Kinder mit Brille – keine Besonderheit mehr in Tschechien

Die Zahl der kurzsichtigen Kinder in Tschechien hat in den letzten zehn Jahren um ein Drittel zugenommen. Diese Sehstörung kann genetisch bedingt sein, aber auch durch das stundenlange Starren auf Smartphone und Computerbildschirme.

In Tschechien müssen fast 16.000 Kinder mehr als noch vor zehn Jahren eine Fernbrille tragen. Nach Angaben vom Institut für Gesundheitsinformationen und Statistiken (ÚZIS) liegt der Anstieg bei etwa 30 Prozent. Allerdings ist dieser Trend weltweit zu beobachten. Durch die Nutzung von Computern und Handys steigt das Risiko, das man seine Weitsicht verliert. Als Rezept dagegen wird empfohlen, viel Zeit im Freien zu verbringen und den Blick so oft wie möglich in die Ferne schweifen zu lassen.

Illustrationsfoto: inelightarts,  Pixabay,  Pixabay License

Kinder mit Kurzsichtigkeit werden zum Beispiel im Krankenhaus in Strakonice / Strakonitz behandelt.

„Ich bekam in der ersten Klasse eine Brille, aber ich sollte sie nur zum Fernsehen und in der Schule tragen. Mit der Zeit wurde es immer mehr, und jetzt trage ich sie den ganzen Tag“, sagt Patientin Natálie Šafránková.

Die Tatsache, dass die Sehstörung häufiger vorkommt als früher, wird von Pavel Kristen, dem Leiter des Zentrums für Augenheilkunde in Strakonice, bestätigt:

„Wir wissen, dass es einige Risikofaktoren gibt. Einer liegt etwa vor, wenn die Eltern kurzsichtig sind. Der andere Faktor ist, wie jüngste Studien in China gezeigt haben, dass man sich nicht genug im Freien aufhält. Denn draußen ist mehr Licht, das die Augen stimuliert. Als weiterer Risikofaktor kommt hinzu, wenn man lange Zeit auf kurze Entfernungen schaut.“

Eine neue Spezialbrille trägt dazu bei, die Zunahme der Dioptrien bei kurzsichtigen Kindern zu verlangsamen. Der Augenarzt:

„Seit etwa eineinhalb Jahren gibt es Brillen auf dem Markt, die eine spezielle Defokussierungszone haben. Dadurch wird das Bild auf der Netzhaut unscharf, und zwar nicht im zentralen Bereich, sondern rundherum. Dies wirkt sich auf das Auge aus, das dann langsamer in die Länge wächst.“

Illustrationsfoto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Denn die Kurzsichtigkeit beziehungsweise Myopie entsteht eben, wenn der Augapfel länger als gewöhnlich ist. Er wächst in die Länge, um die nahen Bilder auf der Netzhaut bequemer scharf abbilden zu können. Das führt dazu, dass das Licht, welches in das Auge fällt, nicht genau auf der Netzhaut, sondern davor bricht. Der Brennpunkt liegt demnach nicht optimal im Auge, und deshalb werden weiter entfernt liegende Gegenstände verschwommen abgebildet.

Durch das Tragen der Spezialbrille wird das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit laut Studien um bis zu sechzig Prozent reduziert. Und weiter sagt Kristen:

„Wenn ein Kind zum Beispiel sechs Dioptrien hat und diese durch das Tragen dieser Brille auf zwei Dioptrien reduziert werden können, ist das ziemlich bedeutsam. Wir empfehlen jetzt de facto jedem Kind mit Myopie eine Spezialbrille. Aber es liegt in der Entscheidung der Eltern, weil die Brille deutlich teurer ist als eine Standardbrille.“

Die Kurzsichtigkeit ist laut Pavel Kirsten allerdings eine seltenere Sehstörung bei Kindern. Schielen, Weitsichtigkeit oder Schwachsichtigkeit kämen bei ihnen häufiger vor, so der Augenarzt.

Autoren: Markéta Kachlíková , Kristýna Barchini
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