August 1963: Die erste Kosmonautin der Welt zu Besuch in der ČSSR

Walentina Tereschkowa

Der Russe Juri Gagarin ist in die Geschichte eingegangen - als erster Mensch im Weltall. Das war 1961. Danach wollte die Sowjetunion auch die erste Frau ins All schicken. Die Wahl, welche der drei potentiellen Kandidatinnen zu den Sternen fliegen wird, wurde Anfang Juni 1963 im Sekretariat der obersten Parteiführung in Moskau getroffen. Am besten passte der Sowjetpropaganda die ehemalige Weberin und Funktionärin des kommunistischen Jugendverbandes „Komsomol“ Walentina Tereschkowa ins Konzept. Wostok 6 mit Tereschkowa an Bord startete am 16. Juni 1963. Zwei Monate später besuchte die Astronautin die Tschechoslowakei.

Walentina Tereschkowa
Die damals 26-jährige Walentina Tereschkowa wurde über Nacht berühmt. Die politische Wahl, gerade sie als erste Frau ins All zu schicken, erwies sich bald als Volltreffer. Nämlich bei ihrer Auslandstournee, auf der sie im August 1963 in der Tschechoslowakei die erste Station machte. Auf Schritt und Tritt wurde Tereschkova mit Ehrungen überhäuft. Auch im Ferienlager für Kinder im westböhmischen Bonětice bei Tachov / Tachau. Nach der obligaten Aufzählung aller beteiligten Funktionäre und Delegationsmitglieder berichtete die Rundfunkreporterin enthusiastisch und detailliert über ihre Ankunft:

Walentina Tereschkowa  (in der Mitte ohne Uniform) im Ferienlager für Kinder in Bonětice bei Tachov  (Foto: ČTK)
„Da ist sie schon – mit einem wunderschönen Blumenstrauß in der Hand, herzlich begrüßt mit einem lauten Hurra der Pioniere ...“

Und da sei das schönste Bild zu sehen: Walentina nehme ein hübsches kleines Mädchen auf den Arm, wahrscheinlich ein Kind der Pilsener Metallarbeiter, mit dem sie direkt zum Lagerplatz schreite und selbstverständlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit sei. Ein Funktionär bittet sie, sich wie zu Hause zu fühlen. Nicht „wie zu Hause“, kontert lächelnd die Berühmtheit, sie sei zu Hause!

Walentina Tereschkowa in 2002  (Foto: Mikko Tuomela,  www.wikimedia.org)
Eine Überraschung hätten auch die Gäste einer Hochzeitsfeier in Pilsen erlebt, berichtet ein Reporter. Das frisch vermählte Ehepaar, beide Arbeiter der dortigen Lenin-Werke, sei völlig unerwartet vom allerliebsten Gratulanten beglückwünscht worden - von der Genossin Tereschkowa.

Der Ehrengast aus dem Bruderland besuchte auch Prag. Natürlich war auch dann ein Rundfunkreporter dabei. Auf seine Frage, wie es ihr denn in der tschechoslowakischen Hauptstadt gefalle, antwortet Walentina:

„Zlata Praga“ (das Goldene Prag) sei wirklich eine goldene Stadt, was gebe es da noch zu sagen? Um ein paar Orte wie Karlsbrücke, Altstädter Ring oder Wenzelsplatz zu nennen, braucht sie ein bisschen Nachhilfe von ihrer Begleitung.

Tereschkowas Denkmal in Moskau  (Foto: Anatoly Terentiev,  www.wikimedia.org)
Überall, wo sie bei ihrem ersten Besuch in der Tschechoslowakei hinkommt, deklamiert Tereschkowa nicht ohne Pathos:

„Es gibt für immer den Sonnenschein, für immer den Himmel, für immer die Mütter...“ - Worte aus einem Lied, das hierzulande bis in die 1980er Jahre mehreren Kindergenerationen aus dem Russisch-Unterricht vertraut war. Im Jahr 1963 konnten daher auch alle mitsingen.