Religiöse Symbolik und Spiritualität: Bildhauer František Bílek vor 150 Jahren geboren
Am 6. November 1872 wurde František Bílek geboren. Die von ihm entworfene Villa in der Nähe der Prager Burg ist eine der originellsten ihrer Art in der tschechischen Hauptstadt.
Das Gebäude hat einen rundlichen Grundriss, der an Amselspuren im Getreidefeld erinnern soll. Errichten ließ der Künstler die Villa im Stadtteil Hradčany für seine Familie.
Ursprünglich wollte sich František Bílek der Malerei widmen. Wegen einer teilweisen Farbblindheit empfahl man ihm auf der Kunstakademie aber, Bildhauer zu werden. Als solcher war er nicht nur in tschechischen Kreisen bekannt für seine tiefe Spiritualität – die meisten seiner Werke sind mit religiösen Motiven versehen. Für das Nordschiff des Prager Veitsdoms etwa hat Bílek einen eindrucksvollen Altar angefertigt.
Inspiriert von Jan Hus und der Reformation trat der Künstler aber bald aus der katholischen Kirche aus und wechselte zum Hussitischen Glauben über. Die zugehörigen Kirchen in Tschechien nutzen bis heute Kelche, Kerzen oder Hostien nach Bíleks Entwurf. Vor allem in den Räumen des Hus-Kollegiums in České Budějovice / Budweis sowie der Prager Kirche des Heiligen Wenzel am Zderaz ist die Handschrift des Bildhauers klar erkennbar.
Seine eindrucksvollste Spur hat Bílek aber mit seinem architektonischen Meisterwerk hinterlassen: der Villa, die seinen Namen trägt. Sie war hierzulande eines der ersten Familienhäuser mit einem Flachdach. Zu ihrer Verzierung gehört unter anderem eine Statue von Moses, mit dem sich Bílek angeblich identifizierte. Im Südteil des Gebäudes befindet sich das Atelier des Künstlers, im nördlichen Teil die ursprüngliche Wohnung. Durch die Abtrennung der Ecken ließ Bílek ein Labyrinth aus kleineren Räumen und intimen Winkeln entstehen. Die spezielle Atmosphäre wird ergänzt durch eigens entworfene und teilweise vom Bildhauer selbst angefertigte Möbel und symbolische Details. Auch einige Metallelemente wie Kronleuchter und Türgriffe hat Bílek selbst erdacht.
Die Villa wird heute von der Galerie der Hauptstadt Prag verwaltet und beherbergt eine Ausstellung zu Bíleks Spätwerk.