Vor 65 Jahren begannen die Deportationen nach Theresienstadt

Theresienstadt

Die Besetzung der böhmischen Länder und die Errichtung des so genannten "Protektorats Böhmen und Mähren" hatten besonders für die jüdische Bevölkerung dramatische Folgen. Sie wurde diskriminiert, aus dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen und schließlich deportiert und ermordet. Ganz wenige nur überlebten den Holocaust. Im November 1941, also vor 65 Jahren, begannen die systematischen Deportationen von Juden nach Theresienstadt.

Theresienstadt
Im November 1941 wandelten die Nazis die nordböhmische Garnisonsstadt Theresienstadt in ein Ghetto für Juden um. Der erste Transport aus Prag nach Theresienstadt rollte am 24. November, wie der Historiker und Mitarbeiter der Theresienstädter Initiative, Michal Frankl, erklärt:

"Am 24. November 1941 fuhr der erste Transport mit jungen Männern, das so genannte Aufbaukommando, nach Theresienstadt. Diese Gruppe hatte die Aufgabe, das Ghetto für die große Welle von Transporten vorzubereiten, die man schon geplant hatte."

Das Theresienstädter Ghetto wurde zunächst als eine Art Sammel- und Durchgangslager für die Juden in Böhmen und Mähren konzipiert. In der Zeit seiner Existenz zwischen 1941 und 1945 sollte das Ghetto aber noch weiteren Bestimmungen dienen, wie Frankl erläutert:

Michal Frankl
"Theresienstadt wurde ursprünglich als ein Sammellager für die böhmischen und mährischen Juden errichtet und erst später kamen die anderen Funktionen dazu. Die zweite Funktion war, dass Theresienstadt als Altersghetto für ältere Juden aus Deutschland und Österreich diente. Also für Menschen, die über 60 bzw. 65 Jahre alt waren. Die dritte Funktion war eine propagandistische."

Die Propagandarolle erfüllte Theresienstadt im Jahr 1944 als einer Delegation des Internationalen Roten Kreuzes das Ghetto nach intensiver Vorbereitung als ein angenehmer Lebensort für die Juden präsentiert wurde. Die Rechnung ging offenbar auf und der Hauptdelegierte des Roten Kreuzes berichtete anschließend über die gute Lage in Theresienstadt. Die Verhältnisse im total überfüllten Ghetto waren aber in Wirklichkeit katastrophal. Im Herbst 1942 waren dort im Durchschnitt täglich 150 Menschen gestorben.

"In Theresienstadt starben insgesamt über 30.000 Menschen. Die meisten Theresienstädter Häftlinge wurden aber im Osten ermordet, also in Ausschwitz und Treblinka", ergänzt Michal Frankl.

Ungefähr 140.000 Menschen wurden zwischen 1941 und Kriegsende nach Theresienstadt gebracht. Für die meisten war das Ghetto aber nur eine Durchgangsstation, sie wurden weiter nach Osten deportiert, von wo sie nicht zurückkehrten. Dazu noch einmal Frankl:

"Insgesamt wurden fast 90.000 Häftlinge nach Osten geschickt. Man weiß nicht genau, wie viele überlebt haben. Es waren etwas über 4.000 vielleicht 5.000, mehr sicher nicht."