Ralston: NATO wird über Nutzung abgereicherten Urans alles offenlegen
Der Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte in Europa, General Joseph Ralston, traf am Dienstag in Prag zu einem zweitägigen offiziellen Besuch der Tschechischen Republik ein. Es ist die erste Visite eines solch ranghohen NATO-Kommandeurs in Tschechien seit dem Beitritt des Landes in das militärische Bündnis vor knapp zwei Jahren. Über die Hintergründe dieses Besuchs informiert Sie Lothar Martin.
Wie der Generalstabschef der Tschechischen Armee, General Jiri Sedivy, auf der Pressekonferenz am Mittwoch mitteilte, sei General Ralston einer offiziellen Einladung des tschechischen Verteidigungsministeriums gefolgt und nehme im Rahmen seines Besuchs an der Versammlung der Tschechischen Armee teil, bei der das letztjährige Übungsjahr bilanziert werde. Bei der Versammlung führte Ralston u.a. aus, dass die Militärpiloten der NATO im Jahr bis zu 240 Flugstunden absolvieren sollten. Da der derzeitige Stand innerhalb der NATO-Streitkräfte aber lediglich bei rund 180 Stunden liege und es hiesige Piloten auch bereits auf 160 Flugstunden jährlich bringen, kann man sagen - so Ralston, dass "die Tschechische Republik in den letzten vier Jahren einen bedeutenden Fortschritt in der Ausbildung ihrer Soldaten gemacht hat." Doch andererseits habe die Tschechische Armee bereits veralterte Militärmaschinen und sollte deshalb ausländische Jagdflugzeuge einkaufen. Auf die Frage von Journalisten, welche er dabei empfehlen würde, antwortete Ralston: "Nun, das ist die Entscheidung, die die Menschen in der Tschechischen Republik zu treffen haben."
Ralston verwies jedoch darauf, dass die Modernisierung der Armee nicht soweit führen dürfe, dass sie zu Lasten der militärischen Ausbildung gehe. Tschechien ist derzeit gerade am Überlegen, ob man 24 oder gar 36 neue Überschallflugzeuge für weitreichende taktische Zwecke erwerben werde.
Bei der Pressekonferenz kam jedoch auch das aktuelle Problem der NATO, nämlich die Verwendung von mit abgereichertem Uran bestückter Munition im Kosovo-Konflikt, zur Sprache. Dazu äußerte General Ralston: "Die NATO hat sich dazu bereit erklärt, dass sie sich voll und ganz dieser Problematik stellen und alle Informationen, die die Verwendung von Munition mit abgereichertem Uran im Balkan anbelangt, offenlegen werde."General Ralston betonte, dass es bei der Berichterstattung über den Einsatz dieser Munition oft zu Desinformationen gekommen sei. Des weiteren legte er dar, dass man deswegen von abgereichertem Uran spreche, weil die Radioaktivität in diesem Metall herabgemindert wurde. Als Vergleich gab er an, dass die durchschnittliche Masse des abgereicherten Urans in einem beim Kosovo-Konflikt verwendeten Projektil rund 300 Gramm beträgt und damit um 40 Prozent niedriger sei als die des natürlichen Urans, wie sie bei Messungen im Bereich von einem Quadratkilometer Land, mit der Tiefe von 25 Zentimetern festgestellt worden ist. In dieser räumlichen Ausdehnung habe man 1500 Kilogramm natürlichen Urans gemessen.