Studie hält Gesundheitsschäden durch US-Radarbasis für möglich

Eine kürzlich bekannt gewordene Studie namhafter Experten hegt Zweifel an der Unbedenklichkeit der geplanten US-Radarbasis im mittelböhmischen Brdy. Vor allem die Flugverbots-Zone rund um die Anlage müsse ausgeweitet werden, so die Experten.

Geht es nach dem Ergebnis der soeben bekannt gewordenen Untersuchung, müsste die Flugverbots-Zone rund um das geplante US-Raketenabwehr-Radar auf bis zu 50 Kilometer ausgedehnt werden. Das bisher vorgesehene Flugverbot in einem Umkreis von viereinhalb bis dreizehneinhalb Kilometern reiche nämlich nicht aus, um mögliche Gefahren durch die elektromagnetische Strahlung der Anlage auszuschließen. Petr Pokorný vom Institut für Physik der tschechischen Akademie der Wissenschaften, der einer der Autoren der Studie ist, erläutert gegenüber Radio Prag die Risiken:

„Das ist eine Frage der Abstrahlung von verschiedenen Oberflächen, von verschiedenen Objekten, so genannten falschen Zielen. Diese falschen Ziele können natürlich auch Flugzeuge oder ähnliches sein. So ein Flugzeug besteht hauptsächlich aus Metall und das leitet die Strahlung ziemlich gut weiter. Es hängt dann von der Entfernung ab, wie hoch die Intensität der Strahlung zum Zeitpunkt des Auftreffens auf das Flugzeug ist und wie stark sie dann in Richtung Erde abstrahlt. Außerdem haben auch die verschiedenen Schichten der Atmosphäre einen Einfluss, je nach ihrer Dichte; Wolken und ähnliches. Einerseits halten sie die Strahlung auf, absorbieren sie, so dass man das Radar etwa nicht für entfernte Ziele benützen kann, weil der Radar-Strahl dort überhaupt nicht ankommt. Andererseits kann es unter bestimmten Bedingungen aber auch zu einer Umlenkung der Strahlung in Richtung Erde kommen.“

Den Experten zufolge – neben Pokorný haben auch der Fachmann für elektromagnetische Strahlung Milan Hlobil und der Militär-Wissenschafter Stanislav Kaucký an der Studie mitgearbeitet müsste die Flugverbots-Zone auf mindestens 50 Kilometer rund um die Radaranlage ausgedehnt werden, um das Risiko einer Strahlen-Weiterleitung durch Flugzeuge zu verhindern. Auch die Insassen eines Flugzeugs wären sonst einer erhöhten Strahlenbelastung ausgesetzt. Das Verteidigungsministerium beruhigt hingegen: „Die Flugverbots-Zone ist ausreichend, so wie sie verordnet wurde“, sagte der Sprecher des Ressorts, Andrej Čírtek gegenüber der Nachrichten-Agentur ČTK. Von einer Ausweitung des Flugverbots wäre auch der Prager Flughafen betroffen, der innerhalb des von den Wissenschaftern vorgeschlagenen 50 Kilometer-Ringes rund um die Anlage liegt. Physiker Pokorný hält es für die beste Lösung, die Radaranlage erst gar nicht zu bauen:

„Man sollte wohl einen Ort suchen, der in einer viel dünner besiedelten, Gegend gelegen ist, als das bei Brdy der Fall ist. Einen solchen ort wird man aber in Europa wohl schwer finden.“

Zumindest habe aber die Bevölkerung ein Recht darauf, umfassend über die möglichen Risiken informiert zu werden, so der Wissenschafter. Unklar ist bis jetzt, wer die Studie bestellt hat. Petr Pokorný wollte seinen Auftraggeber nicht nennen, meinte aber auf Nachfrage, dieser stehe mit dem Parlament in Verbindung.