Mit „Viva Verdi“ begann 15. Theaterfestival europäischer Regionen

Friedrich Dürenmatt, Per Olov Enquist, Arthur Schnitzler, Milan Kundera, Slawomir Mrozek – das sind stellvertretend einige Autorennamen, die auf dem Programm des diesjährigen Open-Air-Festivals „Theater europäischer Regionen“ stehen. Am Sonntagabend ist sein 15. Jahrgang traditionsgemäß im ostböhmischen Hradec Králové/Königrätz feierlich eröffnet worden. Theaterhäuser aus Tschechien sowie Ensembles aus zwölf Ländern werden sich mit interessanten Inszenierungen präsentieren.

„Viva Verdi“ - mit diesem Stück von Paul Barz hat die polnische Bühne aus Český Těšín das Festival eröffnet. Regie geführt hat Michael Tarant. In der neuen Theatersaison will er das bekannte Stück „Amadeus“ von Peter Shaffer im ostböhmischen Pardubice / Pardubitz inszenieren. In diesem Zusammenhang zieht er einen Vergleich mit „Viva Verdi“:

„Das hier ist sozusagen ein Amadeus ´linksrum´. Es geht auch um einen großen Konflikt zwischen zwei außergewöhnlichen Persönlichkeiten. Doch während sich der Konflikt Salieri - Mozart zwischen einem durchschnittlichen Künstler und einem Genie abspielt, prallen in Viva Verdi zwei im Prinzip gleichwertige Persönlichkeiten aufeinander. Sie sind nur in unterschiedlichen Generationen und absolut unterschiedlichen geistigen Werten verankert.“

Gemeint sind der zu Unrecht vergessene italienische Opernkomponist, Librettist und Dichter, Arrigo Boito, geboren 1842 in Padua, und sein etwas älteres Pendant Giuseppe Verdi. Boito verfasste die Textbücher unter anderem zu Verdis „Othello“ und „Falstaff“. Der Regisseur erläutert das Leitmotiv seiner Entscheidung für „Viva Verdi“:

„In der Zeit, in der wir leben, scheint die menschliche Eintracht Mangelware zu sein. Als hätte die Gesellschaft kein Feeling für den Respekt gegenüber anderen Meinungen. Arrigo Boito und Giuseppe Verdi haben aber letztlich einen Weg zueinander gefunden, an dessen Ende sie durch eine tiefe Freundschaft verbunden waren. Das ist unheimlich inspirativ. Deswegen habe ich nach diesem Thema gegriffen.“

Das Stück „Viva Verdi“ - von Paul Barz ursprünglich als Hörspiel verfasst - hat Michal Tarant nicht per Zufall zum ersten Mal mit dem Ensemble der polnischen Bühne des Theaters in Ceský Tesin einstudiert. In einer vor 90 Jahren geteilten Stadt an der tschechisch-polnischen Grenze. Ein Punkt, der ihn auch angesprochen hat. Boito war nämlich Pole und Italiener zugleich. Seine Mutter entstammte aus dem polnischen Adel, sein Vater war italienischer Portraitist.

„Mit dem polnischen Theaterensemble haben wir auch Boitos persönliche Suche nach eigener Identität akzentuiert. Es ist gewissermaßen ein typisch kafkaesk-chopinsches Thema des modernen inneren Zwiespalts“.

An zehn Tagen werden sich beim Open-Air-Festival in Königgrätz neben den tschechischen auch Theaterensembles aus Deutschland, Frankreich, Finnland, Österreich, Polen, Spanien und anderen Ländern vorstellen. Das Programm ist mit auch mit interessanten Begleitveranstaltungen buchstäblich voll gestopft.