Politologe Mlejnek: Brüssel ist für die Tschechen wie ein anderer Planet

Nach dem Schließen der Wahllokale zur Europawahl am frühen Samstagnachmittag wird in Tschechien sehr offen über die augenscheinlich sehr niedrige Wahlbeteiligung diskutiert. Ersten Schätzungen zufolge soll nach Information der Nachrichtenagentur ČTK, die sich auf Mitteilungen der Wahlkommissare berief, nur knapp ein Fünftel der 8,4 Millionen Wahlberechtigten des Landes an die Urne getreten sein. Die Tschechen hätten kein Interesse an den Wahlen zum Europaparlament, weil sie über die Vertretung der Bürger der Europäischen Union so gut wie gar nichts wissen. Die europäischen Institutionen seien für den normalen tschechischen Wähler unverständlich und der Europäismus funktioniere nicht, sagte der Politologe Josef Mlejnek gegenüber dem Server Lidovky.cz. Daher nehmen die Wähler in Tschechien die europäischen Institutionen kaum wahr und glauben auch nicht daran, dass sich durch sie etwas ändern könnte. Und das sei, direkt gesagt, eine korrekte Wahrnehmung, so Mlejnek weiter. Die Tschechen würden sich vielmehr für die nationale Politik interessieren, das sei für sie die lebendige Szene, ergänzte Mlejnek.

Autor: Lothar Martin