Täglicher Nachrichtenüberblick

Babiš und Vojtěch für Fortsetzung des Notstands – bisher 13 Virustote

In Tschechien sind am Samstag und Sonntag weitere vier Personen an der Covid-19-Erkrankung gestorben. Die Zahl der Todesopfer, die das neuartige Coronavirus gefordert hat, ist damit auf 13 gestiegen. Bis zum Sonntagmorgen wurde die Ansteckung bei insgesamt 2669 Menschen nachgewiesen, das sind 262 mehr als am Vortag. Dazu wurden bislang rund 40.700 Tests vorgenommen, die seit dem 1. März durchgeführt werden. Vor vier Wochen wurden die ersten drei Personen positiv auf den Covid-19-Erreger getestet. Bisher sind elf Patienten von der Erkrankung geheilt.

Nach Aussage von Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) sind derzeit wegen des Coronavirus 200 bis 250 Menschen in Krankenhäusern stationiert. Zirka 40 bis 50 von ihnen sind in einem ernsthaften Zustand. Aufgrund dieser Lage unterstützt Vojtěch eine Verlängerung des Notstands um weitere 30 Tage. Für eine Fortsetzung dieser Anordnung sprach sich auch Premier Andrej Babiš (Ano-Partei) aus. Der am 12. März von der Regierung ausgerufene Notstand endet am 11. April. Über dessen Fortsetzung muss diesmal jedoch das Abgeordnetenhaus entscheiden.

Tschechien sendet Schutzanzüge nach Italien und Spanien

Die Tschechische Republik hat am Sonntag eine Hilfsaktion für Italien und Spanien gestartet. Es sind die beiden Länder in Europa, die am stärksten von der Coronavirus-Pandemie betroffen sind. Aus dem Polizeilager im ostböhmischen Opočínek gehen 20.000 Schutzanzüge in die beiden Risikoländer. Sie werden zu gleichen Teilen transportiert: 10.000 mit dem Lkw nach Mailand und 10.000 mit dem Flugzeug nach Madrid. Zudem werden Maskenproben, die von der Technischen Universität in Prag mit dem 3D-Drucker erstellt wurden, nach Italien und 90 Halbmasken der Firma Nanologix nach Spanien geliefert.

Dies sei eine Initiative der tschechischen Regierung, mit der man die Krise teilweise bewältigen wolle, sagte dazu am Sonntag Außenminister Tomáš Petříček (Sozialdemokraten). Schutzanzüge habe man in Tschechien reichlich, sie werden dem medizinischen Personal im Land nicht fehlen, ergänzte der Minister.

Kreis Vysočina forderte Soldaten für Hilfe im Altersheim in Břevnice an

Die Verantwortlichen des Kreises Böhmisch-Mährische Höhe (Vysočina) haben für das Altersheim in Břevnice bei Havlíčkův Brod / Deutschbrod den Einsatz von Soldaten angefordert. Mit dieser Bitte wandten sie sich am Sonntag an das Verteidigungsministerium in Prag. Im Heim haben sich 20 der 22 Bewohner mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 angesteckt, dazu noch neun Beschäftigte des Personals. Eine Heimbewohnerin, die unter einer chronischen Erkrankung litt, ist in der Nacht zu Sonntag verstorben. Wie Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) im Tschechischen Fernsehen sagte, würden die infizierten Senioren in das Krankenhaus im mittelböhmischen Lázně Toušeň / Tauschim verlegt.

Das Heim in Břevnice ist eine Spezialeinrichtung für Demenzkranke. Das zuständige Gesundheitsamt hat dort bis auf Widerruf eine Quarantäne angeordnet. Schon am Samstag wurden zwei Rentnerinnen in das Krankenhaus gebracht. Darunter war die 76-jährige Frau, die in der Nacht verstarb. Den Bewohnern, die im Heim verbleiben, gehe es gut, versicherte die Leiterin des Hauses.

Regierung legt erste Konzepte zur Wiederbelebung der Wirtschaft vor

Die tschechische Wirtschaft ist durch das Coronavirus und die gegen ihn erfolgten Maßnahmen der Regierung gelähmt. Finanzministerin Alena Schillerová (parteilos) rechnet damit, dass die Wiederbelebung der Ökonomie im dritten Quartal des Jahres eintreten sollte. Deshalb habe sie einen neuen Haushaltsplan erstellt, der ein Defizit von 200 Milliarden Kronen (8,4 Milliarden Euro) vorsieht. Sollte die Pandemie indes noch länger dauern, müsse sie den Etat noch einmal überarbeiten, sagte Schillerová am Sonntag in einer Diskussionsrunde des privaten Fernsehsenders Prima.

