Rechtsradikale liefern sich Straßenschlacht mit Polizei - Anwohner applaudieren

Rechtsextreme in Litvínov (Foto: ČTK)

Rechtsextremisten warfen Brandsätze und Pflastersteine. Schwerbewaffnete Polizeieinheiten reagierten mit Wasserwerfern und Tränengas. Bürgerkriegsähnliche Zustände herrschten gestern im nordböhmischen Litvínov, als etwa 600 Rechtsradikale mit etwa 1000 Polizisten aneinander gerieten.

Rechtsextreme in Litvínov  (Foto: ČTK)
Die Auseinandersetzungen, die sich am Montagnachmittag am Rande eines Protestmarsches von Rechtsradikalen gegen die örtliche Roma-Minderheit abspielten, waren die schwersten Krawalle in Tschechien seit acht Jahren. Die Bilanz: sieben verletzte Polizisten, sieben verletzte Rechtsradikale. 15 Radikale wurden verhaftet. Tomáš Vandas, Vorsitzender der rechtsradikalen Arbeiterpartei, sagte, dass der Marsch ordnungsgemäß angemeldet wurde. Für Organisatoren des Marsches trägt die Polizei die Schuld an der Eskalation. Der Chef der örtlichen Polizei, Vladimír Danyluk, weist den Vorwurf entschieden zurück:

„Ich bin davon überzeugt, dass das Vorgehen der Polizeieinheiten im Einklang mit dem Gesetz stand. Für den Marsch der Extremisten war eine vorher festgelegte Route vorgesehen. Diese Route haben sie nicht eingehalten. Sie haben versucht in die Siedlung Janov zu gelangen. Und das mussten die Polizisten verhindern.“

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In Janov bestehen seit längerer Zeit Probleme zwischen Angehörigen der Roma-Minderheit mit übrigen Bewohnern der Plattenbausiedlung. Einwohner von Janov fühlen sich durch die Roma bedroht, die angeblich Passanten ausrauben und Leute auf dem Weg zur Arbeit verspotten. Bereits mehrfach sind nun schon martialisch gekleidete Rechtsradikale in Bomberjacken und Springerstiefeln durch Janov marschiert und haben sich dabei Auseinandersetzungen mit Roma oder Polizisten geliefert. Sie reisten aus ganz Tschechien an. Am Montag sollen sogar Gesinnungsgenossen aus Deutschland am Aufmarsch beteiligt gewesen sein. Als Ziel bezeichnen ihre Vertreter wörtlich „die Lösung der Roma-Frage“.

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Laut dem Politologen und Extremismusforscher Zdeněk Zbořil ist den Polizisten kein Vorwurf zu machen. Das Zusammenleben der Bevölkerungsgruppen funktioniere in Janov nicht. Die Situation sei festgefahren. Zbořil weiß auch keinen Rat an die politisch Verantwortlichen, zumal Bewohner der Siedlung die Rechtextremisten geradezu herbeirufen.

Von der Polizei beschlagnahmte Waffen der Rechstextremen  (Foto: ČTK)
„Der Grund ist, dass die Probleme in Litvínov, genauer in Janov, nicht lösbar sind. Dort standen Bewohner und haben den Extremisten applaudiert. Bei der Aktion am Montag haben sie sogar die Polizisten beschimpft und attackiert.“

Die Vorfälle am Montag in Litvínov befeuern allerdings nun wieder Diskussionen über ein mögliches Verbot der rechtsradikalen Arbeiterpartei. Dies fordert Innenminister Ivan Langer. Tschechische Rechtsexperten sind aber skeptisch über die Erfolgsaussichten eines Verbotsverfahrens.

Zweieinhalb Stunden nach Beginn der gewalttätigen Auseinandersetzungen in Litvínov kehrte bei Einbruch der Dunkelheit wieder Ruhe auf den Straßen ein. Vorerst. Denn Lösungen, wie ein friedliches Zusammenleben von Roma und den übrigen Einwohnern gestaltet werden könnte, hat bislang niemand.