Sportreport

Miroslav Caban (Foto: svajcr, Creative Commons 3.0)

Ahoi und herzlich willkommen zum Sportreport von Radio Prag. Am Mikrofon begrüßt Sie Lothar Martin.

In Japan und Südkorea findet zur Zeit gerade die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Und eine verrückte dazu. Denn Mannschaften, die keiner so richtig auf der Rechnung hatte, wollen auf einmal ganz hoch hinaus.

In Asien befindet sich ebenso der Himalaja, das höchste Hochgebirge der Welt. Auch hier wollen jahraus-jahrein guttrainierte Alpinisten und solche, die sich dafür halten, ganz nach oben auf den höchsten Gipfel unserer Erde, den 8848 Meter hohen Mount Everest. Bei der dünnen Luft, die in dieser Höhe herrscht, und bei den Strapazen, die man aushalten muss, ist solch ein Aufstieg nicht jedem vergönnt. Daher ist es nach wie vor eine große Leistung, wenn man den Qomolangma- so die asiatische Bezeichnung - bezwingt. Und noch dazu ohne Sauerstoffmaske. Eine außerordentliche Leistung, die erst vor gut einem Monat ein weiterer Tscheche vollbracht hat. Es ist der 38-jährige Miroslav Caban, dem es als sechsten unter seinen Landsleuten gelungen ist, "das Dach der Welt" zu besteigen. Wie ihm dabei zumute war, was ihm die Hochgebirgsalpinistik bedeutet und was Caban im zivilen Leben eigentlich macht, das erfahren Sie in den nachfolgenden Minuten. Also bleiben Sie dran!


Miroslav Caban  (Foto: svajcr,  Creative Commons 3.0)
Der ultimative Aufstieg auf den Mount Everest gelang dem gelernten Maschinenbauingenieur Miroslav Caban am 17. Mai dieses Jahres. Eigentlich wollte er ihn gemeinsam mit seinem Freund Milos Palacký unternehmen, doch den plagten Atembeschwerden, weshalb Palacký das letzte Basislager vor dem Aufstieg später nur noch in Richtung Tal verließ. Umso glücklicher war der zweifache Familienvater dann natürlich, es geschafft zu haben. Bei der nach seiner Rückkehr Anfang Juni stattgefundenen Pressekonferenz in Prag bestätigte Caban Radio Prag gegenüber auch zunächst, dass sich mit dem Erklimmen des höchsten Punktes der Welt für ihn ein Traum erfüllt habe: "Es war mein Lebenstraum, den Aufstieg auf den Mount Everest zu versuchen. Im letzten Jahr, als ich versucht habe, den K2 zu bezwingen, ist mir erneut bewusst geworden, dass ich den Mount Everest erklimmen will, und ich war überzeugt davon, dass falls alles ohne Probleme verläuft, dann kann ich dieses Ziel auch erreichen."

Vor gut einem Monat war es dann soweit, nachdem Caban und Palacký schon am 28. März ihre Himalaja-Expedition gestartet hatten. Dabei wollten sie ebenso den 8201 Meter hohen Co Oju besteigen, doch das Wetter spielte nicht mit. "Es war alles gefroren, auf dem vollkommen vereisten, steinigen Terrain war es unmöglich, die letzten 400 Meter vor dem Gipfel in Angriff zu nehmen," nannte Caban der Presse die Gründe dafür. Aber der geglückte Aufstieg auf den Everest hat ihn dann für all seine Mühen mehr als entschädigt. Welcher Unterschied besteht eigentlich darin, einen solchen Gipfel mit bzw. ohne Sauerstoffmaske zu besteigen, wollten wir von Caban wissen: "Ohne Sauerstoff und mit Sauerstoff - da besteht ein riesiger Unterschied. Denn wenn der Mensch mit künstlichem Sauerstoff unterwegs ist, dann ist das etwa so, als wenn er sich in 6000 Meter Höhe und nicht in 8000 Meter Höhe befindet. Der große Unterschied besteht darin, dass man sich mit der Sauerstoffzufuhr wesentlich besser fühlt, weil der gesamte Organismus einfach einen besseren Gasaustausch vornehmen kann."

