Tschechiens Fußballvereine kämpfen um internationales Prestige
Die tschechischen Fußballer haben bei der diesjährigen Europameisterschaft überzeugt. Im Clubfußball aber müssen sie sich die internationale Anerkennung erst erarbeiten. Dazu wollen sich noch drei Mannschaften für die europäischen Wettbewerbe qualifizieren. Im Pferderennsport genießt die Große Pardubitzer Steeplechase einen guten Ruf – mit Ausnahme eines Hindernisses. Es ist der Taxisgraben. Mittlerweile wurde der gefährliche Sprung ein weiteres Mal entschärft.
Slavia Prag spielt nur Remis und muss um Europa League zittern
Die Enttäuschung war groß in Tschechien, besonders aber in Prag, als nach der dritten Vorrunde der Qualifikation zur Champions League feststand: In der laufenden Saison 2021/22 wird keine tschechische Mannschaft in der europäischen Königsklasse spielen. Sowohl Slavia Prag als auch Erzrivale Sparta Prag scheiterten an ihren Gegnern. Vizemeister Sparta gelang zumindest noch die Qualifikation für die Europa League. Die Mannschaft von Slavia muss weiter für einen Start in der zweiten europäischen Liga kämpfen. Dies wohl deshalb, weil die Rot-Weißen ihre Vorrunde in der Gruppe der übrigen Landesmeister bestritten, die mit Teams aus mittelstarken und schwachen Ligen besetzt ist. Daher müssen die Schützlinge von Erfolgscoach Jindřich Trpišovský nun in der Playoff-Runde zur Europa League noch gegen den polnischen Champion Leagia Warschau ran.
Das Hinspiel fand am vergangenen Donnerstag in der Moldaumetropole statt. Es endete – für die Gastgeber ernüchternd – unentschieden 2:2. Und dies, obwohl die Prager ein klares Plus an Ballbesitz und Chancen hatten. Doch gerade ihre Torgelegenheiten konnten die Hausherren nur ungenügend nutzen, sehr zum Bedauern des Trainers:
„Natürlich leide ich extrem, denn die vergebenen Chancen trüben das Ergebnis und damit auch die Willensleistung meines Teams. Tore sind das Salz in der Suppe, und mich grämt, dass wir nicht mehr davon bejubeln konnten. Dies ist umso ärgerlicher, weil wir in dieser Saison schon zum wiederholten Male einen solchen Chancenwucher betreiben, und das ist natürlich nicht gut für das Selbstvertrauen unseres Teams.“
Doch es gibt noch einen zweiten Faktor, der Slavia im bisherigen Saisonverlauf bedrückt: Es sind die Patzer von Torwart Ondřej Kolář. In den zurückliegenden drei Spielzeiten war der 26-Jährige eine stabile Säule auf dem Weg zum nationalen Titel-Hattrick der Hauptstädter. Doch jetzt zeigt der Nationalkeeper ungewohnte Schwächen. Bei der 0:2-Niederlage in Runde drei bei Ferencváros Budapest rutschte ihm eine Rückgabe von Mitspieler Taras Kačaraba unter der Fußsohle durch, so dass er quasi ein Eigentor fabrizierte. Diese und andere Schnitzer scheinen am Nervenkostüm von Kolář zu nagen, denn auch gegen Warschau war er kein sicherer Rückhalt. In der 20. Spielminute zögerte er beim Herauslaufen, so dass Legias Angreifer Mahir Emreli ihn mühelos zum 0:1 überlupfen konnte. Beim zweiten Gegentor der Polen durch Josip Juranović war er chancenlos. Dennoch beklagt Trainer Trpišovský:
„Seine Unsicherheit ist vor allem im Passspiel mit dem Ball zu sehen. Hier hat er vorher einfach und präzise agiert, jetzt klappt das nicht mehr. Und darunter leidet unser Aufbauspiel. Wir brauchen wieder den selbstbewussten Kolář, der uns in den letzten Jahren immens geholfen hat.“
Das erhoffen sich der Coach und seine Schützlinge schon für das Rückspiel am Donnerstag in Warschau. Sollte Slavia aber an der Weichsel nicht gewinnen können, muss der tschechische Meister in dieser Saison mit der drittklassigen Conference League vorliebnehmen.
