Prag: Kundgebungen zum 1. Mai
In der tschechischen Hauptstadt haben mehrere Kundgebungen zum 1.Mai stattgefunden. Gleich am Dienstagmorgen feierte die Kommunistische Partei Böhmens und Mährens (KSCM) auf dem Prager Messegelände. Den Tag der Arbeit nutzten die Kommunisten auch dazu, um gegen die erwogene Stationierung einer US-amerikanischen Radaranlage in Tschechien zu protestieren. KSCM-Parteivorsitzender Vojtech Filip rief die Regierung auf, das Land nicht in die Arme der USA zu treiben. Mehrere Redner beschuldigten US-Präsident George Bush als Kriegsverbrecher und verwiesen auf das Recht der Tschechen, allein über die Anlage zu entscheiden. Wie in den vergangenen Jahren nahm auch der ehemalige kommunistische Partei- und Staatschef, Milous Jakes, an der Kundgebung teil.
Ebenfalls auf dem Messegelände fand am Dienstagnachmittag das traditionelle Treffen der Prager Sozialdemokraten (CSSD) und ihrer Anhänger. CSSD-Parteichef Jiri Patroubek kritisierte scharf die geplanten Regierungsreformen und sprach auch von vorgezogenen Wahlen, die er als "beste Therapie" bezeichnete. Das Kabinett von Mirek Topolanek kann seiner Meinung nach nicht lange überleben. Die vorgezogenen Wahlen könnten Paroubek zufolge in einem oder anderthalb Jahren stattfinden.
Unter dem Titel "1. Mai auf der Letna´ wieder ohne Kommunisten und niemals anders" fand eine Demonstration statt, die zum zweiten Mal von der Konföderation politischer Häftlinge veranstaltet wurde. Auf der Letna-Ebene kamen etwa 1000 Menschen zusammen. Der Vizevorsitzende der veranstaltenden Organisation, Mirko Stastny, warnte in seiner Ansprache vor einer Rückkehr des totalitären kommunistischen Regimes. Auf der Kundgebung traten auch einige tschechische und ausländische Politiker auf, unter ihnen auch Premier Mirek Topolanek. Er erinnerte an sein vor einem Jahr am selben Ort gegebenes Versprechen, die Entstehung einer Regierung mit Kommunisten zu verhindern.
Im Prager Stadtzentrum veranstalteten rechtsextreme Demonstranten ein Treffen, das linksorientierte Gegner zu verhindern versuchten. Nach einem Konflikt mit der Polizei wurden über zwanzig Personen vorgeführt. Festgenommen wurden auch einige Teilnehmer des Protestmarsches von Rechtsradikalen, die auf dem Weg zur US-amerikanischen Botschaft waren. Der Polizei ist es gelungen, sie am Zusammenstoß mit einem Anarchistenumzug zu hindern.