Russland drosselt Öl-Lieferungen an Tschechien nach Raketenabkommen

Russland hat unmittelbar nach der Unterzeichnung des tschechisch-amerikanischen Abkommens zur Errichtung eines Raketenabwehrradars seine Öllieferungen nach Tschechien deutlich gedrosselt. Das bestätigte der tschechische Regierungsbevollmächtigte Václav Bartuška am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er widersprach Spekulationen tschechischer Medien, wonach die Drosselung eine Revanche Russlands auf die Anfang Juli vereinbarte Stationierung des US-Radars in Böhmen sein könnte.

Tschechien forderte Russland in einer offiziellen Note auf, die Gründe für die Einschränkung zu nennen. Eine Regierungssprecherin in Prag sagte, der Ausfall könne auch auf technischen Problemen beruhen. Nach Berechnungen der Online-Ausgabe des Prager Wirtschaftsmagazins „Euro“ würden bei weiter gedrosselter Zufuhr im Juli statt der vereinbarten 500 000 Tonnen nur 300 000 Tonnen Öl über die „Druschba“-Pipeline (Freundschaft) nach Tschechien gepumpt. Es bestünden aber ausreichende Alternativen, um Öl über eine Leitung aus Ingolstadt (Bayern) zu erhalten, falls die Lieferausfälle andauerten.

Der tschechische Regierungsbevollmächtigte Bartuška bezeichnete ein technisches Problem für die jüngste Drosselung als wenig wahrscheinlich. „Das müsste schon ein sehr spezielles Problem sein, weil die Lieferungen an Nachbarländer wie Polen problemlos laufen.“ Einen Erpressungsversuch von russischer Seite schloss er aus.

Autor: Lothar Martin