US-Radar: Vizepremier Čunek fordert Überprüfung konträrer Studien

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Eine jüngst veröffentlichte Studie namhafter Experten hegt Zweifel an der Unbedenklichkeit der geplanten US-Radaranlage im mittelböhmischen Brdy. Die Studie hat ihre Wirkung nicht verfehlt, denn sie steht im direkten Widerspruch zu einer Expertise, die auf Antrag der tschechischen Regierung im März dieses Jahres publiziert wurde. Vertreter beider Untersuchungen, aber auch jene, die mit den Ergebnissen der neuesten Studie nicht in Verbindung gebracht werden wollen, haben sich inzwischen zu Wort gemeldet.

Jiří Čunek  (Foto: ČTK)
Die von drei Physik-Experten kürzlich vorgelegte Studie sagt unter anderem aus, dass die elektromagnetische Strahlung der Radaranlage von Flugzeugen in einem Umkreis von 50 Kilometern zur Erde reflektiert werden könne. In einem solchen Fall wären sowohl die dort ansässigen Erdbewohner als auch die Passagiere des Flugzeugs einer erhöhten Strahlung ausgesetzt. Mit dieser Erkenntnis bestätige die Untersuchung eine andere Studie vom Beginn des letzten Jahres, die von Pädagogen der Technischen Hochschule in Brno / Brünn erstellt wurde, schreibt die Tageszeitung „Právo“. Premier Topolánek habe jedoch nur die eine, von der Regierung selbst in Auftrag gegebene Expertise genügt, um zu verkünden, dass mit dem Betrieb der Radaranlage keine gesundheitlichen Risiken verbunden wären. Doch spätestens jetzt, wo diesem Urteil zwei gegenteilige Untersuchungen gegenüber stehen, sollte der Bürger seinen Blick für die Problematik schärfen, ergänzt das Blatt.

Eine Forderung, der zumindest Vizepremier Jiří Čunek bald nachkommen will. Der Christdemokratenchef, der in Abwesenheit des urlaubenden Premiers derzeit die Regierungsarbeit leitet, erklärte am Montag, dass das Verteidigungsministerium die beiden diesjährigen Studien noch einmal überprüfen lassen müsse. Anhand der Überprüfung müsse jemand erklären, was denn nun die Wahrheit sei, und erst danach sollte das Kabinett eventuelle Entscheidungen treffen, so Čunek.

Während Čunek also weitere Gutachten zur Unbedenklichkeit des US-Radars einholen will, erklärte der Direktor des Instituts für Physik der tschechischen Akademie der Wissenschaften, Jan Řídký, dass sein Institut mit der neuesten Studie nichts gemein habe:

„Die Öffentlichkeit ist auf jeden Fall verwirrt darüber, dass der Name unseres renommierten Instituts benutzt wird, um eine gewisse Meinung zu unterstützen. Diese Meinung ist aber nicht die Meinung des Instituts, denn wir haben weder den Auftrag für eine solche Expertise erhalten noch entsprechende Untersuchungen durchgeführt. Diese Expertise ist das Ergebnis einer rein privaten Initiative von Doktor Pokorný.“

Petr Pokorný, der für das genannte Institut in Prag arbeitet, ist einer der drei Wissenschaftler, die die aktuelle Expertise erstellt haben. Die Aussage seines Direktors quittierte der Physiker wie folgt:

„Ich habe lediglich den Fehler begangen, dass ich bei der Veröffentlichung der Expertise auch meinen Arbeitsplatz angegeben habe. Ansonsten bin ich mir keines Fehlers bewusst. Im Gegenteil: Ich stehe voll und ganz hinter den Ergebnissen der Studie.“

Klar ist also, dass in punkto US-Radar noch nichts klar ist. Die drei im Raum stehenden Studien müssen logischerweise noch einmal auf den Prüfstand.