Sparta Prag entlässt mit Fukal weiteren Spieler in die Bundesliga
Beim tschechischen Fußball-Rekordmeister Sparta Prag herrscht Aktionismus. Kaum dass sich der Verein für die Champions League qualifiziert und mit Lazio Rom und Arsenal London zwei attraktive Gegner in der ersten Hauptrunde der Millionen-Liga zugelost bekommen hat, da bewegt der hiesige Spitzenklub auch schon wieder das Rad an der Spielerbörse. Nach den Nationalspielern Lokvenc, Gabriel und Baránek wechselt nun auch Auswahl-Verteidiger Milan Fukal in die deutsche Bundesliga. Per Blitztransfer wurde der 25-jährige für 5,75 Millionen Mark an den Hamburger SV verkauft. Näheres dazu von Lothar Martin.
Noch im Mai, nach Bekanntgabe der Wechsel von Lokvenc und Gabriel zum 1. FC Kaiserslautern und Baránek zum 1.FC Köln hatte Sparta-Präsident Vlastimil Kostál vollmundig verkündet, dass damit die Spielerverkäufe für die laufende Saison abgeschlossen seien. Zumal man sich für die attraktive Champions League keine weitere Schwächung des Kaders leisten könne. Doch der Macht des Geldes konnte denn auch Kostál nicht wiederstehen, wie er vor Journalisten zugab: "Es ist kein Geheimnis, wenn man sagt, dass das Schlüsselproblem des Transfers eben gerade die Transfersumme war. Das, was uns als Verein überzeugen konnte, war die Summe, die wir sowohl in die weitere Revitalisierung des Klubs als auch in den Kauf neuer Spieler investieren werden. Und die Summe von 5,75 Millionen Mark erachte ich dafür als ausreichend hoch."
Von kaufmännischer Seite war der Transfer für die Prager zweifellos ein Erfolg, handelt es sich bei dem vereinbarten Betrag doch schließlich um die bisher höchste Ablösesumme, die die Hanseaten je für einen Kicker gezahlt haben. Dies betonte auch Milan Fukal selbst immer wieder. Mit den anderen Begleiterscheinungen, die sein Wechsel mit sich bringt, war er jedoch weit weniger zufrieden: "Also ich denke, es wäre vorteilhafter gewesen, bereits vor der Saison zu wechseln, denn die Chance, in die Stammelf des HSV zu gelangen war da für alle Akteure gleich. Jetzt ist die Saison bereits angelaufen, und wie ich bereits sagte, am meisten bedauere ich, dass ich nun nicht in der Champions League spielen kann. Denn dafür habe ich mit Sparta die ganze letzte Saison gekämpft, nun haben wir uns qualifiziert und noch dazu attraktive Gegner erhalten. Sportlich ist der HSV eine Herausforderung für mich, aber es wird nicht leicht, mich innerhalb der Herbstsaison dort zu integrieren."
Fukal, der innerhalb nur einer Saison vom nordböhmischen Provinzverein FK Jablonec nad Nisou über Sparta Prag zum Bundesligaprofi aufstieg, konnte die Dynamik seiner Entwicklung noch kaum nachvollziehen. Zudem waren ihm die stehenden Ovationen, die ihm das Prager Publikum bei seiner letzten Partie im Sparta-Dress beim 5:1-Heimsieg über den SK Budweis am Sonntag entgegen brachte, ziemlich nahe gegangen. Dass der Wechsel von Fukal zwar einen finanziellen Gewinn, doch anderseits einen sportlich wie menschlichen Verlust für den Verein darstellt, bekannte auch Sparta-Trainer Ivan Hasek: "Also mir tut der Abgang von Milan nicht nur ein bisschen, sondern sogar ziemlich weh. Aber damit muss ich leben. Sicher ist auch Fukal zu ersetzen, doch solch einen Spieler wie Milan hatten wir noch nicht bei Sparta. Er überzeugte nicht nur durch seine Leistungen, sondern vor allem durch sein Naturell und seine vorbildliche Einstellung zum Profifußball überhaupt."
Voraussetzungen, so glaubt Hasek, mit denen sich Fukal auch beim HSV durchsetzen wird. Doch für Fukal, der noch kein einziges Wort deutsch spricht, wird es tatsächlich die bisher größte Herausforderung seiner Karriere.