Welche psychische Kraft muss der Mensch aufwenden, um solch einen Achttausender zu meistern? Bei dieser Frage wird es Caban gleich kalt und warm ums Herz: "Psychisch? Eine riesige, eine wirklich riesige Überwindung ist das. Denn es gibt in diesen Höhen andauernd Momente, wo sich der Mensch sagt: Ich kehre schon um, ich steige wieder hinunter ins Tal. Ich kann schon nicht mehr, ich schaffe es einfach nicht. Und da muss er in der Tat eine nahezu unerschöpfliche psychische Stärke haben, um diese Gedanken zu verdrängen und zu überwinden und um seine letzten Kräfte für einen erfolgreichen Aufstieg noch mobilisieren zu können."

Dass diese Tour ihm sehr viel Kraft und Energie gekostet haben muss, war Miroslav Caban auch anzusehen. Deshalb wollten wir natürlich auch wissen, wie viel er abgenommen hat im Himalaja: "Ich habe 13 Kilo abgenommen. Zur Zeit habe ich noch zehn Kilo Untergewicht, also ich habe wirklich stark abgenommen während der anderthalb Monate im Himalaja."

Bei seinem Mount-Everest-Aufstieg sind Caban weitere Alpinisten, aber ebenso nicht wenige Möchtegern-Himmelsstürmer begegnet. Ob es ihn störe, wenn sich in diesen gefährlichen Höhen so relativ viele Amateure aufhalten, wollten wir von ihm wissen: "Es stört mich, wenn jemand schneller ist und sie ihm den Weg nicht freimachen wollen. Das stört mich tatsächlich. Aber dass sie sich aufmachen, Achttausender zu besteigen, das liegt in ihrer eigenen Verantwortung. Es ist sicher nicht verantwortungsbewusst, wenn man sich als Amateur ins Himalaja begibt, aber letzten Endes ist es ihre private Sache. Es ist und bleibt jedoch ein großes Risiko und diese Menschen bewegen sich bei jedem Schritt zwischen Leben und Tod."

Miroslav Caban hat es also geschafft. Mehrere Jahre hat er auf die Erfüllung seines Traums hingearbeitet, dann stand er endlich ganz oben, auf dem höchsten Punkt unseres Planeten. Seine dabei durchlebten Gefühle beschrieb er so: "Das Gefühl auf dem Gipfel war phantastisch. Ich habe mich da oben ca. eine Stunde aufgehalten, denn es herrschte ausgezeichnetes Wetter. Ständig wechselten dann dort meine Gefühle, angefangen von der großen Euphorie, es geschafft zu haben, bis hin zu der ernüchternden Tatsache, dass man wieder hinuntersteigen muss. Aber was blieb, das war die große Freude und die Genugtuung, dass sich alle vorherigen physischen und psychischen Anstrengungen gelohnt haben."

Miroslav Caban ist inzwischen wieder abgestiegen und zurück in der Zivilisation. Für die nächsten zwei Jahre plant der heutige Winzer, der ein kleines Weingut in Hustopece bei Brno/Brünn betreibt, keine weiteren Touren von dieser Größenordnung. Was aber ein ganz Großer der alpinen Kletterei in naher Zukunft vorhat, das verraten wir Ihnen gleich.


Am 9. Juni weilte der wohl populärste Alpinist unserer Tage, der Südtiroler Reinhold Messner, als Gast in der tschechischen Moldaumetropole. Der Grund für sein Kommen war die zum zehnten Male vorgenommene Preisverleihung der Pangea-Stiftung, bei der Messner quasi für sein Lebenswerk mit dem Preis "Für Verdienste um die Menschheit" geehrt wurde. Aus diesem Anlass gab er in Prag auch eine Pressekonferenz, bei der er aus seinem rastlosen Leben, gespickt mit reichhaltigen Erfahrungen aus seinen Expeditionen und in jüngster Zeit auch als Abgeordneter des Europaparlaments berichtete. Dabei nutzten wir die Gelegenheit, ihm folgende Frage zu stellen:

Und mit diesem Ausblick auf die baldige Unternehmung von Reinhold Messner sind wir am Ende unseres heutigen Sportreports angelangt. Vom Mikrofon verabschiedet sich - Ihr Lothar Martin.