Bratři Orffové – Folk des 21. Jahrhunderts aus dem „Manchester des Ostens“
Die Metropole Prag ist unbestritten das kulturelle Zentrum Tschechiens, nicht zuletzt was die Musik angeht. Doch auch die Provinz hat einiges zu bieten, zum Beispiel Krnov. Aus der 25.000-Einwohnerstadt in Mährisch-Schlesien fernab der Hauptstadt kommt eine der interessantesten Bands der tschechischen Popmusikszene.
Die Bratři Orffové, auf Deutsch die Gebrüder Orff, sind eigentlich gar keine Brüder, biologisch jedenfalls nicht. 2002 aber entdeckten die Gründerväter der Band, Lukáš Novotný und Ivan Gajdoš, ihre musikalische Seelenverwandtschaft. Das war im kleinen Städtchen Krnov in Mährisch-Schlesien, direkt an der polnischen Grenze. Ein Ort den Gajdoš mit sanfter Stimme als magisch besingt, ein Ort in dem selbst der Nordwind einen polnischen Akzent hat. Krnov ist für die Bratři Orffové aber nicht nur Heimat und Inspirationsquelle, sondern auch – in Anlehnung an ihre musikalischen Vorlieben aus den achtziger Jahren – das „Manchester des Ostens“. Hier und mittlerweile auch in Prag liegt der Schaffensmittelpunkt der Bratři Orffové. Der Bezug zum Namensgeber der Band, Carl Orff, erschließt sich nicht sofort. Die Bandmitglieder selbst sagen, der Rückgriff auf den deutschen Komponisten solle die raffinierte Einfachheit und die originellen Melodien ihrer Songs reflektieren. Und damit haben sie ihren „Folk des 21. Jahrhunderts“ schon selbst am besten beschrieben. Einzelne Stücke der Bratři Orffové erschienen bereits seit 2003 auf diversen Samplern. Mit großen Erwartungen fieberten die Musikkritiker der Veröffentlichung des Debütalbums „Bingriwingri“ im Jahre 2005 entgegen. Sie mussten lange warten, aber sie wurden nicht enttäuscht. Insgesamt drei Jahre haben die Bratři Orffové an „Bingriwingri“ gearbeitet, was man den sorgfältig arrangierten Stücken auch anhört. Und das lässt hoffen auf ein mögliches zweites Album, auf das die Fans nun schon über vier Jahre warten.