Sportreport

Ahoi und herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zum Sportreport von Radio Prag. Am Mikrofon begrüßt Sie ganz herzlich Lothar Martin.

Knapp zwei Wochen ist es nun schon wieder her, als sich am Abend des 13. Mai in der Preussag-Arena im niedersächsischen Hannover u.a. dies abspielte:

Nun hat die tschechische Eishockeymannschaft die Weltmeisterschaft also zum dritten Male in Folge gewonnen und damit den Titel-Hattrick perfekt gemacht. Zusammen mit dem WM-Gewinn 1996 in Wien und dem Olympiasieg 1998 in Nagano sind dies fünf Siege bei den großen Weltturnieren der zurückliegenden fünf Jahre, so dass man getrost von einer Ära, wenn nicht gar von einer neuen Eishockey-Dynastie sprechen darf. Denn - und das kommt auch in den Gesprächen, die ich während der WM-Tage in Deutschland führen konnte, immer wieder zum Ausdruck - die tschechischen Cracks der Gegenwart sind derzeit nicht nur einmal im Jahr bei der Weltmeisterschaft, sondern auch in den großen Eishockey-Ligen der Welt, allen voran in der nordamerikanischen National Hockey League (kurz: NHL) tonangebend. Bester Beleg dafür ist das anstehende Finale um den Stanley Cup zwischen Colorado Avalanche und Titelverteidiger New Jersey Devils, in dem sich mit Milan Hejduk und Martin Skoula auf Seiten von Colorado sowie Patrik Eliás, Robert Holík und Petr Sýkora auf Seiten der Devils gleich fünf Tschechen gegenüber stehen. Damit ist auch gesagt, dass die tschechische Auswahl dieser erstklassigen Spieler sowie der großen Streitmacht der bei den Pittsburgh Penguins unter Vertrag stehenden Tschechen mit Weltstar Jaromír Jágr an der Spitze gar nicht bedurfte, um in Deutschland erfolgreich zu sein. Deshalb ist die internationale Wertschätzung, die das tschechische Eishockey momentan genießt, auch nicht zu überhören.

Doch hören Sie selbst, was mir zum Beispiel der Schweizer Journalist und Eishockey-Experte Klaus Zaugg kurz vor dem Viertelfinale zum Niveau der WM und der besonderen Klasse der tschechischen Spielweise zu sagen hatte:

Auch der bei der WM allgegenwärtige Co-Trainer des NHL-Teams Florida Panthers Slavomír Lener wusste die Vorzüge der tschechischen Eishockeyauswahl hervor zu heben: "Also die Tschechen sind geschickt in der Kombination, sie verstehen zu improvisieren, jeder ist in der Lage auf die Ideen des anderen einzugehen und sie sind sehr unberechenbar. Aber was am wichtigsten ist, sind haben ein sehr gesundes Selbstbewusstsein. Sie gehen nie in ein Spiel, nur um irgendwie zu bestehen oder nicht zu verlieren, nein, sie gehen in jedes Spiel, um zu gewinnen."

Dieser Siegeswille war es auch, der die tschechische Mannschaft während des gesamten Turniers ausgezeichnet hat. Denn in sieben ihrer neun Partien mussten die Reichel, Dopita & Co. einen Rückstand wettmachen, im hochklassigen Endspiel sogar ein 0:2 gegen die spielerisch äußerst starken Finnen. In sechs Begegnungen ist ihnen das auch gelungen, nur einmal reichte die Aufholjagd "nur" zu einem Unentschieden. Und das war - zu aller Überraschung - beim 2:2 gegen Gastgeber Deutschland der Fall. Dabei hatte der angesichts des 3:1-Auftaktsieges seiner Mannen gut aufgelegte Bundestrainer Hans Zach noch vor dem Duell mit Tschechien auf Understatement gemacht, als ich ihn fragte:

Doch der Frust über den einzigen Punktverlust war schnell verraucht bei Tschechiens Auswahlcoach Josef Augusta und seinem Team. Danach war der Titelverteidiger von keinem Gegner mehr aufzuhalten, so dass am Ende der Titel-Hattrick zu Buche stand. Auf meine Frage, wie lange die tschechische Erfolgsbilanz seiner Meinung nach noch anhalten werde, erwiderte mir Slavomír Lener, der als Assistent von Trainer Ivan Hlinka auch maßgeblichen Anteil am Olympiasieg von Nagano hatte, dass jede Ära einmal zu Ende gehe. Aber: "Dies ist jetzt ist die Ära der Tschechischen Republik. Ich wünsche mir nur, dass diese noch lang anhalten wird, denn ich finde, die Voraussetzungen hat man dafür mit einer guten Nachwuchsarbeit geschaffen. Sicher wird die Zeit kommen, wo uns jemand vom Thron stoßen wird, doch momentan sieht es so aus, dass wir uns noch eine Weile an der Spitze behaupten können."

So wird man wohl auch noch einige Zeit die Anfeuerungsrufe der tschechischen Fans in den Eishockeyarenen der Welt zu hören bekommen: