Nach Streit um illegale Müllimporte: Abfall aus Deutschland ging in Flammen auf

Foto: CTK

In der nordböhmischen Gemeinde Libceves ist am Sonntagabend ein Brand ausgebrochen. Die Vorgeschichte hat ihre Wurzeln in Deutschland. Denn verbrannt ist ausgerechnet jener Müll aus dem Nachbarland, dessen illegale Einfuhr erst vor kurzem die Gemüter erhitzt hatte. Gerald Schubert berichtet:

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Die kleine Gemeinde Libceves, nahe der nordböhmischen Kreisstadt Louny / Laun: Mehrmals tauchte sie in den letzten Wochen in den Schlagzeilen auf, sozusagen als Mülldeponie wider Willen. Erst im Januar hatte die regionale Zolldirektion das Areal einer ehemaligen Rinderfarm in Libceves kontrolliert. Wie Radio Prag berichtet hat, wurde dabei massenweise Abfall gefunden, der illegal aus Deutschland importiert worden war. Außerdem wurden die Lieferanten der stinkenden Fracht auf frischer Tat ertappt.

Teile des Mülls wurden eingehend untersucht, und erst am Sonntagabend machte sich ein LKW mit Abfall auf den Weg zurück nach Deutschland. Unmittelbar darauf ging die immer noch mit Müll voll gestopfte Halle in Libceves in Flammen auf. Jiri Cap, im Rathaus des nahe gelegenen Louny verantwortlich für Umweltfragen, fasst zusammen:

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"Laut den offiziellen Dokumenten verbrannten dort Plastik und Textilien. Die Untersuchungen vor Ort haben jedoch ergeben, dass es sich um gepressten kommunalen Abfall aus Deutschland handelt. Ein so großer Brand hat natürlich immer einen gewissen Einfluss auf die Umwelt, allerdings wurden bisher keine überhöhten Schadstoffwerte in der Luft gemessen."

Trotzdem hat die Stadtverwaltung von Louny den Bürgern empfohlen, sich möglichst wenig im Freien aufzuhalten und die Fenster zu schließen. Denn die Rauchsäule stieg zum Zeitpunkt der Messung gerade empor, doch hätte jederzeit Wind aufkommen und den Qualm in die Stadt blasen können. Mittlerweile hat die Feuerwehr den Brand fast gelöscht. Nun wird die Armee mit Spezialtechnik die Reste der Halle abtragen.

Laut dem derzeitigen Stand der Ermittlungen hatte eine tschechische Spedition den Transport des Mülls organisiert. Das Gelände, auf dem der Abfall schließlich ohne Bewilligung gelagert werden sollte, gehört einer niederländischen Firma. Und offensichtlich war es auch für die Beteiligten auf deutscher Seite lukrativer, den Müll illegal ins Nachbarland zu verfrachten, als ihn zu Hause legal zu entsorgen.

Ob jetzt weitere Rückführungen des Mülls nach Deutschland ins Haus stehen, ist fraglich. Immerhin ist ja ein Gutteil davon verbrannt. Die Brandursache übrigens ist vorläufig nicht bekannt.