Das Vršovicer-Gemüsemärktchen: Premiere nach über einem halben Jahrhundert

Vršovice, der etwas unauffällig hübsche Prager Stadtteil am Rande des Zentrums lebt auf. Und langsam trauen sich sogar auch mehr Touristen nach Vršovice. Literatur-Cafés und Kneipen entstehen. Und am kommenden Samstag soll auch der traditionelle Gemüsemarkt wieder ins Leben zurückgeholt werden. Es sind die Menschen aus Vršovice, die ihrem Stadtteil neues Leben einhauchen wollen. Christian Rühmkorf hat die Macher des Marktes getroffen.

Werbung des Vršovicer Märktchens
Es ist ein kleiner Platz, vielmehr ein Plätzchen im Stadtteil Vršovice, da, wo sich die Krymská-Straße und die Kodaňská-Straße begegnen.

„Das ist ein Ort, wo früher traditionell ein Gemüsemarkt stattfand. Hundert Jahre gab es hier diesen Markt, aber mit der kommunistischen Zeit ging diese Tradition langsam unter. Ältere Menschen erinnern sich noch an das alte Vršovicer Märktchen. Normalerweise sagt man ja Markt, aber hier war das eben so klein, dass alle Tržíček gesagt haben, also Märktchen“, erzählt Kateřina McCreary.

Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Michal Mahďák betreibt sie seit einem halben Jahr das Café Sladkovský nur zwei Straßen weiter. Und nun stürzen sich die beiden mit ein paar Freunden in ein neues Lokal-Abenteuer: Am kommenden Samstag soll das Vršovicer-Gemüsemärktchen wieder von den Toten auferstehen. Über ein Dutzend Gemüsebauern aus der unmittelbaren Umgebung von Prag, zum Teil auch Biobauern, werden dort ihre Produkte anbieten. Außerdem gibt es viel Käse, Ziegen- und Schafskäse direkt vom Bauern. Aber das ist noch nicht alles:

Altes Rathaus in Vršovice  (Foto: www.praha10.cz)
„Das ist ein ziemlich pittoresker Ort, und wir wollten gerade diesen Genius loci hervorheben. Neben Gemüse wird es da auch Straßentheater geben, ein paar Musikanten werden aufspielen, es wird einen kleinen Designermarkt geben mit handgefertigtem Schmuck, mit Taschen – aber alles soll einfach, unkompliziert und nah an den Menschen dran sein. Das ist genau das, was uns gefällt. Wir wollen keine megalomane Aktion. Wir haben einfach Leute angesprochen und gefragt, was sie dazu beitragen könnten, und so ist das alles entstanden.“

Café Sladkovský
Mit ein bisschen Reklame und Mundpropaganda haben sich dann auch die Standbesitzer und Bio-Bauern sogar von selbst gemeldet. An all dem ist spürbar, dass sich etwas bei den Tschechen verändert. Auch in einigen anderen Prager Stadtteilen sind schon Bauernmärkte entstanden.

„Die Leute achten schon mehr auf die Qualität. Und dazu gehört auch, dass die Produkte hier aus der Nähe kommen und nicht aus China oder Spanien. Das geht es auch um Umweltbewusstsein. Was all das betrifft, da erlebt die tschechische Gesellschaft einen Wandel. Aber die Leute haben ganz einfach auch mehr Geld als noch vor zehn Jahren.“

Vršovice war noch vor ein paar Jahren ein Stadtteil mit einem etwas verruchten Mauerblümchen-Dasein. Das hat sich allmählich verändert. Und das Vršovicer-Gemüsemärktchen soll etwas dazu beitragen.

Kateřina McCreary
„Wir haben uns gesagt: Die Ämter nehmen das bestimmt nicht in die Hand. Also tun wir das.“

Die Zukunft ist allerdings noch unsicher. Eine Dauergenehmigung vom Rathaus erfordert Geduld. Katka und Michal sind aber guter Hoffnung. Und zur Feier des Tages gibt es dann abends noch ein Konzert im Sladkovský, ihrem Café.