Österreichische Kunst zu Gast in Tschechien
In diesen Tagen treffen sich gleich mehrere österreichische Künstler in Prag. Im "Design Centrum" und im benachbarten Österreichischen Kulturforum stellen sie ihre Arbeiten dem tschechischen Publikum vor. Wo die Berührungspunkte zwischen tschechischen und österreichischen Designern zu suchen sind, und was der berühmte Künstler Peter Kogler in Prag ausstellt, das erfahren Sie von Bara Prochazkova:
Das Wort Design ruft bei den meisten Menschen die Vorstellung von teueren Gegenständen oder exklusiven Möbelstücken hervor, die für den normalen Sterblichen kaum erschwinglich sind. Nicht immer ist das aber der Fall. Auch günstige Design-Stücke gibt es, bestaunen kann man sie bald auch in Prag. Österreichische Design-Künstler haben sie gebracht und stellen sie ab kommenden Dienstag im Zentrum der Goldenen Stadt, genauer gesagt auf dem Jungmann-Platz in der Nähe des Wenzelplatzes aus. Dort wird es eine Woche lang eine so genannte Design-Box geben, und es wird dort auch digitale Kunst präsentiert. "Fast Forward Designbox" nennt sich das Projekt. Die Idee mit dem 1,5 Tonen schweren Container hatte die Vereinigung Design Austria, die sich an zwei von drei aktuellen Projekten in Prag beteiligt. Derzeit läuft bereits eine Ausstellung im Prager "Design Centrum". Eine Zusammenarbeit zwischen Designern aus Tschechien und Österreich ist aber keine Neuigkeit, bestätigt der Geschäftsführer von Design Austria, Severin Filek:
"Die Beziehungen, die wir seit vielen Jahren haben, zeigten sich bisher vorwiegend bei den großen Biennalen. In Tschechien ist das vor allem die internationale Biennale des Grafikdesigns in Brünn, gemeinsam mit der mährischen Galerie. Und auch zu tschechoslowakischen Zeiten hat es andere große Wettbewerbe gegeben, wie etwa das Ekoplakat und die beiden Preise vom Designzentrum. Aber die Biennale hat mittlerweile eine 40-jährige Geschichte vorzuweisen, allerdings nur im zweidimensionalen Bereich."
Die österreichischen Design-Wochen, die das zeitgenössische Design aus Österreich in Prag sowie in Brünn zeigen, werden von der Firma Design Austria gemeinsam mit dem Österreichischen Kulturforum veranstaltet. Das tschechische Designzentrum versucht, seit einigen Jahren internationale Kontakte zu knüpfen und mit Künstlern aus anderen europäischen Staaten zusammenzuarbeiten. Im vergangenen Jahr präsentierte sich das tschechische Design in Wien, dieses Jahr kamen die Österreicher zum Gegenbesuch. Severin Filek freut sich über die intensiven Kontakte. Die tschechischen Design-Künstler, so meint er, bereichern die Branche:
"Meiner Einschätzung nach hat Tschechien ein riesiges Potential an sehr kreativen Leuten und auch sehr gute, historisch gewachsene Ausbildungsstätten. Das Manko der letzten Jahre war aber nicht nur ein Kommunikationsproblem zwischen den Ländern. Ich glaube, in Tschechien lag das Problem auch bei der Qualität des Materials, und auch bei der Umsetzung, also bei der Technik. Aber man sieht schon, wie in letzten Jahren die Wettbewerbe wie das 'Produkt des Jahres' einen enormen Aufholbedarf zeigen. Und nicht nur einen Bedarf, sondern auch die Tatsache, dass hier wirklich aufgeholt wird."
Tschechische Künstler trifft man öfters bei internationalen Messen oder bei kulturellen Events. Dort tauschen sich die Künstler intensiv aus, sagte Peter Straka, Designer der Wiener Design-Firma Kaia, die Leuchten und Lampen herstellt. Die direkte Zusammenarbeit mit tschechischen Künstlern ist für einen Design-Macher eine Bereicherung, bestätigte Straka:
"In der Ausbildung erlebt man unterschiedliche Phasen, wo man experimentiert. In dieser Phase erlebte ich einen wunderbaren Austausch zwischen Studenten aus den unterschiedlichsten Nationen. Mir ist dabei vor allem aufgefallen, dass es bei den jungen Designern hier einen Hang zum Ausprobieren gab, einen Hang, auch in Extreme zu gehen, ja beinahe ein Aufholbedarf, der wunderbar zu beobachten war."
