Rückblick auf das 45. Internationale Filmfestival in Karlsbad

Das 45. Internationale Filmfestival in Karlsbad (Foto: Štěpánka Budková)

Es zieht jedes Jahr tausende Filmbegeisterte in seinen Bann und sorgt für einen gehörigen Rummel in der berühmten westböhmischen Kurstadt: das Internationale Filmfestival in Karlsbad. Radio Prag war auch in diesem Jahr wieder vor Ort. Wir werfen einen Blick zurück auf das Festival.

Jude Law  (Foto: Štěpánka Budková)
Lang war auch dieses Jahr die Liste der Ehrungen und Auszeichnungen. Den Preis des Festivalpräsidenten nahm in diesem Jahr Jude Law entgegen. Der 37-jährige britische Schauspieler ist aus Filmen wie „Das Imaginarium des Dr. Parnassus“ oder „Der talentierte Mr. Ripley“ bekannt.

„Ich habe von diesem Festival schon vor vielen Jahren gehört. Es ist bekannt dafür, dass es die Besucher, die Filmfans stark einbezieht, ihren Enthusiasmus, ihre Liebe zum Film zur Geltung kommen lässt. Das ist für mich die richtige Festival-Atmosphäre. Das hier ist nicht so eine abgehobene Veranstaltung für Journalisten und die Filmindustrie, es ist viel mehr dazu da, dass die Leute das Kino genießen können. Dass ich nun von diesem ganz besonderen Festival ausgezeichnet werde, ist eine ganz besondere Ehre. Die Begeisterung der Tschechen für den Film ist einfach großartig. Ich bekomme diese Auszeichnung also an einem ganz speziellen Ort.“

Juraj Herz  (Foto: www.kviff.com)
Für seinen besonderen künstlerischen Beitrag zur weltweiten Filmproduktion ist in Karlsbad der tschechische Regisseur mit slowakischen Wurzeln Juraj Herz geehrt worden.

„Natürlich freut man sich über jede Auszeichnung. Aber ich habe es immer lieber, für ein konkretes Werk ausgezeichnet zu werden und nicht für mein Lebenswerk. Das bedeutet ja beinahe, dass ich schon bald sterben soll.“

Er hätte sich eine Ehrung für seinen berühmtesten Film „Der Leichenverbrenner“ / „Spalovač mrtvol“ gewünscht, sagte Juraj Herz gegenüber dem Tschechischen Rundfunk. Damals, im Jahr 1968 habe er noch so drehen können, wie er es sich vorgestellt habe. Dies sei später nie mehr der Fall gewesen. Sei es aus politischen oder aus wirtschaftlichen Gründen.

Nikita Michalkow  (Foto: www.kviff.com)
Ebenfalls für sein Lebenswerk geehrt wurde der russische Regisseur Nikita Michalkow, der auf dem 45. Internationalen Filmfestival in Karlsbad auch seinen neuen Film „Utomljonnyje solncem 2“ / „Die Sonne, die uns täuscht 2“ vorgestellt hat.

„So eine Einladung kann man nicht ablehnen. Schon alleine deshalb, weil ich in Tschechien viele Kollegen habe, die viel für mich und meinen Film getan haben. Wir haben hier gedreht und für meinen Film haben erstklassige tschechische Tontechniker gearbeitet. Daher betrachte ich es als die Begleichung einer Schuld, wenn ich nun hierher komme.“

Àlex Batllori und Emma Suárez im Film „Das Moskitonetz“  (Foto: www.kviff.com)
Neben den zahlreichen Ehrungen verdienter Persönlichkeiten wurden auch diesmal wieder einige Filme in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet. Der Hauptpreis ging diesmal an den spanischen Film „La mosquitera“ / „Das Moskitonetz“. Wir haben ausführlich darüber berichtet.