Jablonec und Pilsen verschaffen sich gute Ausgangsposition
Besser als die Hauptstädter machten es in den Hinspielen der vierten Vorrunde zur Conference League der FK Jablonec nad Nisou und Viktoria Pilsen. Ebenso wie Slavia empfingen sie ihre Gegner vor eigener Kulisse und fuhren jeweils Siege ein. Die Kicker aus der nordböhmischen Neißestadt fertigten dabei den slowakischen Vertreter MŠK Žilina mit 5:1 ab. Ausschlaggebend für diesen Triumph war die starke erste Halbzeit, in der die Grün-Weißen einen 4:0-Vorsprung herausschossen. Doppeltorschütze Miloš Kratochvíl beschrieb das Erfolgsrezept wie folgt:
„Damit hatte wohl niemand gerechnet. Doch wir waren gut auf den Gegner vorbereitet und kannten dessen Spielweise. Wir haben hoch gepresst und den Slowaken so oft früh den Ball abgeluchst. Das nutzten wir zu einigen Toren.“
Hochzufrieden mit dem Ergebnis und dem Auftritt seiner Mannschaft war auch Trainer Petr Rada. Für ihn ist das Duell allerdings noch nicht entschieden:
„Ich denke, unsere Spieler wissen, um was es geht im Rückspiel. Wir haben erst die Hälfte des Weges geschafft, und in Žilina erwartet uns ein unangenehmes Spiel auf Kunstrasen. Dazu werden die Slowaken von ihrem Publikum unterstützt.“
In Jablonec sorgten knapp 4400 Zuschauer für eine stimmungsvolle Atmosphäre. Und die tolle Leistung ihres Teams quittierten sie am Ende mit dem hierzulande populären Schlachtruf „Jungs, wir danken euch!“:
In Pilsen trafen die Gastgeber auf den bulgarischen Verein ZSKA Sofia. Hier brandete der Torjubel unter den fast 7000 Fans zwar nur zweimal auf, dafür kassierten die Bierstädter kein Gegentor. Chefcoach Michal Bílek hob nach der Partie besonders den Treffer von Jhon Mosquera zum 2:0-Endstand hervor, der in der 72. Spielminute fiel:
„Sehr wichtig war das zweite Tor, denn es gibt uns Hoffnung für das Rückspiel. Doch es ist erst Halbzeit in diesem Duell. Von daher schwelgen wir jetzt nicht in Euphorie, sondern müssen in Sofia da weitermachen, wo wir heute aufgehört haben.“
Der Torschütze zum 1:0 war Verteidiger Milan Havel. Auch er schwört seine Mitspieler darauf ein, sich die gute Ausgangsposition nicht mehr streitig machen zu lassen:
„Es scheint so, dass das 2:0 ein gutes Resultat ist. Doch wir haben erst Halbzeit, und in Sofia wartet auf uns sicher noch ein heißer Tanz. Wir haben schon zu Hause gespürt, dass ZSKA Sofia eine unangenehme Mannschaft ist. Wir werden sehen, wie viele Zuschauer die Bulgaren anfeuern. Es wird keine leichte Aufgabe, doch ich denke, dass wir sie meistern werden.“
Sollten es Jablonec nad Nisou / Gablonz und Plzeň / Pilsen schaffen, in die Gruppenphase der Conference League vorzudringen, hat Tschechien in dieser Saison vier Teams in den europäischen Wettbewerben am Start. Und dieses Quartett könnte viele Punkte sammeln, um den Koeffizienten vor den nächsten Jahrgängen kräftig aufzubessern.