Peter Straka ist in den Ausstellungen in Prag mit zwei Leuchten vertreten. Seine Objekte geben einerseits praktisches Licht, tragen aber auch zur Lichtstimmung im Raum bei. In seiner Arbeit verbindet Peter Straka die Funktionalität des Objektes und seine Qualität, der Akzent sollte jedoch nicht auf Trendwellen ausgerichtet sein. Severin Filek beschreibt, wie Design-Küntler arbeiten:
"Ich glaube, dass es eigentlich zwei Schnittstellen gibt, eine kulturelle und eine wirtschaftliche. Ich würde sagen, der prinzipielle Gedanke von allen Designern ist der wirtschaftliche Gedanke. Zum Beispiel hier ist ein Partner des Designzentrums das hiesige Wirtschaftministerium. So ist die wirtschaftliche Komponente eines Designers sein tägliches Brot. Die kulturelle Schnittstelle ist dann sozusagen noch das I-Tüpfelchen. Jemand, der seine Ideen wirklich umsetzen konnte und über das 'Normale' hinaus etwas gestalten kann, der bekommt diesen kulturellen Benefit als Zusatz, weil sich Museen für ihn und seine Arbeit interessieren. Das eine oder andere Produkt sehen die Museen als visionär an, als einen zukünftigen Klassiker. Und so findet ein Objekt den Weg ins Museum."
Und gerade die besten Museumsstücke finden Sie nun in diesen Tagen in Tschechien. Einige der ausgestellten Objekte haben den österreichischen Adolf Loos Staatspreis für Design bekommen. Die Firma Design Austria nahm sich vor, in Tschechien auch weiterhin eine breite Palette des österreichischen Designs zu präsentieren. Zu sehen sind in Oktober in Prag und Brünn funktionale Tische, moderne Sportgeräte sowie ein innovatives Design von Werkzeugen.
Und bei österreichischen Künstlern in Prag bleiben wir auch weiterhin. In diesen Tagen stellt im Österreichischen Kulturforum auch der international bekannte bildende Künstler Peter Kogler aus. Der in Innsbruck geborene Kogler gehört zu den weltweit bekanntesten österreichischen Künstlern. Seit 1984 arbeitet Kogler mit Computertechnik, er mag die einfache Bedienung der Grafikprogramme, erklärt Kogler:
"Es ist ein spezifisches Interesse an diesen Oberflächen, die mit diesen digitalen Medien erzeugbar sind. Diese architekturbezogenen Arbeiten spielen gerade mit diesem Verhältnis vom real faktischem Raum und illusionistisch virtuellem Raum. Die Balance zwischen diesen beiden Strukturen stellt so etwas Konstantes dar."
Peter Kogler entwickelte in den 80er Jahren eine Methode, mit der er große Rauminstallationen herstellen kann. Sie beruht auf dem vollständigen Bedecken von inneren sowie äußeren Räumen mit Ornamenten. Typische Motive von Kogler sind Ameisen, Rohre oder organische Formen. Wie eine Großraum-Ausstellung eines österreichischen Künstlers in Prag entsteht, erklärt Kogler selbst:
"Ich war einmal vor ein paar Monaten hier, um die Räume zu sehen. Das ist etwas was ich immer mache, quasi eine Recherche dazu, wie die Situation aussieht. Weil die Projekte, die ich mache, spezifisch auf Räume konzipiert sind. Diese Ausstellung besteht aber aus mehreren Teilen. Es gibt diese Struktur, die die Wandflächen überzieht. Dann gibt es diese Stahlskulptur, die in der Mitte liegt, und dann gibt es noch diese zwei Tische mit verschiedensten Materialien aus den letzten 20 Jahren. Eine Materialsammlung also."
In Tschechien wurden bislang zwei Projekte von Kogler realisiert. 1999 im Haus der Kunst der Stadt Brünn sowie zwei Jahre später im Haus der Kunst in Budweis. Die laufende Ausstellung im Österreichischen Kulturforum ist jedoch eine umfassendere Präsentation des Werkes von Peter Kogler. Seine Kunst hat viele Formen: komplexe Rauminstallationen, Videoprojektionen sowie einzelne Objekte und Drucke. Prag sei ein kulturelles Zentrum, das auch die dorthin kommenden Künstler beeinflusst, bestätigte Peter Kogler:
"Natürlich gibt es hier in Prag eine ganz bestimmte Ausformung von Kubismus aus den 20er Jahren und es gibt auch eine bestimmte Ornamentik, die hier im Mittelalter entstanden ist. Wenn bei mir solche Elemente auftauchen, dann doch wahrscheinlich in einer eher intuitiven und assoziativen Weise."
Die Werke von Kogler werden mittels digitaler Technologie hergestellt und weisen darauf hin, dass sich die Kunst und die Ästhetik in der heutigen Welt verändert haben, sagt Kogler. Die Werke von Peter Kogler sind noch bis Ende Oktober in Prag zu sehen.