Einmal um die Welt: Auslandsredaktion des Tschechischen Rundfunks
Informationen über das tägliche internationale Geschehen, aber auch detaillierte Berichte über einzelne Länder zu bringen. So lautet der Sendeauftrag für die Auslandsredaktion des Tschechischen Rundfunks.
Eine der wichtigsten Abteilungen im Tschechischen Rundfunk ist die Auslandsredaktion. Ihre Mitarbeiter verfolgen täglich das internationale Geschehen und berichten über aktuelle Ereignisse, ihre Hintergründe und Folgen. Filip Nerad leitet die Redaktion:
„Es ist sehr anspruchsvoll, weil es passiert immer etwas – 24 Stunden pro Tag und sieben Tage in der Woche. Und wir müssen immer bereit sein, Nachrichten zu machen. In der jetzigen Zeit, in der der Krieg in der Ukraine in vollem Gang ist, konzentrieren wir uns viel auf die Ereignisse dort. Wir haben dort einen ständigen Korrespondenten, der jeden Tag alles verfolgt, was dort geschieht. Aber es ist in der ganzen Welt immer etwas los, und wir müssen alles im Blick haben.“
Der Ausbruch des Ukrainekriegs im Frühjahr vergangenen Jahres habe die Arbeit der Redaktion wesentlich verändert, sagt Nerad.
„In den ersten Wochen absolut und total. Wir haben in den ersten zwei oder drei Monaten in Doppelschichten, 24 Stunden pro Tag und sieben Tage in der Woche gearbeitet. Ich habe drei Wochen lang fast nicht geschlafen. Wir haben viele Leute nicht nur in die Ukraine geschickt, sondern auch etwa an die polnisch-ukrainische oder slowakisch-ukrainische Grenze, wir haben vor Ort über die Flüchtlingsströme berichtet, mit Menschen dort gesprochen. Nach unseren Statistiken haben wir in diesen ersten Monaten viermal so viele Reportagen als in normaler Friedenszeit gemacht. Dann ist es ruhiger geworden, aber wir berichten weiterhin, was dort passiert.“
Die Auslandsredaktion des Tschechischen Rundfunks besteht aus zwei Teilen: einem Team in Prag und einem Netz von Korrespondentinnen und Korrespondenten in der Welt:
„Wir haben heutzutage acht ständige Korrespondenten im Ausland, und zwar in Nordamerika mit Sitz in Washington sowie in Paris, Berlin, Brüssel, Polen, in der Ukraine, in der Slowakei und in Kairo für den ganzen Nahen Osten. Bis zum Ende letzten Jahres hatten wir auch einen Korrespondenten für Asien, aber diesen Posten mussten wir wegen Sparmaßnahmen streichen. Hier in Prag arbeiten über 20 Menschen in der Auslandsredaktion. Und wir haben ebenfalls ständige Mitarbeiter. Das sind ehemalige Journalisten oder Tschechen, die im Ausland leben. Wenn in ihrem Land etwas Wichtiges passiert, berichten sie für uns darüber. Das Netz ist also größer, als nur die Korrespondenten.“
Die internationale Berichterstattung basiert auf Agenturmeldungen, ausländischen Medien, aber eben auch auf den Berichten der eigenen Menschen vor Ort. Wichtig ist, dass sie das Geschehen im Ausland aus der tschechischen Perspektive schildern. Aber genauso, dass sie Einblick in das Alltagsleben vermitteln. Außerdem verfolgen sie das dortige Geschehen über einen längeren Zeitraum und machen sich damit vertrauter, als dies ihre Kollegen in Prag können.
Filip Nerad war früher Korrespondent des Tschechischen Rundfunks in Brüssel:
„Brüssel ist ein sehr spezifischer Ort, ganz anders als andere Posten. Denn es geht dort nicht um schöne Geschichten, schöne Reportagen mit interessanten Menschen, sondern es ist mehr Politik, Diplomatie, Hintergründe der Europäischen Union. Man muss sich immer wieder mit Diplomaten und Beamten von EU-Institutionen treffen, es gibt viele Pressekonferenzen. Die Arbeit ist ganz anders als bei anderen Korrespondenten.“
Die Auslandsredaktion produziert auch eine der ältesten Sendungen in der Tschechoslowakei und in Tschechien überhaupt: Das Magazin „Zápisník zahraničních zpravodajů“, auf Deutsch das „Notizbuch der Auslandskorrespondenten“ wird seit 1955 ausgestrahlt. Die wöchentliche Sendung besteht ausschließlich aus Reportagen der Auslandskorrespondenten.
„Es ist nicht nur eine der ältesten, sondern die älteste überhaupt. Diese Sendung vermittelt alles, was man beim Reisen gerne hat. Man kann in einer Stunde die ganze Welt durchreisen und viele interessante Dinge erfahren. Deswegen ist sie so beliebt – so wie schon vor mehr als 70 Jahren.“