Bereits zur Tradition in Karlsbad geworden sind die zahlreichen Weltpremieren, die auch in diesem Jahr wieder auf dem Festival gezeigt wurden. Eine davon ist der bemerkenswerte Dokumentarfilm des US-amerikanischen Schauspielers, Regisseurs und Drehbuchautors Adrien Grenier. „Teenage Paparazzo“ begleitet den Promi-Fotografen Austin auf seinen nächtlichen Touren durch Hollywood. Der Streifen zeigt, wie ganze Horden von Paparazzi vor Villen und Diskotheken den Stars auflauern und sie einem beängstigenden Gedränge und Blitzlichtgewitter aussetzen. Doch Austin ist kein Fotograf wie jeder andere. Er ist erst dreizehn Jahre alt.

Aus dem Film „Teenage Paparazzo“,  ganz rechts Adrien Grenier  (Foto: www.kviff.com)
Adrien Grenier, der neben seinen Filmrollen vor allem aus der US-Fernsehserie „Entourage“ bekannt ist, hat den kleinen Austin kennen gelernt, als er selbst zum Opfer von Paparazzi geworden ist. Nachdem er Austin auf seinen Fototouren begleitet und für den Film auch mit vielen anderen Prominentenfotografen gesprochen hat, sehe er die Arbeit der Paparazzi mit ganz anderen Augen, sagte Grenier gegenüber Radio Prag:

„Ich habe diese Paparazzi immer nur von der Ferne gesehen. Für mich waren das lauernde Bestien, keine Menschen. Sie haben nie ihr Gesicht gezeigt, sie haben nie um Erlaubnis gefragt. Das waren Kreaturen, die dir auflauern. Es ist immer einfach etwas, das man nicht versteht, zu dämonisieren. Das gilt natürlich in beiden Richtungen. Prominente sind oft auch nur Objekte der Illusion für die Paparazzi, einfach eine Einkommensquelle. Eines der Ziele dieses Films ist es, eine Brücke zu bauen zwischen Paparazzi und Stars, um sich gegenseitig als Menschen wahrzunehmen. Wir Promis werden in den Medien, auf den Bildern der Fotografen immer als etwas Unwirkliches abgebildet. Das kann sehr gefährlich sein, weil man den Menschen dahinter vergisst. Ich hoffe, mein Film wird dazu beitragen, den Menschen zu suchen, der hinter den Promis und auch hinter den Paparazzi steckt.“

Aus dem Film „Der Kameramörder“  (Foto: www.kviff.com)
Doch nicht nur mit Pressefotografen, sondern auch mit zahlreichen Prominenten hat Grenier für seinen Dokumentarfilm „Teenage Paparazzo“ gesprochen, darunter auch mit Paris Hilton. Noch ist der Film nicht in den Kinos angelaufen, wird aber auf jeden Fall in den weltweiten Vertrieb gehen. Wann er in Tschechien und den deutschsprachigen Ländern zu sehen ist, ist noch nicht bekannt.

Ein kräftiges Lebenszeichen von sich gegeben hat auf dem diesjährigen Filmfestival in Karlsbad auch der österreichische Film. „Der Kameramörder“ ist ein Psycho-Drama nach der Vorlage des gleichnamigen Romans von Thomas Glavinic. In der ebenso idyllischen wie einsamen und ein wenig unheimlichen Umgebung des Neusiedler Sees im österreichisch-ungarischen Grenzgebiet treffen einander zwei befreundete Pärchen. Nach einigen fröhlichen gemeinsamen Stunden beginnt die Stimmung zu kippen. Als dann in der ungarischen Nachbarschaft drei Kinder verschwinden und die Polizei nach einem Mörder mit der Videokamera zu fahnden beginnt, wird das Wochenende zu viert zum Psychodrama aus gegenseitigen Verdächtigungen und Anschuldigungen.

Aus dem Film „Der Albaner“  (Foto: www.kviff.com)
Für Deutschland um eine Auszeichnung in der Kategorie „Von Osten nach Westen“ gekämpft hat Johannes Naber mit seinem Filmdebüt „Der Albaner“. Im Gegensatz zum diesjährigen Filmfestival in Moskau ging das Ausländerdrama in Karlsbad aber leer aus.