Wissenschaftliche Attraktion: Große, giftige Spinnenart in Südmähren entdeckt
Sie haben acht behaarte Beine, große Kieferklauen und ein – mal mehr, mal weniger –auffälliges Muster auf dem Hinterleib: Spinnen. Viele Leute ekeln sich vor ihnen, es gibt aber auch Menschen, die sich von diesen Tieren magisch angezogen fühlen und sie erforschen. So jemand ist der Tscheche Milan Řezáč. Ihm ist dabei ein Aufsehen erregender Fund gelungen: eine bisher völlig unbekannte Spinnenart in Südmähren. Der „stepník moravský“, auf Deutsch „Röhrenspinne“, gehört zu den größten Spinnen Europas. Hören Sie dazu ein Interview mit Peter Jäger, dem Leiter des Bereichs Arachnologie – also der Wissenschaft von den Spinnen – am Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt.
„Ihr lateinisch wissenschaftlicher Name lautet ‚eresus moravikus’. Im Deutschen wird sie allgemein als Röhrenspinne bezeichnet, da sie fast ihr ganzes Leben in selbst gegrabenen Röhren im Erdboden verbringt. Zunächst möchte ich betonen, dass es sich nicht um eine der giftigsten Spinnen handelt. Der Biss der Schwarzen Witwe in Südeuropa ist meilenweit von dem entfernt, was die Eresus vermutlich beim Menschen anrichten kann. Grundsätzlich muss man aber sagen, dass es sich um eine sehr auffällige Spinne handelt. Das Besondere ist zum einen, dass sie eine sehr versteckte Lebensweise hat – deshalb wurde sie vermutlich auch erst so spät gefunden. Zum anderen ist sie besonders auffällig gefärbt, das trifft vor allem auf die Männchen zu. Sie haben einen roten bis orange leuchtenden Hinterleib mit vier schwarzen Punkten, manchmal sind es auch mehr.“
Wenn die Röhrenspinne in einer Röhre, also unterirdisch lebt, wie muss man sich dann ihren Beutefang vorstellen? Sie braucht ja dann kein Netz, oder?
„Sie hat schon ein Fangnetz, aber es ist nicht so groß, wie man es von anderen herkömmlichen Fangnetzen kennt. Wie gesagt: Sie baut eine Röhre in einem geeigneten, weichen Erdboden. Dann streut sie einige wenige Fangfäden oben am Ausgang der Röhre kuppelartig in die Umgebung. Ihre potentiellen Beutetiere sind zum Beispiel Ameisen und Käfer, die sich frei an der Oberfläche bewegen. Tagaktiv oder nachtaktiv spielt in diesem Fall überhaupt keine Rolle, denn Eresus sitzt immer in seiner Höhle sehr schön geschützt und sicher und eilt nur dann zur Röhrenöffnung, wenn sich dort etwas tut. Dann greift Eresus zu, injiziert das Gift, wie alle Spinnen das machen, und zerrt die Beute in die Röhre. Dort wird sie dann verspeist.“
Die Spinne, sie haben es gerade gesagt, ist giftig. Müssen die Menschen in Südmähren nun Angst haben? Wie gefährlich ist das Gift und gibt es ein Gegengift?„Ein Gegengift braucht man ganz sicherlich nicht. Es ist, wie gesagt, Meilen von einer Schwarzen Witwe oder gar einer Trichternetzspinne aus Sydney entfernt. Vielmehr stellt sich die Frage, ob man überhaupt gebissen wird. Aufgrund der versteckten Lebensweise wäre jeder Arachnologe bereits froh, solch eine Spinne überhaupt zu sehen. Daran merken Sie, dass jeder normale Mensch, der gar nicht nach Spinnen sucht, nie mit dieser Spinne in Berührung kommen wird. Wir brauchen im Prinzip keine Angst vor dieser Spinne zu haben.“