Tom Stoppards "Rock´n´roll" stellt sich in Prag vor

Nach der Londoner Weltpremiere erlebt das jüngste Theaterstück von Tom Stoppard "Rock´n´roll" am Donnerstagabend nun auch seine tschechische Premiere. Aus diesem Anlass ist auch der britische Dramatiker aus New York angereist, um der hierzulande mit Spannung erwarteten Aufführung im historischen Gebäude des Prager Ständetheaters beizuwohnen.

Rock´n´roll (Foto: CTK)

Tom Stoppard ist 1937 als Tomas Straussel im südmährischen Zlin geboren worden, aber bald darauf verließ er mit seiner jüdischen Familie die Tschechoslowakei. Seine tschechische Herkunft war für Stoppard kein Thema, für Probleme des Landes jedoch hat er sich schon immer interessiert. Im Stück "Rock´n´roll" treffen zwei Welten aufeinander.

Die Geschichte beginnt in Cambridge im Jahr 1968, kurz nach der Invasion der Sowjettruppen in die Tschechoslowakei und endet im August 1990 mit dem ersten Konzert der Rolling Stones in Prag. Die Geschichte der totalitären Tschechoslowakei wird hier aus zwei unterschiedlichen Perspektiven reflektiert. Ein linksorientierter britischer Professor für Marxismus trifft auf tschechoslowakische Dissidenten. Zu hören gibt es auch authentische Zitate aus einer Polemik zwischen Vaclav Havel, Ludvik Vaculik und Milan Kundera. Der Regisseur Ivan Rajmont sagt dazu:

"Das Stück befasst sich mit Themen, mit denen man sich meiner Meinung nach befassen muss. Hierzulande macht es aber niemand."

Rock´n´roll (Foto: CTK)

Die Presse tue es zwar, mein Rajmont, aber nur oberflächlich. Einige Dramatiker hätten es zwar auch versucht, aber ohne Erfolg. Und wie urteilt der Regisseur über Stoppards Theaterbearbeitung?

"Es ist äußerst schwierig, den richtigen Abstand zu haben, um die konkrete Realität in eine Metapher zu transponieren. Tom Stoppard ist es gelungen. Daher haben wir uns auch für dieses Stück entschlossen."

Der britische Intellektuelle findet sich nur schwer damit ab, dass sich die Welt von dem entfernt, was er schön und gut findet. Was erhofft sich der Regisseur Ivan Rajmont von Stoppards Stück?

Rock´n´roll - Plastic People of the Universe (Foto: CTK)

"Mein großer Wunsch ist es, dass die Leute für eine Weile Zeugen dessen werden, dass die kommunistische Geschichte immer noch in uns allen steckt und dass wir uns mit ihr auf irgendeine Art und Weise auseinandersetzen müssen. Wir müssen sie als einen Teil unseres Lebens ansehen, um einen guten Weg zu finden."

Für einen wichtigen Bestandteil der Inszenierung hält Rajmont die Rockmusik, die hierzulande als Symbol des Widerstands gegen das totalitäre Regime wahrgenommen wurde. Deshalb soll die Vorstellung sowohl bei der Premiere als auch bei allen weiteren Vorstellungen mit einem Live-Auftritt der früher verfolgten Rockgruppe Plastic People of the Universe eröffnet werden.

Der Londoner Uraufführung von Stoppards Rock´n´roll im Juni 2006 wohnten u.a. auch Ex-Präsident Vaclav Havel, Mick Jagger von den Rolling Stones sowie der ehemalige NATO-Generalsekretät George Robertson bei. Am 12. Mai dieses Jahres wird das Prager Nationaltheater mit dem Stück in Stoppards Geburtsstadt Zlin gastieren.