Ordensverleihung zum tschechischen Staatsfeiertag

Anlässlich des Feiertages zur Staatsgründung der Tschechoslowakei am 28. Oktober verlieh der tschechische Präsident Vaclav Havel am Samstag vergangener Woche verdienten Persönlichkeiten aus der tschechischen Gesellschaft die beiden höchsten Staatsorden. Es handelt sich hier um den Orden benannt nach dem ersten Präsidenten der Tschechoslowakei Tomas Garrigue Masaryk und die Auszeichnung des "Weißen Löwen". Weitere Hintergründe dazu von unserem freien Mitarbeiter Armin Sandmann:

Zum feierlichen Gedenkakt zur Gründung der unabhängigen Tschechoslowakei kamen ausgewählte Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft im Vladislavsaal der Prager Burg zusammen. Präsident Vaclav Havel zeichnete im Rahmen dieser feierlichen Zeremonie 38 Personen aus dem In- und Ausland mit den höchsten Staatsorden der Republik aus. So bekam in Memoriam der frühere Landwirtschaftsminister und Chef der Christdemokraten, KDU-CSL, Josef Lux den Orden Tomas Garrigue Masaryks, den seine Witwe Vera Luxova entgegennahm. Den höchsten Staatsorden, den "Weißen Löwen" nahmen die ehemaligen politischen Gefangenen aus den Reihen der tschechoslowakischen Armee, Pravomil Reichel und Vilem Stanovsky entgegen. In einer weiteren Kategorie, in der Bürger für ihre Tapferkeit und ihren Einsatz ausgezeichnet werden, erhielten die Tapferkeitsmedalie die Übersetzerin Vlasta Marakova- Charvatova, welche in der Zeit des kommunistische Regimes wegen ihrer Überzeugung 15 Jahre im Gefängnis saß. Präsident Vaclav Havel nutzte die Gelegenheit dieses Festaktes, um sich zur Identität des tschechischen Staatswesens zu äußern:

" Über Identität und Souveränität wird heute viel gesprochen, doch was bedeutet dies eigentlich ? Ich denke, es ist das Gefühl einer Gemeinschaft, die ohne Einschränkungen über sich selbst bestimmen kann, wie sie sein möchte."

Gerade aber im Zusammenhang mit der Identität und der Unabhängigkeit bahne sich nach den Worten Havels eine Krise an, denn die Bürger dieses Landes gingen von falschen Voraussetzungen aus:

" In letzter Zeit ist über unsere Identität so manches in gar eigenartiger Weise zu hören. Sie ist angeblich durch die Europäische Union, die NATO, die Vereinten Nationen und die Weltbank gefährdet oder sogar in Frage gestellt, denn diese Organisationen wollten Tschechien nur zu seinem Ebenbild formen. Darin liegt ein typischer tschechischer Denkfehler, denn unsere Identität liegt nicht in den Händen Fremder, sondern allein in den Unsrigen."

Autor: Armin Sandmann
abspielen