Peter Gehm gewinnt zum dritten Male Große Pardubitzer Steeplechase

Foto: CTK

Alles spricht dieser Tage vom "goldenen Oktober", denn die Sonne scheint tagsüber wie zu den schönsten Sommertagen, die Bäume sind rötlich bis goldgelb gefärbt und die Luft ist herzerfrischend rein und antiallergisch. Zur Vollendung dieses Hochgefühls fehlt nur noch ein renommiertes Sportereignis unter freiem Himmel, das uns in seinen Bann zieht und den Tag zum Erlebnis macht. Aber sicher doch, in Tschechien gibt es solch ein Event, das Jahr für Jahr im Oktober Zigtausende in seinen Bann zieht und wie ein nationaler Festtag begangen wird. Um welche Sportveranstaltung es sich dabei handelt, das verraten wir Ihnen gleich!

Große Pardubitzer Steeplechase - so heißt das internationale Topevent im Hindernisreitsport, das alljährlich Tausende tschechischer Turfsportfreunde aus allen Teilen des Landes ebenso wie aus dem Ausland in die Elbestadt Pardubice pilgern lässt, wo sie einen ganzen Sonntag lang auf einem von der Natur belassenen Parcours hervorragenden Pferdesport geboten bekommen. Am vergangenen Sonntag wurde die Steeplechase zum bereits 113. Male ausgetragen, woraus ersichtlich wird, dass es sich um ein sehr traditionelles, ja wohl eines der ältesten Rennen seiner Art in Europa handelt. Weshalb die Pardubitzer Steeplechase außerdem so einzigartig ist, das erklärte Radio Prag gegenüber Jirí Petran, der Präsident des tschechischen Pferderennsportvereins und Organisationschef der Veranstaltung:

"Also weil es zum ersten die längste Steeplechase ist. Zum zweiten, weil es eine Cross-Steeplechase ist, d.h. das Geläuf wechselt ständig und die Bahnen kreuzen sich, und zum dritten deshalb, weil schon mehr als 50 Jahre lang niemand in den traditionellen Parcours eingegriffen hat, was bedeutet, das zum Beispiel die Orangerie erhalten geblieben ist. Darauf sind wir einerseits sehr stolz, andererseits hält das jedoch auch einige ausländische Pferde davon ab, hier zu starten. Es ist Fakt, dass dieses Rennen seine spezifischen Hindernisse hat. Die Spezifik besteht vor allem darin, dass 90 bis 95 Prozent der Hindernisse natürliche Hindernisse sind und nur die letzten drei eingangs der Zielgerade sind ´künstlich´ hinzugefügt worden."

Ja, der Parcours in Pardubice ist in der Tat nahezu einmalig hinsichtlich seiner Naturbelassenheit mit den unterschiedlichen Terrains und Hindernissen. Und auch das ganze Drumherum bei diesem großen Rennen ist faszinierend. Dies bestätigte mir zumindest das deutsche Ehepaar Hans-Joachim und Monika Dellit, das unter den Zuschauern weilte und extra aus dem schwäbischen Göggingen angereist war.

Real Audio - (Das Ehepaar erzählt mir, dass es zum ersten Mal in Pardubice ist, die weltweit bekannte Steeplechase aber schon immer einmal kennen lernen wollte. Ihren Eindrücken zufolge bezeichneten sie die Rennveranstaltung als großartig, da sie eine tolle Atmosphäre besitze, die wie Champagner sei. Laut H.-J. Dellit sei das Flair ähnlich wie bei einem Stier- bzw. Hahnenkampf oder aber wie bei einem Volksfest. Daher könne er nur jedem Bürger aus den ´alten´ EU-Mitgliedsländern empfehlen, auch einmal persönlich in die bald neuen EU-Staaten zu reisen.)

