Vor 125 Jahren: Von Kopřivnice aus zur ersten Überlandfahrt im Tatra
Am 21. Mai 1898 brach eine vierköpfige Besatzung im ostmährischen Kopřivnice / Nesselsdorf im NW Präsident zu einer 328 Kilometer langen Fahrt nach Wien auf.
Die Anfänge der Automobilfirma Tatra aus Kopřivnice reichen ins Jahr 1850 zurück. Damals begann Ignaz Schustala mit Hilfe von zwei Gesellen, Kutschen herzustellen. Dank der Qualität der Wagen sowie Schustalas unternehmerischen Talents wurde aus dem kleinen Familienbetrieb eine der größten europäischen Firmen. Sie nannte sich Nesselsdorfer Wagenbau-Fabriks-Gesellschaft.
1897 wurde in dem Unternehmen ein Automobil mit Verbrennungsmotor gebaut. Es war nicht nur das erste in Österreich-Ungarn, sondern im ganzen östlichen Mitteleuropa. Die Karosserie des des Modells NW Präsident (NW stand für Nesselsdorfer Wagenbau) war einer Mylord-Kutsche entlehnt und eine Idee von Leopold Sviták. Als sein Helfer machte sich damals der später so berühmte Konstrukteur Hans Ledwinka verdient. Der erste NW Präsident rollte im Frühjahr 1898 vom Fabrikhof in Kopřivnice, und seine erste Fahrt führte ins 328 Kilometer entfernte Wien.
Die Reise dauerte 24,5 Stunden, wovon 14,5 Stunden reine Fahrtzeit waren. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 22,62 Kilometer pro Stunde. In Wien wurde das Auto im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph I. vorgestellt. Nach seiner technischen Aufrüstung kehrte derselbe Wagen 1918 in die Tschechoslowakei zurück und wurde zum Gründungsstück für die Automobilsammlung des Nationalen Technikmuseums. Dort ist das Gefährt noch heute zu sehen. Aus der Nesselsdorfer Wagenbau-Fabriks-Gesellschaft wurden 1924 die Tatra-Werke.
