tief:



Ostrava war bei der Wahl der europäischen Kulturhauptstadt nur denkbar knapp gescheitert  (Foto: ČTK)
„Sie sage es frei heraus, was sie und alle Ostrauer im Moment fühlen: man sei unglücklich“, sagte eine Vertreterin der Ostrauer Delegation unmittelbar nach der Entscheidung. Über die Vergabe des Titels europäische Kulturhauptstadt 2015 hat eine internationale Jury entschieden, deren Vorsitzender, Robert Scott, hinterher betonte, dass ihm und den anderen zehn Juroren die Entscheidung äußerst schwer gefallen sei. Das bestätigte auch sein Stellvertreter, Jurymitglied Roman Bělor, gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

Zeremonie bei der Wahl der europäischen Kulturhauptstadt  (Foto: ČTK)
„Die Entscheidung fiel mit 6:5 Stimmen sehr knapp aus. Dieses enge Ergebnis belegt schon das Dilemma, das die Entscheidung in sich birgt. Beide Städte haben ziemlich perfekte Projekte vorbereitet und jedes von ihnen hatte ein etwas anderes Gewicht. Das Urteil war wirklich sehr knapp, sowohl innerhalb der Jury als auch bei jedem Juror selbst.“

Während Kateřina Ondřejková vom Projektteam aus Ostrau noch darüber sinnierte, ob das Projekt ihrer Stadt nicht vielleicht doch ein wenig zu ambitioniert gewesen sein könnte, feierten viele Pilsener bereits ausgelassen im Zentrum ihrer Stadt. Eine junge Pilsenerin sprach aus, was dieser Zuschlag ihrer Meinung nach für die Stadt bedeute:

„Eine Menge Vorteile. Zum ersten fließen EU-Gelder in die Stadt, zum zweiten werden viele neue Touristen unsere Stadt besuchen, und schließlich hat uns allein die Kandidatur schon einiges gebracht, indem eine Reihe von Projekten initiiert wurde. Das ist einfach super.“

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Pilsen hat sich in der Tat einiges vorgenommen, um dem Anspruch einer europäischen Kulturhauptstadt auch gerecht zu werden. Dazu gehört auch der Bau eines neuen Theaters, und Bürgermeister Pavel Rödl rief bereits zum schnellen Handeln auf:

„Erste Ergebnisse werden wir schon im nächsten Jahr sehen, denn mit einigen Investitionsprojekten, zu denen das Theater zählt, müssen wir sehr rasch beginnen.“

Einschätzungen von Experten sagen voraus, dass Pilsen nun für jeden investierten Euro einen Gewinn von acht bis zehn Euro zurückerhalten wird. Kein Wunder, dass noch am Mittwoch zahlreiche Sektkorken in der Bierstadt knallten.

Autor: Lothar Martin
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