Hrádec Králové lebt im Zeichen des 16. Festivals „Theater der europäischen Regionen“
Überall Theater, wo man nur hinblickt. So präsentiert sich zurzeit die ostböhmische Stadt Hradec Králové / Königgrätz. Seit Beginn dieser Woche findet dort nämlich das 16. Festival „Theater der europäischen Regionen“ statt.
„Wir wollten auch solche Genres vorstellen, die normalerweise nicht so viel Spielraum wie das klassische Theater bekommen. Daher ist hier zum Beispiel das ´story-telling -´, also Erzähltheater oder Bewegungstheater vertreten, das Kabarett und der so genannte `neue Zirkus´.“
Eine neue Kunstrichtung also, die eine Mischung aus Artistik, Theaterkunst und Livemusik bietet. Das Festival wurde jedoch mit einem eher klassischen Stück eröffnet, nämlich mit „Ptákovina“ von Milan Kundera. Das von den Kommunisten verbotene Drama erlebte im September 2008 nach fast 40 Jahren seine erneuerte Premiere. Das Prager Theater „Činoherní klub“ spielte es am Montag in Hradec Králové. Im Publikum saß auch der ehemalige Kulturminister, Schriftsteller und Dramatiker, Milan Uhde. Hier seine Einschätzung:
„Ich habe ein bisschen befürchtet, dass dieses Stück tief in der totalitären Zeit verankert ist. Seine Handlung reflektiert schließlich jene Zeiten. Es zeigt sich aber, dass es in diesem Stück vor allem um einen Konflikt zwischen wahnsinnigen Prinzipien geht, die für den Menschen typisch sind. Dieses Motto hat Kundera mit der schonungslosen Akribie eines großen Dramatikers aufgegriffen und weiter ausgebaut. Man hätte das 16. Theaterfestival der europäischen Regionen kaum besser eröffnen können.“
Neben klassischen Theaterstücken werden in Hradec Králové auch unkonventionelle Projekte präsentiert. So hat man zum Beispiel versucht, den in drei Ländern bekannten Volksräuber Jánošík in einem tschechisch-slowakisch-polnischen Theaterprojekt neu zu beleuchten. Ladislav Zeman, Direktor des Klicpera-Theaters in Hradec Králové sagt dazu:„Internationale Projekte, bei denen sich ein Schauspieler aus einem Land, ein Regisseur aus einem anderen Land und weitere Ensemblemitglieder aus einem dritten Land zusammentun, kommen hier vor Ort zustande. Und dabei werden künstlerische sowie freundschaftliche Kontakte geknüpft.“
Das 16. internationale Festival „Theater der europäischen Regionen“ stellt traditionell den Höhepunkt der laufenden Spielsaison in Tschechien dar, die traditionsgemäß am 30. Juni zu Ende geht. Im Vorjahr sind fast 60 000 Besucher gekommen. Diesmal rechnet man mit einer noch höheren Anzahl der Theaterfans.