Auch wenn das Ende der Pandemie noch nicht abzusehen ist, so bereitet die Regierung bereits Szenarien vor, wie man den Unternehmen wieder schrittweise Leben einhauchen kann. Dazu lege man jeweilige Gruppen von Firmen fest, in denen man unter Berücksichtigung des Zwei-Meter-Sicherheitsabstandes relativ frühzeitig wieder arbeiten könne. Restaurants oder Bibliotheken kämen dafür nicht in Frage. Vielmehr gehe es um Industrie- und Exportbetriebe, an die Zehntausende Arbeitsplätze geknüpft seien, sagte der Minister für Industrie, Handel und Verkehr, Karel Havlíček (parteilos) in der Debatte. Nach Auffassung von Havlíček könnten der Wirtschaft bis zum 30. Juni Ressourcen von 600 bis 700 Milliarden Kronen (22 bis 26 Milliarden Euro) fehlen.

Prognose: Tschechische Wirtschaft schrumpft um 4,2 bis 9,9 Prozent

Wegen der Coronavirus-Pandemie stellen führende Analysten bereits erste Prognosen über die wirtschaftlichen Folgen an. Sollte sich die Ausbreitung des Virus bis weit in das zweite Quartal hinein fortsetzen, dann werde die tschechische Ökonomie in diesem Jahr vermutlich um 6,7 Prozent schrumpfen. Zu dieser Einschätzung kommt die Tschechische Sparkasse (Česká spořitelna) in ihrer jüngsten Prognose. Falls die Maßnahmen gegen die Pandemie noch länger aufrechterhalten werden müssen, dann droht ein Rückgang von knapp zehn Prozent, mutmaßt die Sparkasse. Das optimistische Szenario sieht dagegen nur einen Einbruch von 4,2 Prozent vor. Es könnte eintreten, wenn die Maßnahmen der Regierung, die sogenannte gescheite Quarantäne und die umfassende finanzielle Unterstützung der Wirtschaft, gut greifen würden. Im nächsten Jahr aber sollte es zu einer Wiederbelebung der Wirtschaft mit einem erneuten Wachstum kommen, glaubt die Sparkasse.

Auch andere Kreditinstitute entwickeln ihre Prognosen anhand mehrerer Szenarien. Der größte Unsicherheitsfaktor dabei ist aber, wie lange die Krise und die damit verknüpften Quarantänen andauern werden. Zu Jahresbeginn, also vor der Coronavirus-Pandemie, wurde in Tschechien mit einem diesjährigen Wirtschaftswachstum von rund zwei Prozent gerechnet.

Minister Plaga: Bildungswesen ändert sich wegen Corona-Krise

Die gegenwärtige Corona-Krise drückt auch auf das tschechische Bildungswesen. Eine der staatlichen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus war die Schließung aller Schulen und Universitäten. Schüler und Studenten setzen ihre Bildung nun zu Hause vor dem Computer fort, und dies verändere das Schulwesen. Das sagte Bildungsminister Robert Plaga (Ano-Partei) am Samstag, als er gleichzeitig allen Pädagogen zum Lehrertag gratulierte. Seiner Meinung nach ist das Fernstudium eine anstrengendere Form der Bildung im Gegensatz zum Unterricht mit Direktkontakt zwischen Lehrern und Lernenden. Er dankte den Pädagogen, dass sie sich dieser Veränderung stellen.

Vor einigen Worten hätte man sich solch eine Situation noch überhaupt nicht vorstellen können. Umso mehr schätze er es, wenn die Lehrer jetzt aus der Ferne Lehrmaterialien vorbereiten und einen Unterricht mit Hilfe des Internets planen, lobte Plaga.

Das Wetter am Montag, dem 30. März

Am Montag ist es in Tschechien wechselhaft bewölkt. Besonders im Norden und Nordwesten kommt es zu Schauern mit leichtem Schneefall. Die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen 1 Grad und 5 Grad, in Lagen um die 1000 Meter erreichen Höchstwerte lediglich frostige -4 Grad Celsius. Es weht ein mäßiger Wind aus Nord bis Nordost, der gegen Abend abschwächt.