Rettung der "Verkauften Braut"

Das Projekt "Rettung des Kulturerbes" gehört untrennbar zum Internationalen Musikfestival PONTES, das vor sieben Jahren vom Violinisten und künstlerischen Leiter des Orchesters Virtuosi di Praga, Oldrich Vlcek, ins Leben gerufen wurde. Im Rahmen dieses Projekts werden Originalmanuskripte hervorragender Werke der tschechischen Musik restauriert und für künftige Generationen gerettet. Über das bisher letzte Opus, das dieses glückliche Schicksal ereilte, erzählt Markéta Maurová im folgenden Kultursalon.

Marie und Hans haben sich gegenseitige Treue geschworen, doch eine Heirat scheint unmöglich zu sein. Marie soll nach dem Willen ihrer Eltern mit dem ihr unbekannten Wenzel, dem Sohn des wohlhabenden Bauern Tobias Mícha, verlobt werden. Der Heiratsvermittler Kecal wird beauftragt, die Sache zu erledigen. Er schlägt Hans vor, für eine bestimmte Abstandszahlung auf Marie zu verzichten. Und dieser willigt ein, allerdings nur unter einer Bedingung: Niemand anderer als Míchas Sohn dürfe Marie bekommen. Alle Dorfbewohner, einschließlich Marie, sind entsetzt über diese Untreue, bis sich herausstellt, dass Hans selber Míchas Sohn aus erster Ehe ist, der in der Fremde sein Glück gesucht hatte und unerkannt heimgekehrt war. Einer Hochzeit zwischen Hans und Marie steht nun also nichts mehr im Wege. Haben Sie aus dieser Synopsis erkannt, wovon wir im heutigen Kultursalon erzählen wollen? Denjenigen, die noch schwanken, wollen wir mit der folgenden Hörprobe ein wenig helfen:

Ja, jetzt muss ich allen Hörerinnen und Hörern Recht geben, die an die "Verkaufte Braut" denken, die einzige von den Opern Bedrich Smetanas, die sich im Weltrepertoire ihre feste Stellung erkämpft hat. Gerade der "Verkauften Braut" galt das Abschlusskonzert der internationalen Musikfestspiele "Pontes" am 12. November dieses Jahres. Eine konzertante Aufführung ausgewählter Szenen aus der Oper leitete eine kleine Feier ein. Der Anlass: nur für einen Abend wurde im Prager Rudolfinum das Original der Partitur der "Verkauften Braut" ausgestellt. Vier Bände der handgeschriebenen Notenaufzeichnung von Bedrich Smetana, die von Experten des Smetana-Museums restauriert worden waren. Nach Einzelheiten habe ich die Direktorin dieses Museums, Frau Dr. Olga Mojzisova, gefragt:

Wie kann man das Schicksal dieser Partitur beschreiben?

"Diese Partitur entstand im Jahre 1866, und dann machte Smetana in der Oper mehrere Veränderungen. Ihre heutige Gestalt hat die Oper seit dem Jahre 1870. Und alle diese Versionen wurden in diese Partitur eingeordnet, sie hat also verschiedene Schichten. Diese Partitur wurde zum Vorbild für weitere Abschriften und später auch für vervielfältigte Ausgaben. Mehrere Musikwissenschaftler studierten sie, und sie wurde auch mehrmals ausgestellt. Daher ist sie jetzt - und zwar nicht nur die Orchesterpartitur, sondern auch der Klavierauszug und einige Skizzen der Oper - sehr beschädigt. Also wurde es notwendig, das Werk, die Handschrift zu restaurieren."

Wurde diese Partitur, also das Manuskript von Smetana auch im Theater genutzt, bei einzelnen Aufführungen der Oper? Hat man direkt auf Grundlage dieser Partitur dirigiert?

"Wahrscheinlich ja. Wir finden in mehreren Partituren Smetanas Notizen der Dirigenten, die das Werk aus der jeweiligen Partitur aufgeführt haben. Dies war besonders in Smetanas Zeit der Fall, später wurde das Werk abgeschrieben und es wurden die Abschriften genutzt."

Sie haben gesagt, die Partitur befand sich in einem schlechten Zustand. Wie war sie beschädigt - mechanisch, chemisch?

"Beides. Die mechanische Beschädigung war hier sehr groß, aber das ist nicht das Schlimmste. Es gab auch chemische Beschädigungen: d.h. Probleme mit der Tinte, und dann die Säure des Papiers. Das ist ein wichtiges Problem."

Die Partitur befand sich im Archiv Ihres Museums...

"Ja, Smetanas Nachlass wurde in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts vom Staat angekauft, für das Smetana-Museum, und jetzt befinden sich fast alle Handschriften Smetanas in unserem Museum."

Diese Partitur ist nicht die einzige, die restauriert wurde. Sie haben auch die Opern "Der Kuss", "Zwei Witwen" und "Libussa" erwähnt, die auch eine digitale Form bekommen haben...

"Ja. Diese Partituren wurden schon in den Jahren 1993-95 restauriert. Und noch einige weitere Handschriften von Smetana. Wir wollen alle Handschriften Smetanas, nicht nur die Musikwerke, sondern auch seine Korrespondenz und andere Schriftstücke digitalisieren."

Diese Oper, die "Verkaufte Braut" ist das dritte Werk, das im Rahmen des Projekts "Rettung des Kulturerbes" restauriert wurde. Was für ein Projekt ist das eigentlich?

"Das ist ein Projekt im Rahmen des Festivals Pontes. Es wird jedes Jahr ein wichtiges Werk von Smetana oder Dvorak gewählt und restauriert. Im Jahr 2000 wurde dieses Projekt mit Smetanas "Mein Vaterland" eingeleitet, dann kam Dvoraks Symphonie "Aus der Neuen Welt" an die Reihe, und in diesem dritten Jahr ist es die "Verkaufte Braut"."

Im Smetana-Museum ist auch eine Ausstellung über die "Verkaufte Braut" zu sehen. Was kann man da besichtigen?

"Die Ausstellung zeigt die Einflüsse dieser populärsten Oper von Smetana, unter anderem auch im alltäglichen Leben. Sie können also verschiedene Dinge mit Motiven aus dieser Oper sehen."

Die Ausstellung dauert noch bis Februar kommenden Jahres. Das Projekt "Rettung des Kulturerbes" geht jedoch weiter. Für das nächste Jahr wurde die Partitur von Dvoraks Oper "Rusalka" ausgewählt, schon jetzt wird aber eine weitere Fortsetzung erwogen. Dass es genug Material gibt, das eine Reinigung, Restaurierung und Rettung braucht, liegt auf der Hand. Für heute ist das aber auch schon alles von uns, aus Prag verabschiedet sich von Ihnen Markéta Maurová.