Was macht aber nun die Faszination dieses großen Pferderennens aus? Nun, es beginnt schon beim Führring, wo die jeweiligen Pferde und Jockeys quasi vor jedem Rennen noch ihren letzten Eindruck bei den Turfsportfreunden hinterlassen. Wir haben ein wenig mitgelauscht:

Real Audio - (Tschechische Reitsportfans im Gespräch)

Da Sie womöglich nur wenig verstanden haben, hier die Auflösung: Man diskutierte über Favoriten und Außenseiter vor dem großen Hauptrennen und der Name der siebenjährigen Stute Registana war dabei wohl am meisten gefallen. Das machte sich auch an den Wettschaltern bemerkbar, wo die im deutschen Gestüt Görlsdorf gezüchtete und jetzt dem tschechischen Rennstall Wrbna zugehörige Registana mit der Startnummer 1 am höchsten gehandelt wurde:

Real Audio - (Aktuelle Wettkurse vor dem Rennen)

Kurz nach halb vier am Nachmittag wurde dann das Feld der 113. Großen Pardubitzer Steeplechase mit der erstklassigen Besetzung von 19 Pferden gestartet, und als viertes Hindernis stand ihm dabei der berühmt-berüchtigte Taxis-Sprung bevor:

Real Audio - (Originalkommentar zur Rennsituation beim Taxis-Sprung)

Registrana,  Foto: CTK
Rennleiter Jirí Petran ist immer etwas aufgebracht, wenn noch behauptet wird, dass der Taxis-Sprung äußerst gefährlich sei, weil sich dort die Pferde reihenweise die Beine brechen würden und dann eingeschläfert werden müssten. Seit den auf der gesamten Strecke Anfang der 90er Jahre vorgenommenen Umbauten seien ab dem Jahr 1993 beim Taxis-Sprung lediglich noch vier Tiere schwer gestürzt, was eindeutig belege, dass man hier in Pardubice inzwischen alles, aber auch alles für Sicherheit von Pferd und Reiter tue, argumentierte Petran. Es passierten auch diesmal keine wirklich aufregenden Stürze, und so konnten sich die Zuschauer voll und ganz auf den Zieleinlauf der zehn das Rennen beendenden Pferde freuen:

Real Audio - (Kulisse und Kommentar zum Zieleinlauf, der wie folgt aussah: 1. Registana (Jockey Peter Gehm), 2. Maskul (Jockey Jirí Kamenícek), 3. Decent Fellow (Jockey Josef Vána)

Es gewann also die favorisierte Stute Registana unter Jockey Petr Gehm. Der 33-jährige Deutsche aus dem saarländischen Niederwürzbach, der jetzt in Pulheim bei Köln zu Hause ist, gewann damit zum bereits dritten Male hintereinander dieses große Rennen, und zwar jedes Jahr mit einem anderen Pferd - 2001 und 2002 mit den Hengsten Chalce bzw. Maskul und nun mit Registana. Darum hören Sie zum Abschluss unseres heutigen Reports das Gespräch, das ich nach seinem großen Triumph mit ihm führen konnte:

Peter Gehm,  Foto: CTK
Real Audio - (Peter Gehm erzählt, dass ihm der heutige Sieg mit Registana am leichtesten von allen drei Triumphen gefallen sei, da die Stute einfach großartig und - wie es nur zwei von zehn Pferden können - wie ein Auto zu steuern sei. "Sie gibt einem immer das Gefühl, dass sie wartet, was Du von ihr willst, ob es schneller oder langsamer gehen oder ob sie früher oder später springen soll, und das ist einfach einmalig", lobt Gehm. Die Strecke sei schwierig und anspruchsvoll, was alle - Pferd, Reiter und Team - immer wieder vor große Anstrengungen stelle, umso schöner aber sei es, auf solch einer Strecke ein solch bedeutendes Rennen, das auch in Deutschland Anklang finde, zu gewinnen, ergänzt Gehm. Für die Pardubitzer Steeplechase wünscht sich Gehm, dass sie mit einer noch besseren Dotierung, als es jetzt schon der Fall ist, noch größere Popularität erlange, weil dann nämlich auch die Engländer und Franzosen kommen würden, die ständig ihr Interesse an einer Teilnahme bekunden. Bei noch mehr internationalem Kolorit werde das Rennen noch mehr aufgewertet und dadurch noch interessanter, ist sich Gehm sicher.)