Präsident gesucht

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"Präsident gesucht" - So könnte die Überschrift des Inserats für die Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr lauten. Unter Qualifikationen könnte stehen: mittleren Alters bis alt, überparteilich, aber nicht unpolitisch. Das wichtigste jedoch - er darf nicht Vaclav Klaus heißen.

Langsam, sehr langsam fängt das Präsidenten-karussel sich an zu drehen. Als erster ist der derzeitige Präsident Vaclav Klaus aufgesprungen. Der sitzt auf seinem Pferdchen recht fest im Sattel, weiß er doch die stärkste Partei, die bürgerdemokratische ODS, bereits geschlossen hinter sich. Schon vor einigen Wochen hatte Ex-Präsident Vaclav Havel im Tschechischen Fernsehen davor gewarnt, zu viel Zeit bei der Suche nach einem Gegenkandidaten verstreichen zu lassen:

"Als ob man sich nicht mehr daran erinnern könnte, wie es beim letzten Mal ablief, als man fast noch per Inserat nach einem Gegenkandidaten Ausschau gehalten hat. Das ständige Verschieben der Entscheidung ist nicht gut."

Ex-Präsident Vaclav Havel
Zeit scheint man sich bei den Parteien dennoch zu lassen. Der einzige Name, der in den letzten Tagen immer wieder gefallen ist, ist Ex-Außenminister Jiri Dienstbier. Der läuft zwar mit ausgestrecktem Arm, jedoch ohne Partei-Mandat neben dem Karussell her und würde gern aufspringen. Allein es fehlt der politische Steigbügelhalter. Am meisten Zeit haben aber die Kommunisten: relativ großes Stimmengewicht, aber chancenlos mit einem eigenen Kandidaten. Das wissen sie selbst. Und als typisches Zünglein an der Waage kann man abwarten und Tee trinken, bis man mal von irgendjemandem angesprochen wird. Vojtech Filip, Vorsitzender der kommunistischen Partei:

"Für uns ist es derzeit wichtiger über Veränderungen bei der Reform der öffentlichen Finanzen zu verhandeln. Das ist unsere politische Priorität. Deswegen haben wir noch nicht über einen eigenen Präsidentschaftskandidaten oder die Unterstützung eines anderen Kandidaten verhandelt. Und wir sind auch noch nicht angesprochen worden in Verhandlungen einzutreten."

 Zdenek Skromach
Doch die eine oder andere Meinung ausgetauscht hat man schon, wie der stellvertretende Vorsitzende der Sozialdemokraten, Zdenek Skromach, am Sonntag im Tschechischen Rundfunk einräumte:

"Die Verhandlungen sind bisher informell. Die einzelnen Parteien, die Vaclav Klaus nicht unterstützen wollen, tasten erstmal gegenseitig ihre Meinungen ab. Wir werden so verhandeln, dass wir uns auf einen Kandidaten einigen, der eine wirkliche Konkurrenz für Vaclav Klaus ist und den alle anderen Parteien unterstützen können. Wenn auch die Kommunisten bereit wären diesen Kandidaten zu unterstützen, dann wäre das natürlich gut."

Verteidigungsministerin Vlasta Parkanova aus dem Stall der Christdemokraten hält eine Entscheidung für verfrüht. Dass die Christdemokraten aber nicht geschlossen hinter Klaus stehen, lässt auch sie durchblicken - und schickt noch einen neuen Namen in Richtung Karussell:

"Wenn Klaus einen Gegenkandidaten hätte, wie der derzeitige Außenminister Karel Schwarzenberg, dann hätte Vaclav Klaus meine Stimme nicht sicher."