Pardubitzer Steeplechase entschärft das Hindernis Taxisgraben
Die Große Pardubitzer Steeplechase gilt als das härteste Hindernisrennen für Pferde auf dem europäischen Festland. Dies ist nicht nur auf die schwierige Strecke mit 31 Hindernissen zurückzuführen, sondern auch auf das anspruchsvolle Terrain, das auf dem Kurs mehrfach wechselt. Besonders gefürchtet aber ist das Hindernis Nummer vier, der berühmt-berüchtigte Taxisgraben. Hier sind schon mehrfach Pferde schwer gestürzt, die dann wegen ihrer Verletzung eingeschläfert werden mussten.
Nach Protesten von Tierschützern und Bedenken von Vertretern einiger Rennställe wurde die Strecke letztmalig 1993 umgebaut und der Taxis-Graben dabei entschärft. Alles schien auf dem besten Wege, denn danach war die Zahl der tödlichen Pferde-Unfälle auf ein relatives Minimum gesunken. Doch zuletzt mehrten sich wieder die Vorwürfe, dass der Taxis-Graben einfach brutal sei, weil Reiter und Pferd über ein dichtes Gebüsch springen müssen, bei dem man vorher nicht erkennen kann, wo man am Ende des Sprungs aufsetzt. Deshalb hat man das Hindernis in diesem Sommer ein weiteres Mal umgebaut. Der Direktor des Pardubitzer Rennvereins, Jaroslav Müller, erläutert die Veränderungen:
„Wir haben die Form des Grabens, der unmittelbar auf das dichte Gebüsch folgt, ausgebessert. Wir haben ein bisschen Erde aufgeschüttet, um so einen schrägen Aufsprung zu bilden, der nicht einen solch steilen Winkel hat, wie es zuvor der Fall war.“
Seinen Anteil an der Änderung des Hindernis-Profils hatte Rennbahn-Verwalter Vávlav Žižka. Die Bearbeitung des Aufsprung-Bereichs dauerte nur einige Stunden, für die Idee dazu aber brauchte er wesentlich länger:
„Ich bin ein Mensch, der nach getaner Arbeit am Nachmittag immer noch eine Weile auf dem Gelände verweilte, um zu überlegen, was man mit dem Taxis-Graben machen könnte. Mit den Überlegungen begann ich so ab April, und nach und nach hat sich die Idee dazu im Kopf verfestigt. Bei der Durchführung der Umgestaltung aber ging alles ziemlich rasch, weil ich genau wusste, was ich wie ändern wollte. Wir haben so auch nicht improvisiert.“
Nach der Bearbeitung des Taxis-Grabens gab es aber auch Stimmen, die sagten, dass man das Hindernisrennen daher nun um seine Hauptattraktivität beraubt habe. Rennverein-Direktor Müller sieht das nicht so:
„Meiner Meinung nach bleibt der Taxis-Graben das Symbol der Großen Pardubitzer Steeplechase. Wir müssen uns vor Augen halten, dass wir hier 30 weitere Hindernisse haben, die ebenfalls ziemlich schwierig sind. Unsere Strecke ist 6900 Meter lang, und die Pferde laufen auf unterschiedlichem Untergrund. Das alles zeichnet dieses Rennen aus. Und ich denke, dass wir alle Änderungen mit großer Demut zur Tradition des Rennens vorgenommen haben.“
Zufrieden mit dem neuen Profil des Hindernisses Nummer vier ist auch einer von denen, die es am meisten betrifft – der erfahrene Jockey Jaroslav Myška:
„Ich bin überzeugt davon, dass der Taxis-Sprung nichts von seiner Attraktivität eingebüßt hat. Wenn es nach mir ginge, würde ich zudem das Gestrüpp vor dem Graben noch so ausbessern, das Reiter und Pferd beim Absprung erahnen können, wo sie in etwa landen werden. Es geht darum, dass die Pferde bei einem möglichen Sturz relativ sanft fallen und die möglichen Verletzungen nicht so fatal sind wie es bisher oft der Fall war. Mehrere Gäule sind dadurch gestorben.“
Die Steeplechase von Pardubice wurde erstmals 1874 ausgetragen. Sie findet jedes Jahr am zweiten Sonntag im Oktober statt.