Stifter-Verein veranstaltet Lesungen zu Jan Palach in Deutschland
Anlässlich des 40. Todestages von Jan Palach fanden in Tschechien zahlreiche Veranstaltungen statt. Doch auch in Deutschland interessiert man sich für den Studenten Palach. Er hatte sich aus Protest gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei und die sich ausbreitende Lethargie im Volk auf dem Prager Wenzelsplatz selbst verbrannt. Schon seit zehn Jahren veranstaltet der Adalbert-Stifter-Verein regelmäßig eine Lesung. Sie gilt den Ereignissen von 1968/69 und immer wieder auch Jan Palach.
„In dieser Lesung kommen Texte vor, die erst einmal beleuchten, was eigentlich der Prager Frühling war, wie es dazu kam, wie die offizielle Sichtweise war, wie die Bürger gedacht haben und wie das Ganze niedergeschlagen wurde. Dazu gibt es Tagebuchaufzeichnungen, zum Beispiel von Heinrich Böll, der beschreibt, wie er sich an jene Tagen, als er auch in Prag war, erinnert.“
Der Stifter-Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die deutsch-böhmische Kulturgeschichte zu erforschen und den deutsch-tschechischen Dialog zu pflegen. Unter dem Motto „Und dann kamen die Panzer“ zeigte er bereits vergangenes Jahr im Sudetendeutschen Haus in München eine Fotoausstellung zur Niederschlagung des Prager Frühlings, die in Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Nationalmuseum in Prag entstand. Der Besucherandrang sei groß gewesen, berichtet Anna Knechtel, so kamen auch viele junge Leute, besonders Studenten.„Uns ist eben aufgefallen, dass in der Tschechischen Republik offensichtlich viele Veranstaltungen zu Palach und dessen Selbstverbrennung stattfinden. Es ist eigentlich schade, dass es so aussieht, als ob das eine Begebenheit ist, die sich allein auf die Tschechische Republik reduziert. Wie jedoch der starke Besuch zeigt, bewegt und berührt es auch in anderen Ländern die Menschen.“Allgemein bietet der Stifter-Verein Veranstaltungen wie die Lesung zu Palach vorwiegend in Städten an, in denen deutsch-tschechische Kontakte besonders gepflegt werden. So zum Beispiel letztes Jahr im Brücke-Most-Zentrum in Dresden, wo sogar der tschechische Generalkonsul unter den Besuchern war, oder auf dem Sudetendeutschen Tag in Nürnberg.
„Ich glaube, das ist ein Ereignis, das zwar einerseits sehr in Vergessenheit geraten ist, aber irgendwie im Hinterkopf doch noch vorhanden ist. Das beweist einfach der ziemlich starke Besuch. Direkt vor uns liegt eine Aufführung in der Tschechischen Botschaft in Berlin, am Donnerstag, dem 22.01., und wir haben eine weitere Anfrage aus Freiburg, wo im Mai die deutsch-tschechischen Kulturtage stattfinden", so Knechtel.